Vielerorts erreichen die Pegelstände in diesen Tagen historische Tiefstwerte. Grund dafür ist die anhaltende Dürreperiode. In Teilen Niedersachsens wirkt sich die Trockenheit bereits auf den Fährverkehr aus. Die Weserfähre Großenwieden (Landkreis Hameln-Pyrmont) etwa kann zurzeit nur maximal ein Auto befördern. Da weitere Einschränkungen nicht auszuschließen sind, rät der Kreis Nutzern, sich vor der Fahrt über den Betriebsstatus im Internet zu informieren. Deutlich entspannter ist die Lage dagegen bei den Fähren Bremen-Stedingen. Hier läuft der Verkehr trotz der Dürre reibungslos.
"Da es sich bei der Weser um ein Tidengewässer handelt, werden wir glücklicherweise von der Nordsee mit ausreichend Wasser versorgt", erläutert Daniel Eichhorn. Nach den Worten des Mitarbeiters der Fährgesellschaft können die Schiffe selbst bei außergewöhnlich niedrigem Niedrigwasser, etwa während einer Springtide und ungünstigen Windverhältnissen, noch fahren. Grund dafür seien die verhältnismäßig geringen Tiefgänge der Fährschiffe. "Allgemein würde die Wassertiefe unter dem Schiff wahrscheinlich auch nicht die Hauptproblematik darstellen. Vielmehr kann es durch die Länge der Anlegerampen dazu kommen, dass der Fuß der Rampe 'trocken fallen' könnte", so Eichhorn. "Wenn dies der Fall sein sollte, dann wäre es dem Fährschiff ab einer gewissen Wasserhöhe nicht mehr möglich, die Klappe abzulegen, um Personen und Fahrzeuge an und von Bord zu lassen."
Doch nicht alle Gewässer stehen im Moment so gut da. Wilfried Döscher spricht in diesem Zusammenhang von zwei Systemen: dem System der Weser und dem Binnensystem. Nach den Worten des Geschäftsführers des Bremischen Deichverbandes am rechten Weserufer kam die Weser am Montagvormittag in Vegesack auf einen Tidenhub von etwa 4,10 Metern. "Das System Lesum und Wümme wird maßgeblich von der Weser beeinflusst", so Döscher. "In den Flussläufen haben wir also überhaupt keine Probleme." Durch Siele, die sich in den Deichen befinden, können Döscher und seine Kollegen die Binnensysteme mit zusätzlichem Wasser versorgen. "Das betrifft vorwiegend den Bereich Blockland, aber auch das System Wasserhorst sowie das gesamte Werderland", sagt er. "Dort haben wir immer ausgeglichene Wasserstände." Döscher spricht von einer komfortablen Situation, die es so in anderen Bereichen nicht gibt. Als Beispiel nennt er den Oberlauf eines natürlichen Gewässers, etwa im südlichen Niedersachsen. "Dort läuft das Wasser nur bergab. Bei uns läuft es tidebedingt in beide Richtungen", erklärt er.
Doch hiervon können nicht alle Gebiete profitieren. "In Bremen-Nord haben wir nur die Zuwässerungsmöglichkeit im Bereich der Rekumer Marsch", erläutert der Geschäftsführer. "Dort gibt es das sogenannte Mühlenwehr. Von hieraus füllen wir das Binnensystem mit Wasser auf." Das ist allerdings bei den Geestbächen Blumenthaler Aue, Schönebecker Aue und Ihle nicht möglich. "Hier sind wir, genauso wie in Südniedersachsen, auf den Zufluss aus dem Oberlauf angewiesen", so Döscher. "Und der ist im Moment denkbar gering."
Am Sonntag vergangener Woche war Wilfried Döscher zuletzt an der Blumenthaler Aue. Da lieferte der Bach noch etwas Wasser. "Das war aber sehr, sehr wenig", sagt er. "Die Schönebecker Aue hat auch noch Wasser, aber auch das ist wenig." Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt er auch für die Ihle, weshalb er von einem Wassermangel in den Geestbächen spricht. "Aus diesem Grund bitten wir die Anwohner dringend, nicht noch Wasser aus den Bächen zu holen, um damit etwa zu gießen", so der Geschäftsführer. "Das Ökosystem fährt hier schon auf Schmalspur. Das sollte man nicht noch weiter beeinträchtigen." Doch die Achtsamkeit der Anwohner allein reicht nicht. Darüber hinaus hofft der Bremische Deichverband am rechten Weserufer, dass es zeitnah ergiebig regnet.

Wilfried Döscher