In diesen Tagen loten Nordbremer Einzelhändler aus, wie sie angesichts der steigenden Energiepreise ihren Verbrauch senken können. Dabei haben sie nicht nur das Wohl ihrer Kunden im Blick, sondern auch das der Mitarbeiter.
"Die steigenden Energiekosten bereiten mir schon Sorge", sagt Kai Horstmann. Deshalb hat der Inhaber des Modegeschäftes Cactus, das es unter anderem in Vegesack, Lesum und in Schwanewede gibt, verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Energieverbrauch in seinen Filialen zu senken. Dazu zählt etwa, dass er die Heizung in seinen Geschäften drosselt. "Deshalb werden wir die Türen in diesem Winter auch nicht offenhalten", sagt er. Und damit die Nachzahlungen im kommenden Jahr nicht allzu hoch ausfallen, zahlt er schon jetzt mehr Nebenkosten. "Je nach Filiale haben wir die Abschläge um 50 bis 70 Prozent erhöht", so der Unternehmer.
Um Geld sparen zu können, investiert Kai Horstmann außerdem in LED-Beleuchtung. Die gibt es zwar schon in vielen seiner Filialen, aber eben noch nicht in allen. Deshalb werden die alten Lampen nun durch neue ersetzt. Darüber hinaus hat er die tägliche Beleuchtungszeit seiner Schaufenster um vier Stunden reduziert. Am Sonntag bleibt das Licht noch länger aus. "So können wir pro Woche rund 40 Stunden an Beleuchtung einsparen", sagt Horstmann.
Doch um den Energieverbrauch zu senken, reduziert er nicht nur die Temperatur und die Beleuchtung in seinen Geschäften. "Wir werden ab dem 1. Oktober in all unseren Filialen morgens eine halbe Stunde später öffnen und abends eine halbe Stunde eher schließen", kündigt Kai Horstmann an.
Im Kontor zum Alten Speicher dagegen werden die Öffnungszeiten vorerst nicht angepasst. "Sollten die Mieter mit dem Wunsch auf uns zukommen, die Öffnungszeiten zu reduzieren, würden wir darüber nachdenken" sagt Center-Manager Stefan Sahr. "Doch im Moment ist das nicht vorgesehen." Stattdessen schaltet das Einkaufszentrum seine Leuchtreklame eher aus und hat die Beleuchtung im Parkhaus um ein Drittel reduziert. "Wir haben an diversen Schräubchen gedreht und sind damit näher an die Schmerzgrenze herangegangen", sagt er. "Wir brauchen eine gewisse Komfortzone, damit unsere Kunden sich wohlfühlen. Innerhalb derer haben wir bisher am unteren Ende gearbeitet." Nun habe man diese Marke noch leicht überschritten.
Für die Kundinnen und Kunden macht sich das nicht nur an der Beleuchtung bemerkbar, sondern auch an der Temperatur im Center, die nun gedrosselt wird. Darüber hinaus ist von zwei Aufzügen einer außer Betrieb. "Damit alle drei Etagen auch weiterhin barrierefrei erreichbar sind, muss ein Fahrstuhl im Einsatz bleiben", schildert Sahr. "Eine Möglichkeit, um sich von Etage zu Etage zu bewegen, reicht nicht." Deshalb sei das Centermanagement dazu verpflichtet, neben den Rolltreppen auch einen Lift für seine Kunden vorzuhalten. Zusätzlich stünden Nottreppenhäuser zur Verfügung.
Die Frage, wie Energie gespart werden kann, beschäftigt auch Claudia Schwinning. Die Inhaberin des gleichnamigen Edeka-Centers in Blumenthal hat sich am Montag mit ihren Mitarbeitern zusammengesetzt, um Einsparungsmöglichkeiten zu suchen. Doch die sind begrenzt. "Bei der Kühlung zum Beispiel ist Sparen unmöglich", sagt sie. Schließlich verderben Lebensmittel, wenn sie nicht richtig gekühlt werden. Genauso schwierig sei es, die Beleuchtung zu reduzieren. "Aufgrund des Standortes können wir nicht um 20 Uhr die Lichter auf dem Parkplatz ausschalten", sagt Schwinning. "Immerhin haben wir dort LED-Lampen."
Einige Optionen gibt es allerdings doch, um die Energiekosten zu senken. So wird etwa im Bereich der Bäckerei am Nachmittag künftig nur noch ein Ofen in Betrieb sein. Vorher waren es ganztägig zwei. Auf die Auswahl an Backwaren wird sich diese Maßnahme aber nicht auswirken. "Wir können den Wegfall des einen Ofens durch den anderen kompensieren", sagt Schwinning. "Zudem verkaufen wird durch die steigenden Preise im Moment auch etwas weniger Backwaren", ergänzt Mitarbeiter Tobias Konior.
Außerdem will Schwinning die Temperatur im Markt senken. Doch auch dort sieht sie nur wenig Spielraum. "Nicht nur der Einzelhandel hat immense Personalprobleme", erklärt die Marktinhaberin. "Wenn einem dann die wenigen Menschen, die man noch hat, wegbrechen, weil sie gefroren haben und dadurch krank werden, ist das schwierig."
Grundsätzlich könnte sie sich auch vorstellen, die Öffnungszeiten zu reduzieren. Eine Grundvoraussetzung dafür sei allerdings, dass alle Supermärkte in der Stadt diesen Weg gehen. "Mit Blick auf den Personalmangel könnte man mit kürzeren Öffnungszeiten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", sagt Claudia Schwinning. Zum einen würde der Personalbedarf sinken, zum anderen der Energieverbrauch.