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Nordbremer Institution feiert Geburtstag Wie ein Zuhause

Pünktlich zum Internationalen Frauentag 1997 wurde der Mädchentreff in Vegesack gegründet. Heute zieht die Einrichtung aber nicht nur Mädchen und junge Frauen aus dem Bremer Norden an.
08.03.2022, 17:10 Uhr
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Wie ein Zuhause
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Das Haus mit der Nummer 6 an der Alten Hafenstraße ist nicht nur für Mädchen und junge Frauen aus dem Bremer Norden ein Ort, an dem sie sich gerne aufhalten. Selbst aus der Stadt kommen regelmäßig Besucherinnen. Sie alle nutzen die Angebote des Mädchentreffs Lilas Pause, der in diesen Tagen seinen 25. Geburtstag feiert.

Die Gründung der Einrichtung, die heute von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) betrieben wird, ist eng mit dem Internationalen Frauentag verbunden. Rund um diesen Tag gab es früher die sogenannten Mädchenaktionstage in Bremen-Nord, an denen sich mehrere Jugendeinrichtungen beteiligt haben. "Aus den Mädchenaktionstagen ist auch ein Mädchenparlament hervorgegangen", erzählt Awo-Sprecherin Anke Wiebersiek. "Das hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, einen Mädchentreff im Bremer Norden aufzubauen." Pünktlich zum Internationalen Frauentag im März 1997 wurde die Einrichtung dann eröffnet. 

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Zuvor gab es für Mädchen und junge Frauen weder einen Rückzugsort noch einen geschützten Raum im Bremer Norden. Genauso fehlten spezielle Angebote und ein Ort zum Austauschen. Deshalb haben sich die Teilnehmerinnen der Aktionstage dafür eingesetzt, dass eine Stätte im Bremer Norden geschaffen wird, die all diese Anforderungen erfüllt.

Bis heute spielt der geschützte Raum eine entscheidende Rolle im Mädchentreff Lilas Pause. "Es gibt Mädchen, die dürfen wegen ihres kulturellen Hintergrundes nicht in geschlechtsgemischte Einrichtungen gehen", berichtet Leiterin Julia Kahle. "Teilweise kommen Mütter her und überzeugen sich davon, dass weder Jungs die Einrichtung besuchen noch Männer hier arbeiten." Viele Familien seien um ihre Töchter sehr besorgt und hätten große Ängste um sie. Die Mütter und Väter hätten den Wunsch, ihre Kinder bestmöglich zu schützen. Deshalb sei es nach wie vor wichtig, dass die Angebote im Mädchentreff von Frauen für Frauen sind.

Auch wenn sich die Bedarfe bei den Mädchen und jungen Frauen in den vergangenen 25 Jahren nicht geändert haben, ist die Arbeit der Einrichtung heute trotzdem eine andere. "Damals hat es hauptsächlich feste Gruppenangebote gegeben", sagt Anke Wiebersiek. Im Laufe der Jahre sei man aber dazu übergegangen, den Nordbremerinnen offene Angebote zu unterbreiten. "Durch die Corona-Pandemie mussten wir allerdings teilweise wieder auf Gruppenangebote setzen", sagt Julia Kahle. Dadurch sei es aber möglich gewesen, den Betrieb trotz der Einschränkungen aufrechtzuerhalten.

Doch mittlerweile kann die Stätte so langsam wieder zum Modell der "offenen Tür" zurückkehren. Genau so hat auch Sevgi Sagaltici die Einrichtung kennengelernt. Vor zehn Jahren war sie das erste Mal als Besucherin dort, seit November vergangenen Jahres absolviert sie im Mädchentreff ein Freiwilliges Soziales Jahr. "Ich bin täglich nach der Schule hierhergekommen. Man hat geklingelt und das Gefühl gehabt, zu Hause angekommen zu sein", erinnert sie sich. "Wir haben gemeinsam gekocht und unsere Hausaufgaben gemacht."

Wer bei den Hausaufgaben Hilfe benötigt, kann sich an die Mitarbeiterinnen der Einrichtung wenden. "Wir haben aber auch eine Übungsleiterin, die zum Beispiel im vergangenen Jahr Prüfungsvorbereitungen angeboten hat", erzählt Julia Kahle. "Die schulische Belastung war einfach sehr hoch. Und das hat sich auch auf die Psyche der Mädchen ausgewirkt. Deshalb haben wir dieses Angebot zusätzlich geschaffen." Außerdem finden die Besucherinnen in den Räumen etwas, was sie zu Hause vielfach nicht haben: Computer, Drucker, Internet und einen Raum, in dem sie sich in Ruhe auf ihre Hausaufgaben konzentrieren können. "Wir unterstützen aber nicht nur bei schulischen Dingen, sondern auch bei Bewerbungen", ergänzt Nicole Abel, die als Sozialpädagogin in der Einrichtung arbeitet. "Manchmal kommen Mädchen zu uns, die sich gerade auf einen Praktikumsplatz oder eine Ausbildungsstelle bewerben. Und dabei helfen wir ihnen dann."

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Doch die Hilfe bei Hausaufgaben und Bewerbungen steht nicht im Vordergrund für die Mitarbeiterinnen. "Weil die schulische Belastung groß ist, wollen wir Angebote schaffen, die einen Ausgleich bieten", sagt Julia Kahle. Dabei richtet sich die Einrichtung nach den Interessen der Mädchen. "Wir haben zum Beispiel ein Tanzangebot im Bereich K-Pop, der aktuell sehr beliebt ist", erzählt sie. Darüber hinaus können sich die Mädchen künstlerisch betätigen sowie gemeinsam kochen und backen. Außerdem stehen Spielekonsolen, Computertablets und Gesellschaftsspiele bereit. "Manche Mädchen kommen aber auch nur zum Chillen her, weil sie zu Hause nicht die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen", sagt Kahle. 

Der Mädchentreff bietet aber auch regelmäßig Ausflüge an, etwa zum Bubble-Tea trinken. "In den Ferien stehen auch größere Ausflüge an, zum Beispiel nach Hamburg ins Kunstmuseum oder in den Heide-Park", erzählt sie. "Aber auch hierbei ist Partizipation sehr wichtig. Deshalb besprechen wir immer mit den Mädchen, worauf sie Lust haben."

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