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Nach der Wahl Vegesack: Welche Ziele Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik hat

Die Strandlust wird Vegesacks neuen Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik genauso befassen wie viele andere Themen. Wie er dazu steht, sagt er im Interview mit der NORDDEUTSCHEN.
05.12.2023, 11:26 Uhr
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Vegesack: Welche Ziele Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik hat
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Herr Sgolik, was hat sich für Sie verändert, seitdem sie nicht mehr Stellvertreter, sondern Verwaltungschef sind?

Gunnar Sgolik: Zum einen hat sich die Themenfülle erweitert, zum anderen ist es natürlich auch so, dass man anders wahrgenommen wird. Man hat andere Aufgaben zu erledigen, auch auf anderen Ebenen. Und es gibt auch wesentlich mehr zu organisieren.

Welche Aufgaben sind denn da zum Beispiel für Sie hinzugekommen?

Man übernimmt in vielen Fällen nun offiziell den Vorsitz. Da gehört sowohl eine Vor- als auch eine Nachbereitung dazu. Es müssen Beschlüsse weitergeleitet und Sitzungen vorbereitet werden. Darüber hinaus läuft die Kommunikation mit den Akteuren im Stadtteil nun viel mehr über mich.

Sie waren gut 20 Monate als stellvertretender Ortsamtsleiter in Vegesack tätig. Inwiefern hilft Ihnen das nun als Verwaltungschef?

Das hilft mir außerordentlich. Ich wurde in dieser Zeit sehr gut eingearbeitet – und das trotz Personalproblemen im Amt. Mein Vorgänger, Heiko Dornstedt, hat das Ortsamt in einem sehr guten Zustand übergeben. Außerdem haben wir eine sehr gute Übergabe gemacht. Und das hilft mir bei der täglichen Arbeit. Dadurch weiß ich, dass die Unterlagen, die wir für die Arbeit benötigen, die Vorbereitungen, die ich bringen muss, auf dem bestmöglichen Stand sind.

Das bedeutendste Thema Ihrer Amtszeit dürfte wohl die Zukunft der Strandlust sein. Wie sieht Ihre Vision für das Areal aus?

Ich persönlich wünsche mir, dass sich das Areal weiterentwickelt und dass es für alle Vegesackerinnen und Vegesacker eine gute Lösung gibt. Eine neue Bebauung wird sicherlich entstehen müssen. Aber ich wünsche mir, dass alle beteiligt werden, der gesamte Stadtteil profitiert und dass die Strandlust wieder ein Aushängeschild für Vegesack wird. 

Als Ortsamtsleiter gehören Sie auch der Jury an, die entscheiden wird, nach welchem Architektenentwurf das Areal gestaltet wird. Wie schauen Sie auf den Tag, an dem das Ergebnis in der Strandlust präsentiert wird?

Ich bin gespannt, welche Unterlagen eingereicht und welche Ergebnisse in der Jury erzielt werden. Und natürlich auch, wie die Öffentlichkeit darauf reagiert. Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, dass auch innerhalb der Jury klar ist, dass es sowohl vom Beirat Vegesack als auch von der Öffentlichkeit Beschlüsse und Forderungen gibt, die in diese Entwürfe einfließen müssen.

Bei Ihrer Bewerbung haben Sie unter anderem die Themen Digitalisierung und hybride Beiratssitzungen angesprochen. Warum sind Ihnen die wichtig?

Zum einen macht es die tägliche Arbeit für uns im Ortsamt wesentlich leichter. Zum anderen, und das ist noch viel wichtiger, wird es für den Bürger transparenter und einfacher, Zugang zu diesen Themen zu erhalten und auch mitzuwirken. Das heißt, die Bürgerbeteiligung wird genauso gefördert wie die Möglichkeit, den Sitzungen beizuwohnen. Im Rahmen der November-Zusammenkunft hatten wir bereits einen hybriden Tagesordnungspunkt, bei dem wir uns noch ein bisschen mit eigenen Mitteln behelfen mussten. Das hat aber durchaus funktioniert. Zudem können auch die politischen Vertreter besser arbeiten. Wenn zum Beispiel mal ein Bus oder ein Zug ausfällt, ist eine Teilnahme an der Sitzung trotzdem möglich.

Inwieweit erleichtert Ihnen denn die Digitalisierung die Arbeit?

Wir streben nicht das papierlose Büro an, das wäre utopisch. Aber die Digitalisierung erleichtert uns den Versand von Vorlagen und Unterlagen. Außerdem können wir diese Dokumente einfacher untereinander teilen. Denn wir können den Behörden über den kürzeren Weg Beschlüsse zusenden und sie digital nachhalten und veröffentlichen. Gleiches gilt für Niederschriften, Bürgerbeteiligungsformate oder auch andere Abfragen. Man hat einen wesentlich schnelleren Zugriff – auch von unterwegs – und kann damit wesentlich flexibler reagieren.

Welche Schritte sind konkret nötig, damit Ortsamt und Beirat digitaler werden können?

