Zweieinhalb Jahre. So lange sollte die Hans-Wendt-Stiftung im Quartier Hünertshagen aktiv sein und ausloten, in welchen Bereichen die Bewohnerinnen und Bewohner Unterstützung brauchen. Dieses Projekt läuft eigentlich Ende Dezember aus. Doch inzwischen steht fest, die Arbeit wird auch im kommenden Jahr weitergehen.
Dass die Stadt den Vertrag mit der Hans-Wendt-Stiftung verlängern will, liegt laut Bernd Schneider an der Bevölkerungsstruktur. "Im Quartier Hünertshagen leben überproportional viele Menschen aus zugezogenen Familien mit minderjährigen Kindern", sagt der Sprecher von Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD). "Jenseits von Schule und kleiner Kita fehlt es an erreichbaren Treff- und Kommunikationsorten; bisher vorhandene Strukturen sind teils weggefallen." Vor diesem Hintergrund sehe die Behörde auch weiterhin sozialpolitischen Handlungsbedarf. "Daher beabsichtigt die Senatorin, Hünertshagen auch 2024 aus dem Landesprogramm 'Lebendige Quartiere' zu fördern", so Schneider.
Zunächst soll das Projekt um ein Jahr verlängert werden. Wie viel Geld die Stadt der Hans-Wendt-Stiftung für diesen Zeitraum zur Verfügung stellt, steht aber noch nicht fest. "Die Haushaltsberatungen sind noch nicht abgeschlossen. Deshalb kann man jetzt noch nicht genau sagen, in welchen Bereichen unseres Etats wie viel Geld zur Verfügung stehen wird", so der Behördensprecher.
In jedem Fall wird sich aber die Stundenzahl von Annette Feldkamp reduzieren, die seit Juli 2021 in Hünertshagen aktiv ist. "Rechnerisch werden wir auf 12,5 Stunden in der Woche kommen, also die Hälfte des jetzigen Stundenvolumens" informierte Stiftungsmitarbeiter Stefan Kunold den Vegesacker Ausschuss für Prävention, Sicherheit, Soziales und Integration in dieser Woche. "In Phasen großer Belastung kann das Quartier aber auch über mehrere Wochen mit mehr Stunden bedacht werden." Das würde allerdings bedeuten, dass es etwa in den Ferien keine Angebote gebe.
Welche Schwerpunkte die Hans-Wendt-Stiftung im kommenden Jahr setzen soll, steht ebenfalls schon fest. "Im Fokus wird stehen, gemeinsam mit anderen senatorischen Behörden Optionen zu prüfen, ob und wie vor Ort Möglichkeiten für die Entwicklung eines Quartierstreffs bestehen", sagt Bernd Schneider.
Damit verlagere sich die Arbeit mehr in den Bereich der Koordinierung, sagte Stefan Kunold. "Im vergangenen Jahr hat Annette Feldkamp zum Beispiel mit Kindern aus dem Quartier Blumenzwiebeln gepflanzt", sagte er. "Dafür wird im kommenden Jahr wahrscheinlich keine Zeit mehr sein. Stattdessen wird sie sich darum kümmern, dass jemand anderes diese Aufgabe übernimmt."
Das wird auch für die Projektarbeit gelten, auf der ein weiteres Augenmerk liegt. So soll es unter anderem wieder ein Sommerfest geben, das vom Arbeitskreis Quartier veranstaltet wird. Und die Gewoba wird aller Voraussicht nach auch im kommenden Jahr die Veranstaltung "Sicherheit durch Sichtbarkeit" organisieren, bei der Kinder lernen, wie sie sich insbesondere in den dunklen Wintermonaten sicher im Straßenverkehr bewegen.
Welche Pläne Stiftungsmitarbeiterin Annette Feldkamp für das kommende Jahr hat, verrät sie im Rahmen einer Infoveranstaltung, die am Dienstag, 12. Dezember, ab 17 Uhr in der Aula der Grundschule Borchshöhe, Auf dem Flintacker 51, stattfindet. "Bei der Gelegenheit werden wir auch über unsere Aktivitäten in den vergangenen zweieinhalb Jahren informieren und schauen, was sich dadurch verändert hat", sagt sie.
Das Quartier Hünertshagen ist nicht das einzige Viertel, in dem die Sozialarbeit im kommenden Jahr weitergehen soll. "Formal handelt es sich um die Förderschiene 'Kleinst- und Sondergebiete' im Landesprogramm 'Lebendige Quartiere'", erklärt Bernd Schneider. In diesen Gebieten würden nicht genügend Menschen leben, als das dort Förderprogramme wie "Wohnen in Nachbarschaften" greifen können. "Die Senatorin will aber daran festhalten, dass alle Gebiete – Bahnhofsvorstadt, Alwin-Lonke-Quartier, Hünertshagen, Blockdiek und Arsten-Nord – weiterhin gefördert werden", sagt der Behördensprecher.