Die Grundschule Borchshöhe galt einst als Modellschule: Anstatt von Klasse eins bis vier wurden die Kinder dort bis zur sechsten Klasse beschult. Doch vor gut drei Jahren wurde dieses pädagogische Experiment beendet. Seitdem gibt es neben der Grundschule Borchshöhe auch eine gleichnamige Oberschule. Wie es um die beiden Bildungseinrichtungen steht und wie deren Zukunft aussieht, damit hat sich der Vegesacker Ausschuss für Bildung, Kinder, Jugendliche und deren Familien am Montagabend befasst.
Grundschule Borchshöhe: "Aufgrund der Tatsache, dass wir die Klassen fünf und sechs an die Oberschule abgegeben haben, mussten wir uns pädagogisch neu aufstellen", sagte Schulleiterin Isil Özel. Frontalunterricht gibt es nicht. Stattdessen werden die Kinder in sogenannten Lernhäusern betreut, in denen altersgemischte Gruppen zusammenkommen. "Das hat verschiedene Vorteile: So haben wir in der Gruppe Kinder, die lesen und damit andere auch unterstützen können", so die Pädagogin. "Unser Konzept lebt vom Miteinander und dem gegenseitigen Helfen."
Darüber hinaus gibt es einen engen Austausch mit der Oberschule. Einmal in der Woche treffen sich die Schulleiter und sprechen zum Beispiel über den Schulalltag oder darüber, wie der Übergang von Klasse vier zu fünf organisiert werden kann.
Eine Herausforderung für die Grundschule ist, dass viele Kinder zuvor nicht oder nur kurz in der Kita waren. "Es gibt Kinder, die waren vielleicht ein halbes Jahr im Kindergarten und kommen dann zu uns", sagte Özel. Auch deshalb brauche es in der Schule zusätzliche Angebote wie Ergotherapie oder Logopädie. "Zum neuen Schuljahr werden wir wieder viele Kinder mit unterschiedlichen Bedarfen bekommen" so die Schulleiterin. "Deshalb führen wir gerade Gespräche mit den Kindergärten, um zu erfahren, welche Kompetenzen die Mädchen und Jungen haben und wo sie Unterstützung brauchen."
Oberschule Borchshöhe: Gegründet wurde die Bildungsstätte zum Schuljahr 2020/2021. Doch nach wie vor ist es für die Oberschule schwierig, Lehrkräfte zu finden. "Bei einigen Kolleginnen und Kollegen hört Bremen an der Lesum auf", sagte Schulleiter Daniel Weber. Das Problem sei der Behörde bekannt und betreffe nicht nur die Oberschule Borchshöhe. "Für eine neugegründete Schule ist es natürlich noch mal schwieriger, da wir nicht auf einen Grundstock an Lehrkräften und Referendaren zurückgreifen können", erklärte er.
Zunächst war die Oberschule in den Räumen der Grundschule untergebracht. Mittlerweile nutzt sie Mobilbauten. Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt betonte, dass es lediglich von außen wahrnehmbar sei, dass es sich um Container handele. Dem pflichtete Daniel Weber bei. "Immobilien Bremen sowie das Architekturbüro Rosengart und Partner haben die Schule nach unseren pädagogischen Grundsätzen gestaltet – auch wenn es nur Container sind", betonte der Schulleiter.
Zurzeit zählt die Oberschule etwa 200 Schülerinnen und Schüler. "In den kommenden Jahren wird die Schule kontinuierlich wachsen, sodass wir 2029 auf etwa 550 Schüler kommen werden", sagte er.
Ähnlich wie die Grundschule setzt auch die Oberschule auf Lernhäuser. "Wenn wir komplett ausgebaut sind, werden die Schüler in der fünften Klasse in ihr Haus kommen und es in der zehnten verlassen", informierte Weber. Während die Grundschule ihren Häusern Farben zuordnet, sind es in der Oberschule Künstler wie Banksy, Salvador Dalí und Leonardo da Vinci. "Die Schülerinnen und Schüler haben sich acht Wochen lang mit verschiedenen Künstlern auseinandergesetzt und sich am Ende darauf verständigt, wer Namensgeber für die Häuser werden soll", so Weber.
Doch die Arbeit in Häusern ist nicht das Einzige, was die Oberschule von der Grundschule übernommen hat. "Wir haben von der Grundschule zum Beispiel gelernt, wie wichtig Beziehungsarbeit ist", sagte er. Deshalb seien die Klassen zum Beispiel kleiner als in anderen Schulen. "Außerdem arbeiten wir, genauso wie die Grundschule, jahrgangsübergreifend und projektorientiert."
Quartiersbildungszentrum: Die Akteure sind sich einig, dass es im Quartier nicht nur Bildungsangebote für Schüler braucht, sondern für alle Bewohner. Deshalb gibt es die Idee, ein sogenanntes Quartiersbildungszentrum im Viertel zu etablieren. Nach den Worten von Daniel Weber hat es bereits Gespräche dazu mit der Senatskanzlei gegeben. Weitere sollen demnach folgen. Nach den Worten von Annette Feldkamp, die sich im Rahmen des Projektes "Fünf Quartiere" um das Viertel kümmert, sei ein erstes Gesprächsergebnis, dass dem Bremer Norden mit mehreren kleineren Einrichtungen mehr geholfen ist als mit einer einzigen großen Einrichtung. "Standorte könnten die Schule am Wasser, Hünertshagen sowie Blumenthal-Mitte sein", sagte die Mitarbeiterin der Hans-Wendt-Stiftung.