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Sicherheit in Vegesack Wieso Kontaktpolizisten in anderen Abteilungen aushelfen müssen

Normalerweise sind Kontaktpolizisten ausschließlich in ihrem Quartier unterwegs. Warum das momentan nicht so ist und wie die Perspektive aussieht.
10.10.2023, 18:00 Uhr
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Wieso Kontaktpolizisten in anderen Abteilungen aushelfen müssen
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Geht es nach der Vegesacker CDU, sollen Kontaktpolizisten ausschließlich im und für den Stadtteil eingesetzt werden. Um das zu erreichen, haben die Christdemokraten einen entsprechenden Antrag im Beirat gestellt. Denn momentan müssen die Beamten immer wieder in anderen Abteilungen aushelfen.

Nach den Worten von Jan Müller prägen zwei Faktoren die aktuelle Situation der Bremer Polizei. "Die Aufgaben, die Zahl der Einsätze und die Vorgangsbelastung nehmen zu", sagte der Abteilungsleiter Nord-West während der Beiratssitzung am Montagabend. "Es gibt also immer mehr Aufgaben für einen Personalkörper, der sehr, sehr gerne größer wäre." Bremenweit gebe es aktuell 2600 Polizisten, der Bedarf liege allerdings bei 3100. Diese Zahl sei auch in den Koalitionsverträgen festgelegt worden. Doch um eine solche Mannschaftsstärke erreichen zu können, seien große Mühen notwendig.

Diese Umstände haben dazu geführt, dass Kontaktpolizisten temporär auch in anderen Bereichen eingesetzt werden. So müssen die Beamten unter anderem dabei helfen, liegen gebliebene Anzeigen abzuarbeiten. "Das ist eine Aufgabe, die dringend getan werden muss. Denn das ist auch ein Anspruch der Bürgerinnen und Bürger, dass die Vorgänge vernünftig bearbeitet werden", sagte er. "Das ist keine Kür, sondern Pflicht." Zurzeit müssten die Kontaktpolizisten fünf Vorgänge in der Woche bearbeiten. Pro Akte betrage der Zeitaufwand etwa eine Stunde, sodass die Kräfte rund fünf Stunden in der Woche nicht für den Stadtteil im Einsatz seien. "Die Halde wird bereits kleiner, da neben den Kontaktpolizisten auch viele andere Teile der Bremer Polizei beteiligt sind", so der Abteilungsleiter.

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Dass Kontaktpolizisten für diese Tätigkeiten abgezogen werden, liegt daran, dass ihr Alltag halbwegs planbar ist. "Andere Teile der Polizei hetzten von Einsatz zu Einsatz oder stehen im Stadion", sagte Müller. Um die Situation insgesamt zu verbessern, bekomme etwa die Kriminalpolizei im kommenden Jahr neue Kollegen. Darüber hinaus seien weitere Einstellungen im Polizeidienst vorgesehen, die insbesondere die Kontaktpolizisten in den Stadtteilen entlasten sollen. "Als Polizei wissen wir aber nicht, was morgen passiert. Am Sonnabend sind wir mit einer ganz anderen Situation aufgewacht", sagte er mit Blick auf die Geschehnisse in Israel. Und die wirkten sich auch auf die Bremer Polizei aus. "Es kann immer was passieren, wo alle Mann an Deck kommen müssen – und das gilt dann auch für unsere Kontaktpolizisten – weil wir wieder ein neues Thema auf der Agenda haben, um das wir uns kümmern müssen", erläuterte Müller.

Darüber hinaus mussten die Beamten vorübergehend an den sogenannten Standorten der Zentralen Anzeigenerstattung aushelfen. "Wir haben in Bremen drei Standorte, an denen Bürger Anzeigen erstatten können. Die befinden sich in Vegesack, am Hauptbahnhof und im Polizeipräsidium in der Vahr", erläuterte er. "Das ist für so eine große Stadt nicht gerade viel." Umso wichtiger sei es, dass in diesen Wachen ausreichend Personal da ist.

Das Konzept der Behörde sah vor, dass jeder Kontaktpolizist an einem Tag in der Woche an einem der drei Standorte aushilft. Diese Maßnahme habe sich auf die Sommermonate beschränkt und sei nun im Wesentlichen beendet. "Zum 1. Oktober haben die zuständigen Dienststellen neues Personal bekommen", so Müller. Dennoch könne es in Einzelfällen passieren, dass die Abteilung Kontaktpolizisten zur Unterstützung einsetzen muss.

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Zeitgleich betonte der Abteilungsleiter, wie wichtig Kontaktpolizisten für die Strategie sowie die regionale Polizeiarbeit sind. "Deshalb achten wir darauf, dass Themen wie Opfernachsorge, Brennpunkte aufsuchen und Prävention auch weiter bedient werden können", versicherte Jan Müller.

Mit Blick auf den Antrag der CDU betonte Heike Sprehe (SPD), dass die Sozialdemokraten hinter der Arbeit der Kontaktpolizisten stehen. "Kritisieren muss ich allerdings, dass die CDU einen Antrag in allen Beiräten gestellt hat." Dadurch habe die Eingabe keinen Bezug zu Vegesack. Vor diesem Hintergrund haben die Sozialdemokraten eine Alternative erarbeitet. Die sieht unter anderem vor, dass alle offenen Stellen für Kontaktpolizisten in Vegesack zügig besetzt werden müssen. Darüber hinaus erwarte der Beirat, dass die Beamten weiterhin auch ihren Kernaufgaben nachgehen können.

Eine Entscheidung zu diesem Thema hat das Stadtteilparlament am Montagabend nicht getroffen. Vor dem Hintergrund, dass das Gremium in der kommenden Woche bereits zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt, schlug Thomas Pörschke (Grüne) vor, dass aus den Forderungen der CDU und der SPD ein Antrag wird. "Bei den Kernforderungen sind wir ganz dicht beieinander", stellte er fest. Diesem Appell schloss sich die CDU-Fraktion an. Entsprechend wird das Thema am nächsten Montag noch einmal aufgerufen.

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