Die Naturwissenschaften gehören nicht unbedingt zu den Lieblingsfächern der Schülerinnen und Schüler. Um das zu ändern, hat die Initiative "Meermint" vier Standorte im Land Bremen aufgebaut, an denen getüftelt, programmiert, geforscht, experimentiert und gebastelt werden kann. Ein Standort, das Dock Nord, befindet sich auf dem Campus der Constructor University.
Nach den Worten von Juliane Kuhlmann ist das Dock Nord ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche sich mit den sogenannten Mint-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, auseinandersetzen können. Diese Fächer bringt die Dockleiterin aber auch in die Jugend- und Freizeittreffs in Vegesack. "Wir gehen in die Einrichtungen und organisieren gemeinsam mit den Akteuren Angebote, die damit niedrigschwellig und barrierefrei sind", sagt sie. Größere Aktivitäten wie etwa Ferienwochen finden zwar direkt im Dock Nord statt, doch die Kontakte zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden in der Regel zuvor in den Freizis geknüpft.
Mit ihren Angeboten will die Initiative dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche über ihren eigenen Tellerrand schauen. "Wir wollen ihnen einen Blick hinter Dinge ermöglichen, die sie aus ihrem Alltag kennen", sagt Koordinatorin Hanne Ballhausen. Zeitgleich solle den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Angst vor den Naturwissenschaften genommen werden. Um das zu erreichen, werden Fächer wie Mathematik, Physik und Chemie nicht explizit genannt. "Stattdessen sprechen wir zum Beispiel von Challenges im Turmbau, was im Grunde genommen Physik ist", sagt sie.
Auf diese Art und Weise will Juliane Kuhlmann positive Erlebnisse bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erzeugen. "Auch wer in der Schule nicht mitgekommen ist, kann sich hier ausprobieren und dadurch diesen einen Punkt finden, der ihn an Physik oder Chemie interessiert", sagt sie. Darüber könnten die Schülerinnen und Schüler dann den Einstieg in die Naturwissenschaften finden. Um Kinder und Jugendliche für dieses Feld zu begeistern, sei ein erster positiver Impuls sehr wichtig. Doch für diese Herangehensweise würde in Schulen entweder die Zeit oder der Mut fehlen.
Das Dock Nord ist Teil eines Verbundprojektes, das von der Universität Bremen koordiniert wird. Neben dem Standort in Grohn gibt es drei weitere im Land Bremen: das Dock Ost in der Vahr, das Dock West in Gröpelingen sowie das Dock Bremerhaven. "Der Gedanke dabei ist, dass es nicht einen zentralen Ort gibt, zu dem alle aus dem Land Bremen hinkommen müssen", sagt Ballhausen. "Stattdessen verteilen wir die Angebote über das ganze Land. Deshalb gibt es auch den Standort in Bremerhaven."
Jede Dependance ist bei einem Partner untergebracht, der wiederum Teil des Verbundes ist. In Grohn ist die Einrichtung bei der Constructor University angesiedelt, in der Vahr und in Gröpelingen beim Digital Impact Lab sowie in Bremerhaven bei der Phänomenta. Ebenfalls involviert ist das Universum. "Auch wenn die Gesamtprojektkoordination bei der Uni Bremen liegt, sind die anderen Akteure gleichberechtigte Partner", erzählt Ballhausen.
Dass sich das Dock Nord gerade in Grohn befindet, hat einen bestimmten Grund. "Wir haben uns in den sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen angesiedelt, und nicht dort, wo klassischerweise Akademiker wohnen", sagt sie. Ziel dieser Strategie sei es, Kinder und Jugendliche direkt in ihrem eigenen Umfeld zu erreichen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befänden sich in einer vertrauten Umgebung, wodurch eine Hemmschwelle wegfalle.
Die Docks unterscheiden sich nicht nur durch ihre Standorte, sondern auch durch ihre Angebote. "Wir arbeiten sehr eng mit den Studierenden der Constructor University zusammen", erläutert Juliane Kuhlmann. "Die Bachelor-Studierenden bieten im Rahmen ihres Studiums Workshops aus ihren jeweiligen Fachbereichen an." Zurzeit engagieren sich viele Studierende aus den Fächern Biologie und Chemie am Dock Nord, weshalb sie auch besonders stark in den Angeboten vertreten sind. "Da ich selbst Geowissenschaftlerin bin, kommt von mir der weitergefasste naturwissenschaftliche Touch mit Physik und Erdwissenschaften", sagt sie. Besteht bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmer Interesse an einem anderen Schwerpunkt, versucht Kuhlmann ein entsprechendes Angebot zu organisieren.
Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Gesichert ist die Finanzierung allerdings nur bis Ende des Jahres. "Wir haben eine Anschlussfinanzierung für weitere zwei Jahre beantragt", sagt Hanne Ballhausen. Ob es die auch geben wird, stelle sich in den kommenden Wochen heraus. Darüber hinaus erarbeite die Initiative zurzeit verschiedene Optionen, wie das Angebot dauerhaft finanziert werden kann.