Der Haushalt für das nächste Jahr ist nicht beschlossen. In der haushaltslosen Zeit heißt es für Jugendfreizeiteinrichtungen erst mal: ausharren. Doch fest steht, das Programm muss gekürzt werden. Larissa Krümpfer, Fachbereichsleiterin der Arbeiterwohlfahrt (Awo), sagt: "Bis ein neuer Haushalt beschlossen ist, müssen wir mit dem Geld umgehen, das vorhanden ist. Doch das reicht in allen Stadtteilen nicht aus."
In Controllingausschüssen der jeweiligen Stadtteile wurde über die Mittelverteilung der Sozialdeputation entschieden – in vielen erfolglos. Krümpfer sagt, "dass häufig keine Mehrheiten erzielt wurden, weil die Mitglieder bestehend aus ehrenamtlichen Beiräten und Vertretern der Trägervereine nicht die Verantwortung tragen wollen, zu entscheiden, wer schließt." Der Mittelverteilungsplan gilt für alle Träger, unter anderem die Awo und das Deutsche Rote Kreuz (DRK).
Kürzungen in Personal und Programmen
Für Krümpfer heißt das, dass sie mit dem Geld rechne, das im Mittelverteilungsplan für die einzelnen Stadtteile angerechnet wurde. In Vegesack reiche es immerhin aus, das Personal mit gleicher Stundenzahl weiterzubeschäftigen. Doch Stellen, die vorher gekürzt oder unbesetzt wurden, entfallen bis zur nächsten Haushaltsaufstellung.
Der Mittelverteilungsplan für Vegesack sah einschließlich mit der Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes vor, dass in allen Einrichtungen Programmgelder gekürzt werden. "In beiden Einrichtungen der Awo in Vegesack wird die Übungsleitung gekürzt oder komplett gestrichen." Für die Jugendlichen bedeutet das, dass es kein zusätzliches Angebot außer dem reinen Öffnen der Einrichtung geben würde: keine Berufsberatung oder Hausaufgabenbetreuung. "Zum Verständnis: Wir haben dann im Jugendhaus in Vegesack nur ein Angebot und das ist eine offene Tür."
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Krümpfer erzählt: "Ich halte das wirklich für kontraproduktiv. Wir haben in Zukunft keine Einzelberatung, niemand fängt Jugendliche auf, es gibt keine Hausaufgabenbetreuung mehr. Dabei ist der Bedarf da, Jugendliche individuell zu schützen." Sie schätzt zudem, dass es für junge Menschen in Stadtteilen wie Vegesack herausfordernder sein wird, Unterstützungsangebote zum Arbeitsmarkt zu finden.
Für Einrichtungen mit Angeboten für Jugendliche, die sich nicht mit dem männlichen Geschlecht identifizieren, sei es schwieriger, auszuweichen. Krümpfer sagt, dass viele junge Mädchen Einrichtungen wie "Lilas Pause" besuchen, weil sie nicht in andere Einrichtungen dürften.
Auch für die Awo-Jugendeinrichtungen in Burglesum gebe es ein finanzielles Defizit. Krümpfer schätzt, dass zwischen 20.000 bis 30.000 Euro, "nur um den Status quo aufrechtzuerhalten". Auch in Burglesum werden die Mittel für die Übungsleitung und Programme gekürzt.
In allen Einrichtungen werden zudem die Öffnungszeiten heruntergeschraubt. Auch müsste man damit rechnen, dass die Einrichtung mit so wenig Personal immer häufiger schließen müssten.
"Letzte Woche wurde fraktionsübergreifend in der Bürgerschaft gesagt, wie wichtig offene Jugendarbeit für die Stadt sei", sagt Krämpfer, "doch das kostet Geld." Krümpfer fordert, dass sich zukünftig an der Finanzierung etwas ändere. Sie hoffe, die Politik halte ihr Versprechen ein.
Umwidmung
Sara Dahnken vom DRK hat eine konkrete Idee, wie die Einrichtungen die haushaltslose Zeit überbrückt werden könnte. Das Geld hätte aus einer Umwidmung kommen können, sagt sie. "Es gibt 500.000 Euro in dem Rahmentopf für offene Jugendarbeit für die Stadtteile für größere Investitionen. Jeder Stadtteil könnte selbst entscheiden, ob er es nicht lieber für Personal ausgeben wollen würde." Die Sozialbehörde habe entschieden, dass die Umwidmung nicht rechtens sei. Dahnken sagt: "Wir haben das geprüft und festgestellt, es ginge doch, aber die Stadt stellt sich quer."

Sara Dahnken vom Deutschen Roten Kreuz hat eine Idee, wie das Fanzierungs-Problem zunächst gelöst werden könnte.
Dafür habe sie kein Verständnis: "Allen ist klar, dass die Freizis einen riesigen Beitrag in der Integrationsaufgabe leisten. Der Bund, die Länder, die Städte stellen fest, dass es den Jugendlichen schlechter geht. Die Probleme sind komplexer und wir bauen immer weiter Personal ab."
Sie bemängele zudem, dass es scheint, ob die Stadt kein Konzept habe. Die sozialen Einrichtungen würden seit Jahren kalte Kürzungen erleben. Neben den höheren Tarifzahlungen steigen die Betriebskosten, was bereits zusätzlich ein Problem war. "Und jetzt werden uns die Mittel gekürzt", so Dahnken.
Deswegen appelliert sie, ab Januar für die haushaltslose Zeit die Umwidmung zu genehmigen. Danach muss sich die Politik überlegen, wie Jugendförderung konzeptionell aussehen müsse. "Die Folgen sind nämlich klar: Je weniger Geld wir in Präventionsarbeit stecken, desto mehr Jugendliche landen in Hilfesystemen, was für die Stadt teuerer wird." Es brauche eine langfristige Lösung.