Im Auftrag des Sozialressorts hat die Hans-Wendt-Stiftung in den vergangenen zweieinhalb Jahren geschaut, was es im Quartier Hünertshagen braucht, um die Lebenssituation der Menschen zu verbessern. Ein Ergebnis dabei ist, dass weitere Bildungsangebote geschaffen werden müssen. So kam ein Quartiersbildungszentrum für das Viertel ins Gespräch. Doch die Hürden für eine solche Einrichtung sind hoch.
Nach den Worten von Stefan Kunold könnten die Schulen und Kindergärten im Quartier das Projekt unterstützen. "Wenn man eine kleine Bildungslandschaft entwickeln will, die einen starken Einfluss und einen guten Kontakt zu Eltern, Kindern und Jugendlichen hat, wäre es angebracht, dass Soziales und Bildung ein gemeinsames Angebot schaffen", sagte der Vertreter der Hans-Wendt-Stiftung während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Prävention, Sicherheit, Soziales und Integration.
Deshalb habe die Stiftung Kontakt zur Bildungsbehörde gesucht und nachgefragt, ob man sich dort ein entsprechendes Angebot für Hünertshagen vorstellen könne. "Die Schulen vor Ort waren von der Idee begeistert", so Kunold. Weitaus schwieriger sei die Kommunikation mit der Behördenspitze. "Bisher gab es keine Zusammenkunft zwischen den beiden Ressorts auf der Ebene, die ein solches Angebot auch finanzieren kann", sagte der Stiftungsmitarbeiter. Zeitgleich betonte er, dass der Austausch keineswegs abgelehnt worden sei. Die Gespräche würden noch ausstehen.
Geht es nach den Akteuren vor Ort, sollte dabei über ein sogenanntes Quartiersbildungszentrum verhandelt werden. "Wir haben aber die Rückmeldung bekommen, dass ein so großer Begriff die Entscheider in den Ressorts abschrecken würde", sagte er. Vor diesem Hintergrund habe die Stiftung Alternativen erarbeitet. Angedacht ist demnach ein Quartierstreff, der eine spezielle Bildungsausrichtung hat.
Die Aufgabe, ein solches Angebot zu schaffen, liege allerdings nicht bei der Hans-Wendt-Stiftung, betonte Steffen Nadrowski. "Die bremischen Behörden – sprich das Sozial- und das Bildungsressort – müssen sich zusammensetzen und schauen, wie eine solche Einrichtung im Quartier etabliert werden kann", so der Leiter des Referats Soziale Stadtentwicklung. Von einem Quartiersbildungszentrum wolle er in diesem Zusammenhang jedoch nicht sprechen. "Das ist eine feststehende Marke der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung. Wenn man diesen Begriff verwendet, muss man wissen, dass da eine ganze Reihe von Verfahren, Vorgängen und Strukturen mit verbunden sind", sagte der Behördenvertreter.
Aus Sicht des Sozialressorts sei es aber trotzdem erforderlich, dass in Hünertshagen ein Treffpunkt entsteht. "Die Infrastruktur vor Ort ist durchaus ausbaufähig, da muss etwas her", betonte Nadrowski. "Es sollte auch ein Angebot geschaffen werden, das dem Bildungsanspruch genügt." Ein Quartiersbildungszentrum werde dort aber wahrscheinlich nicht entstehen.
Quartiersbildungszentren arbeiten mit Schulen zusammen
Vor diesem Hintergrund wollte Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik wissen, inwieweit sich ein Quartiersbildungszentrum von einem Quartierszentrum mit Bildungsschwerpunkt unterscheidet? "In einem Quartierszentrum ist ein Quartiersmanagement lokal angesiedelt", erläuterte Nadrowski. "Zudem gibt es Veranstaltungs- und Beratungsräume, die von den Bürgerinnen und Bürgern im Quartier genutzt werden können." Was dort geboten werde, unterscheide sich von Zentrum zu Zentrum. Das Thema Bildung sei in diesen Einrichtungen bisher jedoch kein Schwerpunkt.
Ein Quartiersbildungszentrum dagegen arbeite grundsätzlich mit einer Schule zusammen, erklärte Stefan Kunold. "Der Auftrag dabei ist, Bildungsbedingungen von Kindern im Alter von null bis zwölf Jahren sowie deren Eltern zu verbessern." Fehle beispielsweise ein Deutschkurs für Mütter und Väter, müsse das Quartiersbildungszentrum einen organisieren. Wie das im Detail funktioniere, richte sich nach den individuellen Bedarfen vor Ort. "Für die Kinder muss es nicht zwingend mehr Unterricht in der Schule geben. Es kann auch sein, dass ein Schwerpunkt auf den Bereich Frühförderung gelegt wird", so Kunold. Damit würden die Mädchen und Jungen bereits unterstützt werden, bevor sie in die erste Klasse kommen. Und das sei deutlich wichtiger, als das Lernangebot in den Schulen auszuweiten.
Zusammenarbeit mit Bildungsressort
Bereits im Oktober hatte der Beirat im Rahmen seiner Haushaltsanträge Geld für ein Quartiersbildungszentrum in Hünertshagen gefordert. Diese Anfrage hatte das Gremium sowohl an das Sozial- als auch an das Bildungsressort gestellt. "Da wir für Quartiersbildungszentren nicht zuständig sind, können wir sie auch nicht finanzieren", sagte der Behördenvertreter. Trotzdem sehe das Sozialressort es als seine Aufgabe an, sich des Themas anzunehmen und Gespräche mit der Bildungsbehörde zu führen. "Das Ziel ist, dass wir innerhalb des nächsten halben Jahres prüfen, wie wir in einen Prozess kommen, in dem die Bedarfe des Quartiers aufgenommen werden", so Steffen Nadrowski. Dieser Schritt sei notwendig, da die Sozialbehörde ein solches Angebot nicht alleine aufbauen könnte. Aufgrund der Bildungsausrichtung, die die Einrichtung bekommen soll, sei die Unterstützung aus dem Hause von Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) unerlässlich.