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Klimaschutz beim Bauen So wirkt sich der Bremer Standard auf Großprojekte aus

Bremen will mit der Empfehlung Bremer Standard mehr Klimaschutz beim Bauen fördern. Doch wie sieht es in der Realität aus? Was bedeuten die Regeln fürs neue Speicherquartier und die Sedanplatzumgestaltung?
20.12.2022, 18:00 Uhr
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So wirkt sich der Bremer Standard auf Großprojekte aus
Von Patricia Brandt

Gerade hat die Politik den Bremer Standard für die Entwicklung neuer Wohn- und Geschäftsquartiere beschlossen. Gefördert werden soll der Klimaschutz durch sparsamen Umgang mit Flächen und Wärme aus erneuerbaren Quellen. Aber was bedeutet der Standard für die großen Bauprojekte in Vegesack konkret?

Wird das Bauen jetzt teurer?

Bauen nach Bremer Standard heißt, Baustoffe und Bauweisen einzusetzen, die die CO2-Last der Neubauten mindern. Der Katalog sieht zum Beispiel die Verwendung von viel Holz vor, ebenso Dachbegrünungen. Die Baubranche warnte bereits, dass Bauen nun noch teurer werde. Wie sich der Bremer Standard konkret auf die Baukosten auswirkt, ließe sich jedoch nur schwer kalkulieren, sagt Olaf Mosel, Geschäftsführer von M-Projekt, Bauträger und Projektentwickler in Vegesack, auf Anfrage. Dass die Kosten jedoch langfristig steigen, daran gebe es keinen Zweifel. Mosel nennt dafür ein Beispiel: „Wenn man zum Beispiel einen neuen B-Plan für ein Projekt mit 25 Reihenhäusern und einem Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen braucht, muss man gemäß Bremer Standard pro Bewohner – gehen wir von vier pro Reihenhaus und zwei pro Wohnung aus, wären das hier 120 Bewohner – sechs Quadratmeter öffentlich zugängliche Grünfläche schaffen. Sind in diesem Beispiel 720 Quadratmeter, die nicht bebaut oder als Garten für die Häuser dienen können. Diese 720 Quadratmeter, die natürlich trotzdem angekauft werden müssen, entfallen somit für eine Bebauung und sind quasi wertlos beziehungsweise stellen einen Negativwert dar, da sie von den zukünftigen Eigentümern für die Öffentlichkeit unterhalten werden müssen.“ 

Freiwilliges Angebot oder Pflicht? 

Während die Umweltbehörde auf Nachfrage betont, dass der Bremer Standard als Empfehlung an die Baubranche zu werten ist, sehen einige Abgeordnete der Bürgerschaft dies anders. Philipp Bruck, Bürgerschaftsabgeordneter von Bündnis90/Die Grünen und Sprecher für Klima-, Energie- und Tierpolitik etwa: Er wertet den Bremer Standard als Vorgabe. „Der Bremer Standard sind nicht nur Empfehlungen, sondern die Grundlage der Arbeit des Ressorts. Wir Abgeordneten müssen in der Deputation jedem B-Plan zustimmen – und für uns Grüne ist klar, dass der Bremer Standard gilt und eingehalten werden muss. Damit haben dann auch die Investoren Planungssicherheit, worauf sie sich verlassen können“, sagt Philipp Bruck.

Was bedeutet das für Vegesacks Bauprojekte?

"Für das Speicherquartier kommt der Bremer Standard zu spät, der B-Plan gilt ja schon länger", erläutert Philipp Bruck. Zugrunde liegt dem Projekt ein Bebauungsplan von 2020, als es den Bremer Standard noch nicht gab.

Auch die Pläne zur Umgestaltung des Sedanplatzes  – hier soll ebenfalls ein neues Quartier entstehen – zählt laut Bruck als „Altfall“. Der Bebauungsplan wurde kurz vor dem Beschluss zum Bremer Standard in der Deputation verabschiedet. Geplant ist hier ein Abriss des Finanzamtes, der Markthalle und des Gebäudes, in dem sich ein Asia-Markt befand. Auf der dann freien Fläche wollen die Investoren Thorsten Nagel und Olaf Mosel stattdessen drei Wohn- und Geschäftshäuser errichten. Philipp Bruck zum verpassten Bremer Standard bei diesem Projekt: "In Wirklichkeit wurden ganz viele Aspekte des Bremer Standards darin schon verhandelt. Ich habe mich zum Beispiel dafür eingesetzt, dass die Dachflächen anders ausgerichtet werden, sodass dort mehr Solarenergie möglich ist, das wurde auch umgesetzt. Auch die Wärmeversorgung wird erneuerbar sein, also ohne Öl und Gas. 

Wie klimafreundlich wird das Speicher-Quartier?

"Das Speicherquartier unterliegt aufgrund des bereits im Juli 2020 wirksamen und zugrunde liegenden B-Plans noch nicht dem heutigen Anforderungsumfang des Bremer-Standards. Dennoch wird es im 'SpeicherQuartier' ein klimafreundliches Energiekonzept geben, da wir die Versorgung durch Erdgas als fossilen Energieträger lediglich nur noch zur Deckung der Spitzenlast einsetzen werden", versichert Projektentwickler Max Zeitz. Seine Firma 2P Projektentwicklung will die Umweltwärme als regenerative Energiequelle nutzen und über Wärmepumpen zur Deckung des Heizwärmebedarfs heranziehen. So würde eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage eingesetzt, durch die neben Wärme auch Strom für die Eigennutzung produziert wird. Gut gedämmte Gebäudehüllen sorgten für eine weitere Einsparung von Energie. Ihren Plan, dass das neue Wohn- und Geschäftsviertel am Vegesacker Museumshaven sogar CO2-neutral wird, konnte die Firma jedoch nicht einhalten. Allerdings seien ergänzend Photovoltaik-Anlagen auf geeigneten Dachflächen vorgesehen.

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