Auch wenn noch bis Ende des Monats die Sommerzeit gilt, werden die Tage schon wieder spürbar kürzer. Das bedeutet auch, dass Kinder vermehrt im Dunkeln unterwegs sind. Damit sie trotzdem sicher ankommen, haben verschiedene Akteure im Quartier Hünertshagen zu einem Nachmittag unter dem Motto "Sicherheit durch Sichtbarkeit" eingeladen.
Von Gerhard Thielbar haben die Kinder zum Beispiel erfahren, wie andere Verkehrsteilnehmer sie auch im Dunkeln sehen. "Dabei helfen zum Beispiel Warnwesten oder dreieckige Überwürfe", sagt der Vorsitzende der Verkehrswacht Bremen-Nord. Ebenfalls sinnvoll seien die sogenannten Blinkis, die etwa an der Jacke oder am Schulranzen befestigt werden können. "In der Dunkelheit müssen alle Möglichkeiten, die Kinder sichtbar machen, ausgenutzt werden", betont er.
Darüber hinaus hatten die Mädchen und Jungen die Gelegenheit, ihre Fahrräder von Kontaktpolizistin Michaela Freese kontrollieren zu lassen. "Dabei steht vor allem die Verkehrssicherheit im Fokus: Dazu gehört die Beleuchtung, nach vorne weiß und nach hinten rot, zwei Bremsen, die unabhängig voneinander funktionieren, sowie Katzenaugen beziehungsweise Leuchtstreifen", zählt sie auf. Außerdem überprüft sie, ob die Fahrräder eine Klingel haben. "Wichtig finde ich auch, zu schauen, wie die Stange im Fahrradrahmen sitzt, ob die fest verschraubt ist", so die Beamtin. Denn aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass gerade diese Bauteile häufig wackeln oder gar verrostet sind.
Doch eine gute Ausstattung alleine reicht nicht. "Wenn es dunkel ist, muss das Licht am Fahrrad auch eingeschaltet werden", ergänzt Thielbar. "Es geht nicht nur darum, dass ich etwas sehe, sondern auch, dass ich gesehen werde."
Kommt es zu einem Sturz, kann ein Fahrradhelm vor schlimmeren Verletzungen schützen. "Auch wenn der in Deutschland nicht vorgeschrieben ist, belegen mehrere Untersuchungen, wie sinnvoll es ist, einen zu tragen", erklärt der pensionierte Polizist. Um den Kindern das zu verdeutlichen, hat Thielbar einen Versuch vorbereitet: Dafür versieht er ein rohes Ei mit einem kleinen Helm. Fällt es hinunter, bleibt es heil. Anders sieht es aus, wenn das Ei ohne Helm zu Boden geht. "Dieser Versuch beeindruckt die Kinder schon sehr", berichtet er.
Direkt daneben stehen die Mädchen und Jungen schon Schlange, um den aufgebauten Parcours mit ihrem Roller oder Fahrrad zu meistern. "Die Kinder sollen dazu befähigt werden, das Fahrrad zu beherrschen. Und nicht umgekehrt", erklärt Thielbar. Deshalb hat er unter anderem mehrere Hütchen aufgebaut, die die Kleinen in einem Slalomkurs umfahren müssen. "Dabei lernen sie, den Lenker richtig zu bewegen", sagt er. "Schließlich geht es nicht immer geradeaus." Im Straßenverkehr gilt das zum Beispiel für Hindernisse. Die müssen so umfahren werden, dass man trotzdem nicht vom Fahrrad fällt. Genau diese Fertigkeiten können die Mädchen und Jungen an dieser Station üben.
Die Idee zu der Veranstaltung, die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal stattfand, hatte Sascha Sternberger. "Ich fahre täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit", erzählt der Hauswart der Gewoba. "Insbesondere in der dunklen Jahreszeit ist mir aufgefallen, dass die Kinder vielfach ohne Licht fahren und zudem noch dunkel gekleidet sind." Vor diesem Hintergrund sei er zu dem Ergebnis gekommen, dass im Quartier dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden muss. Also hat er sich an seinen Arbeitgeber gewandt, der das Projekt sofort unterstützt habe. Gleiches gelte für die Vonovia, die ebenfalls Wohnungen im Quartier vermietet.
Trotzdem richtet sich das Angebot aber nicht nur an die Mieterinnen und Mieter der beiden Unternehmen, betont Sternberger. "Es geht um die Sache. Mir ist einfach wichtig, dass die Kinder sicher mit dem Fahrrad zur Schule und wieder nach Hause kommen."
Ein weiterer Projektpartner ist die Hans-Wendt-Stiftung, die sich im Rahmen des Projektes "fünf Quartiere" in Hünertshagen engagiert. Bei Annette Feldkamp bekommen die Kinder unter anderem Reflektoren und Warnwesten. "Sicherheit darf nicht daran scheitern, dass man kein Geld dafür ausgeben kann", sagt die Stiftungsmitarbeiterin.