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Friedhof Riensberg Schwierige Suche nach einem Ort für Trauernde

Ein Ort für Trauernde auf dem Riensberger Friedhof: Zwei Frauen kämpfen für einen Raum des Austauschs und stoßen auf Hindernisse.
15.02.2024, 05:00 Uhr
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Von Maren Brandstätter

Zweimal im Monat hätten Eva Vonrüti-Moeller und Monika Ingenleuf-Linek gerne einen Ort, an dem sie sich austauschen können – mit Menschen, die genau wie sie jemanden verloren haben, der ihnen nahestand. Die beiden Frauen haben sich vor 14 Jahren auf dem Riensberger Friedhof kennengelernt. Dort pflegen sie regelmäßig die Gräber ihrer Töchter. Damals kamen sie miteinander ins Gespräch und merkten schnell, wie hilfreich es ist, mit jemandem zu sprechen, dem man den empfundenen Schmerz nicht zu erklären braucht.

Mit der Zeit wurde der Kreis der Menschen, mit denen sie sich regelmäßig austauschten, immer größer. „Es herrscht viel Gesprächsbedarf“, erzählt Vonrüti-Moeller. Darüber, wie man es schafft, den schweren Verlust anzunehmen und ins eigene Leben zu integrieren, über das Alleinsein und auch über ganz alltägliche Themen. „Betroffene können anders darauf eingehen, weil sie all die geschilderten Gefühle kennen“, sagt sie.

Raum für Gespräche

Um für dieses Bedürfnis nach Austausch eine regelmäßige Anlaufstelle zu haben, organisierten die beiden Frauen im vergangenen Sommer ein offenes Gesprächsangebot auf dem Friedhof. Zunächst am anonymen Gräberfeld, wo sich die Teilnehmer an zwei Freitagen im Monat jeweils für zwei Stunden trafen. Die Resonanz sei gut gewesen, der Gesprächsbedarf groß, berichtet Ingenleuf-Linek. Wichtig sei ihr dabei, dass es sich bei dem Angebot nicht um eine professionelle Beratung handelt. „Wir sind keine ausgebildeten Trauerbegleiterinnen“, betont sie. Sie wollen dem Gesprächsbedarf lediglich einen Raum geben. Und das im doppelten Sinne. Denn im letzten Jahresquartal wurde den Teilnehmern des Gesprächskreises der Treffpunkt unter freiem Himmel irgendwann zu kalt, und die beiden Organisatorinnen suchten wie schon im Frühsommer erneut das Gespräch mit der Friedhofsleitung. Ihre Bitte: die Treffen künftig in einem der Friedhofsgebäude abhalten zu dürfen.

Große Ansprüche stellen Vonrüti-Moeller und Ingenleuf-Linek dabei nicht. Eigentlich gehe es ihnen nur darum, ein Dach über dem Kopf zu haben, sagen sie. Doch ihr Anliegen gestalte sich schwieriger als gedacht. In zahlreichen Gesprächen habe die Friedhofsverwaltung zwar Offenheit signalisiert, aber auch diverse formelle Bedenken geäußert, ihnen zweimal im Monat einen Raum für ihre Treffen zur Verfügung zu stellen. „Das ist sehr anstrengend und geht an die Kraft“, sagt Vonrüti-Moeller. Deshalb hat sie sich jetzt gemeinsam mit Ingenleuf-Linek an den Sozialausschuss des Schwachhauser Beirats gewandt. Der sagte ihnen nicht nur Unterstützung zu, sondern teilte auch ihre Verwunderung darüber, dass sich die Realisierung ihrer Pläne derart schwierig gestaltet.

Anfrage des Ortsamtes bleibt unbeantwortet

Ortsamtsmitarbeiter Thomas Berger hatte im Vorfeld zur Ausschusssitzung eine Anfrage an die Friedhofsverwaltung geschickt, die bislang allerdings unbeantwortet geblieben sei. Ortsamtsleiter Ralf Möller hatte sich in der Angelegenheit bereits im Dezember an den zuständigen Fachbereichsleiter beim Bremer Umweltbetrieb (UBB) gewandt und wartet noch immer auf Antwort. „Wir hätten gedacht, dass ein derartiges Angebot auch im Interesse des UBB ist und die Prüfvorgänge nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen“, betont er. Er gehe davon aus, dass in den vorhandenen Räumlichkeiten der ehemaligen Verwaltungsgebäude genügend Raumkapazitäten vorhanden sein müssten, um zweimal im Monat für zwei Stunden einen Tisch und ein paar Stühle zur Verfügung zu stellen.

Der UBB betont auf Nachfrage, dass er die ehrenamtliche Trauerarbeit von Vonrüti-Moeller und Ingenleuf-Linek sehr begrüße. „Wir stehen seit vergangenem Jahr in Kontakt und haben uns gefreut, dass die Treffen im Freien gut gelaufen sind“, teilt eine UBB-Sprecherin mit. „Dass für die kalten Monate ein Raum gesucht wird, ist mehr als verständlich.“ Vor dem Hintergrund des laufenden Friedhofsbetriebs sei es allerdings sehr schwierig, regelmäßig einen geeigneten Raum zur Verfügung zu stellen. Schließlich müsse ein solches Angebot für trauernde Angehörige zuverlässig eingehalten werden können. Der UBB sei aber weiterhin daran interessiert, gemeinsam eine Lösung zu finden. „Wir prüfen derzeit, ob wir ein Angebot machen können und gehen dann auf den Ortsamtsleiter und die Bürgerinnen zu“, stellt die Sprecherin in Aussicht.

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