Zum einen müssen die Möglichkeiten für eine digitale Sitzung qualifiziert werden. Außerdem brauchen wir die nötige Ausstattung. Das ist sicherlich nicht einfach, aber in Abstimmung mit der Senatskanzlei. Außerdem gibt es einen entsprechenden Beschluss des Beirates. Zum anderen müssen wir – das heißt ich als Ortsamtsleiter sowie meine Kolleginnen und Kollegen – geschult werden, damit wir mit der Technik auch umgehen können. Nur dann laufen die Beiratssitzungen auch sicher.

Was glauben Sie: Wann könnte die erste hybride Sitzung des Vegesacker Beirates stattfinden?

Einige Tagesordnungspunkte, wie beispielsweise während der November-Sitzung, haben wir bereits hybrid durchgeführt. Das hat funktioniert. Wenn es notwendig ist, möchten wir schon jetzt so tagen. Eine komplett hybride Sitzung funktioniert aber erst dann, wenn wir die technische Ausstattung dafür haben. Und aufgrund der Haushaltsverhandlungen kann ich dafür noch kein Zeitfenster geben.

Welche Themen wollen Sie darüber hinaus in den kommenden zehn Jahren voranbringen?

Das sind natürlich die Großprojekte im Stadtteil: Sie haben die Strandlust bereits angesprochen. Wir haben die Entwicklung des Speicher-Quartiers, wo der Bau nun glücklicherweise begonnen hat. Wir haben das Freizeitbad Vegesack, das Steingut-Quartier und die Constructor University als wichtige Punkte im Stadtteil. Außerdem ist mir die Qualifizierung und Verbesserung der Maritimen Meile wichtig. Neben diesen infrastrukturellen Themen gibt es aber auch noch andere, die Vegesack aktuell bewegen. Dazu gehört zum Beispiel die geplante Stadtteilpartnerschaft mit Odessa. Ganz wichtig ist auch der Ausbau der Jugendbeteiligung im Stadtteil und damit die Förderung des Jugendbeirates, dass dieser in Zukunft noch bessere Arbeit machen kann und die Kinder und Jugendlichen künftig noch besser erreicht. Ebenfalls von Bedeutung für Vegesack ist natürlich das Festival Maritim als mit Abstand größte Veranstaltung im Bremer Norden.

Wie sehen Sie bei den infrastrukturellen Themen Ihre Rolle als Ortsamtsleiter?

Grundsätzlich werden wir an verschiedenen Stellen beteiligt. Es liegt aber auch an mir als Ortsamtsleiter, verschiedene Positionen zusammenzuführen und auch für Klarheiten zu sorgen. Denn wir haben es an anderen Stellen in größeren Formaten schon erlebt, dass manchmal Unsicherheiten bestehen. Und die kann man natürlich durch Kommunikation ausräumen, sodass alle Akteure dann an einem Strang ziehen. Denn viele Projekte sind nicht leicht umzusetzen.

Sie haben ja gerade die Jugendbeteiligung schon angesprochen: Als stellvertretender Ortsamtsleiter haben sie den Jugendbeirat federführend betreut. Werden Sie das auch in Zukunft tun?

Der Jugendbeirat hat seit Kurzem eine gültige Geschäftsordnung. In der ist verankert, dass das Gremium durch den Ortsamtsleiter betreut wird.

Das heißt für Sie aber auch, dass Sie eine zusätzliche Aufgabe haben...

Das ist eine zusätzliche Aufgabe, die ich aber sehr gerne mache. Der Jugendbeirat ist eine tolle Aufgabe, die mir sehr großen Spaß macht. Deshalb mache ich das auch sehr gerne weiter.

In der Regel ist der Ortsamtsleiter in Vegesack zeitgleich auch Vorsitzender des Stadtgartenvereins. Wird das bei Ihnen auch so sein?

Das ist bereits der Fall. Während der Jahreshauptversammlung im Oktober wurde ich zum ersten Vorsitzenden gewählt.

Das ist ja ein Ehrenamt. Warum ist es Ihnen wichtig, das auszuüben?

Der Stadtgarten ist ein absolutes Prunkstück Vegesacks und auch wichtig für die Entwicklung der Maritimen Meile und des gesamten inneren Stadtkerns. Denn der Stadtgarten ist vom Anfang bis zum Ende ein wichtiges Verbindungsstück. Wir haben hier eine Maritime Meile, die sonst nirgendwo zu finden ist. Und dieses Alleinstellungsmerkmal müssen wir weiter ausbilden. Der Stadtgarten ist wunderschön und gut gepflegt. Und ich möchte weiter daran mitwirken, dass dies auch so bleibt.

Das Interview führte Aljoscha-Marcello Dohme

Zur Person

Gunnar Sgolik

studierte Public Administration an der Hochschule Bremen. Über das Jobcenter, das Bauamt Bremen-Nord sowie die senatorische Behörde für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau kam er im vergangenen Jahr als stellvertretender Ortsamtsleiter nach Vegesack. Im September wählte der Beirat ihn als Nachfolger von Heiko Dornstedt, der nach 48 Dienstjahren in den Ruhestand gegangen ist.

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