Wie man sich mit vielfältigen Aktionen gegen Rassismus engagieren kann, zeigen die Aktionswochen "Gemeinsam gegen Ausgrenzung und Diskriminierung" im September in Bremen-Nord. Warum die Aktionswochen stattfinden und welche Institutionen sich an den Veranstaltungen beteiligen.
Warum finden die Aktionswochen im Bremer Norden statt?
Den Hintergrund der Aktionswochen erklärt Jan Rettig, Mitarbeiter bei "Partnerschaft für Demokratie", damit, dass Vorfälle von Diskriminierung in Bremen-Nord ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden sollen. So wurde die Aktion 2017 aus der Taufe gehoben und verknüpfen seither Workshops, Lesungen, Vorträge und sonstige Veranstaltungen thematisch. Die "Partnerschaft für Demokratie" unterstützt die Aktionswochen dabei im Rahmen des Projektes "Demokratie leben!" finanziell. "Mittlerweile sind die Aktionswochen zu einer festen Institution geworden", so Rettig.
Vor Ort werden die Veranstaltungen der Aktionswoche von der "Werkstatt Antidiskriminierung e. V." koordiniert. Auch das Kulturbüro Bremen-Nord engagiert sich. "Wir wollen uns dafür stark machen, dass Bereiche beleuchtet werden, in denen Diskriminierung stattfindet und diese in die Öffentlichkeit bringen", erklärt Malte Prieser, programmatischer Leiter des Kulturbüros. So finden zum Beispiel im Kito zwei Veranstaltungen statt, bei denen das Thema "Feminismus" im Fokus steht.
In welchen Bereichen kommt (Alltags-)Rassismus vor?
Die Beschwerden über rassistische oder vorurteilsgeprägte Diskriminierungen, die den "Bremer Rat für Integration" (BRI) erreichten, waren der Anlass für ein Kooperationsprojekt von BRI, Polizei Bremen und der Universität Bremen, die eine Studie mit dem Titel "Sichtbarmachung vorurteilsgeleiteter Straftaten gegenüber als ‚fremd‘ markierten Personen in Bremen" durchführten. Die Studie diente dabei zum Einstieg in das Thema, da zuvor zu dieser Thematik noch keine Datenerhebungen vorlagen. 2022 wurden die Ergebnisse der Studie vorgestellt. Eine Erkenntnis war, dass die meisten Vorfälle von Alltagsrassismus im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel an Haltestellen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln vorkommen. Aber auch am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, in der Schule oder im Supermarkt können rassistische Vorfälle passieren.
Dies zeigt auch der Fall eines libyschen Familienvaters, der im Februar von einem unbekannten Mann zusammen mit seinen beiden Söhnen vor einem türkischen Supermarkt in Bremen-Vegesack bedroht und rassistisch beleidigt worden sein soll. Der Mann wurde von dem Unbekannten als "Syrer" und "Bomber" bezeichnet.
In der Studie werden, wie im geschilderten Fall, nicht nur verbale Gewalt wie Beleidigungen, Bedrohungen oder Beschimpfungen, sondern auch körperliche Gewalt wie schlagen, treten oder schubsen im Zuge von rassistischen Vorfällen beschrieben.
Gibt es vergleichbare Aktionen auch in der Stadt?
In der Stadt gebe es mehrere Vereine, die das ganze Jahr über Veranstaltungen gegen Rassismus anbieten würden. Im Bremer Norden seien es hingegen weniger Vereine als in der Stadt, weswegen sich eine Bündelung mit mehreren Veranstaltungen in Form von den Aktionswochen anbiete, beschreibt Jan Rettig die Situation im Bremer Norden.
Welche Zielgruppen sollen mit der Aktionswoche angesprochen werden?
Das Angebot bei den Aktionswochen richtet sich vornehmlich an Jugendliche, allerdings sind auch Veranstaltungen für Kinder und für Erwachsene im Programm. So beschreibt Eileen Feketitsch von der Stadtbibliothek Vegesack das Engagement für die Aktionswochen wie folgt: "Als öffentliche Einrichtung wollen wir mit unserem Angebot unterschiedliche Zielgruppen erreichen und uns so dafür einsetzen, dass alle an der Gesellschaft teilnehmen können. Zudem wollen wir uns engagieren, um für einen Umgang mit Diskriminierung zu sensibilisieren."
Welche Veranstaltungen finden im Rahmen der Aktionswochen statt?
Zahlreiche Veranstaltungen, wie beispielsweise verschiedene Workshops, unter anderem im DRK Freizeitheim Alt-Aumund oder im Mädchentreff "Lilas Pause", werden während der Aktionswochen angeboten.
Im Freizi findet zum Beispiel ein Workshop über "Verschwörungserzählungen, Klimakrise und Antisemitismus" (Mittwoch, 13. September, 15 bis 20 Uhr) statt. "Auch in diesem Jahr wollen wir zu den Aktionswochen wieder etwas beitragen. So bieten wir dieses Mal mittels verschiedener Kooperationen unterschiedliche Workshops in unseren Räumlichkeiten an", erklärt Sara Dahnken, Leitung Jugendförderung beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), zu dem auch das Freizi gehört.
Beim "feministischen Graffiti-Workshop" im Mädchentreff "Lilas Pause" setzen sich die Teilnehmerinnen künstlerisch mit den Themen "Antifeminismus, Hass und Hetze" auseinander (Montag, 11. September, 15.30 bis 19.30 Uhr). Nicole Abel, Leiterin des Mädchentreffs, erklärt: "Wie in den Jahren zuvor schon, wollen auch wir einen Beitrag zu den Aktionswochen leisten. In diesem Jahr stellen wir unsere Räumlichkeiten für den Workshop zur Verfügung. Bei diesem haben die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich kreativ mit der Thematik auseinanderzusetzen und unter Anleitung entsprechende Graffiti gestalten zu können."