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Bremer Hochwasserschutz Denkmal- versus Klimaschutz: Was wird aus dem Deichschart am Buntentor

Hat das Denkmal in Bremen-Neustadt eine Zukunft? Im Zuge der Deichertüchtigung könnte das historische Bauwerk aus dem Stadtteilbild verschwinden. Nach einer Studie hat das Umweltressort einen Plan präsentiert.
07.10.2024, 05:00 Uhr
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Denkmal- versus Klimaschutz: Was wird aus dem Deichschart am Buntentor
Von Lennart Bonk
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Für die alteingesessenen Neustädter ist das Deichschart am Buntentorsteinweg ein emotionales Thema. Seit 1882 prägt das Bauwerk das Stadtteilbild am Werdersee. Allerdings erfüllt es nicht mehr die Standards des modernen Hochwasserschutzes. Seit mehr als einem Jahr kämpft der Beirat Neustadt um den Erhalt des Kulturdenkmals. Doch die Zeichen stehen auf Abschied, wie Hauke Krebs von der Umweltbehörde erklärt hat. So sind die Planungen für das Huckelrieder Deichschart.

Was muss man zur Vorgeschichte der Deichschart-Debatte wissen?

Im Zuge der Deichertüchtigung am linken Weserufer hat das Umweltressort das Deichschart als Schwachstelle identifiziert. Ein Weserpegel in Höhe von 7,95 Metern ist mit Blick auf den Klimawandel möglich, wie Berechnungen der Fachleute nahelegen. Im Frühjahr 2023 hat die Behörde erstmals ihre Pläne vorgestellt. Es gab drei Optionen: eine Sanierung, ein Neubau und ein Verschluss der Lücke im Deich. Aufgrund des "Erhaltungszustandes und der Planungsvorgaben" sei der Verschluss die bevorzugte Lösung gewesen. Der Beirat Neustadt beschloss, das Bauwerk als Denkmal anerkennen zu lassen. Das stadtteilprägende Deichschart sollte erhalten werden. Ende 2023 setzte der Landesdenkmalpfleger es als Kulturdenkmal fest. In einer Machbarkeitsstudie prüfte das Umweltressort, ob und wie sich Denkmal- und Hochwasserschutz vereinen ließen. Die Ergebnisse der Untersuchung hat Krebs in der Beiratssitzung am Donnerstag vorgestellt.

Was hat die Umweltbehörde mit dem Denkmal vor?

Das Ziel ist klar: Die Neustadt muss vor Überflutungen geschützt werden. Die Planungsphase des Umweltressorts ist kurz vor dem Abschluss. Da die Mittel für einen Erhalt des historischen Bauwerks fehlen, wird ein ersatzloser Rückbau konzeptioniert, wie Krebs den Beiratsmitgliedern mitteilte. Das Deichschart soll dafür seinen Status als Kulturdenkmal zugunsten des Hochwasserschutzes verlieren. Die Lücke im Deich soll dann geschlossen werden.

Wie hoch sind die Kosten für den Hochwasserschutz am Werdersee?

Rund 1,9 Millionen Euro würde der Erhalt des Denkmals kosten. Ein kompletter Neubau läge bei etwa 1,2 Millionen Euro. Im Vergleich dazu werden 525.000 Euro für den Verschluss der Lücke im Deich veranschlagt. "Diese Summe wird zu 70 Prozent aus Bundes- und zu 30 Prozent aus Landesmitteln finanziert", betonte Krebs. Für die Differenzsumme, die für den Erhalt des Deichschart oder den Neubau nötig wäre, sei kein Geld im Haushalt vorhanden.

Die Behörde habe alles versucht, betont Krebs. Aber eine realistische Option habe sich nicht aufgetan. Eine Förderung durch die Deutsche Denkmalstiftung würde die sicheren 525.000 Euro um lediglich 50.000 Euro erhöhen. Davon würde die Instandhaltung des Denkmals, aber nicht der Neubau von Toren für den Hochwasserschutz finanziert. Andere Fördermöglichkeiten gibt es laut Krebs nicht. Da alle anderen Optionen derzeit nicht finanzierbar sind, plant die Umweltbehörde nun mit dem Verschluss des historischen Deichschart.

Was ist konkret am Deichschart geplant?

Die senatorische Behörde befindet sich derzeit in der Vorplanung. Genaue Pläne gibt es noch nicht. In ersten Skizzen, die auch auf der Webseite des Ortsamtes Neustadt einsehbar sind, wird der Verschluss der Lücke im Deich geplant. Zum Buntentorsteinweg hin soll ein sogenannter "Micropark" entstehen. Von dort aus soll eine Treppe auf den Deich führen. Auf dem Deich ist ein vier Meter breiter Fahrradweg eingeplant. Auf der Böschungsseite zum Werdersee soll ebenfalls eine Treppe führen.

Zum Thema barrierefreier Zugang verwies Krebs auf die Eingänge im Bereich der Haltestellen Kirchweg und Rosenpfad. Über diese Wege sei der Besuch des Werdersees für Menschen mit eingeschränkter Mobilität weiterhin möglich. Sobald es konkrete Pläne für die Gestaltung des Deiches zwischen Piepe und Am Dammacker gibt, werden sie im Beirat vorgestellt. Die Mitglieder müssen dann über den Vorschlag abstimmen.

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Welche Probleme hätte der Erhalt des Deichscharts zur Folge gehabt?

Für den denkmalgerechten Umbau hätten unter anderem um das Denkmal herum neue Flügeltüren eingebaut werden müssen. Für die Brücke, die über die Lücke im Deich führt, wäre eine spezielle Trägerkonstruktion nötig gewesen. Letzteres hätte laut Krebs zu "starken Beeinträchtigungen der Anlieger" geführt. Die größeren Probleme seien allerdings die mangelnde Anpassungsfähigkeit an den Hochwasserschutz sowie die höheren Unterhaltungskosten.

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