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Kooperation mit der Ukraine Geplante Stadtteilpartnerschaft Vegesacks: Einen Schritt weiter

Dass Vegesack eine Partnerschaft mit einer Gemeinde in der Region Odessa eingehen will, steht bereits seit Längerem fest. Nun ist auch klar, welche Orte sich beworben haben.
28.03.2025, 17:45 Uhr
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Geplante Stadtteilpartnerschaft Vegesacks: Einen Schritt weiter
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Die Gemeinden Schabo und Avanhard liegen beide in der Region Odessa – und haben sich beide um eine Stadtteilpartnerschaft mit Vegesack beworben. Überzeugt hat aber vor allem die Kandidatur Schabos. Deshalb hat sich der Ausschuss für Stadtteilpartnerschaften nun intensiver mit dem Ort befasst. Nur steht das Gremium nicht in Gänze hinter der geplanten Kooperation.

Im Gespräch mit Freunden aus der Ukraine erfuhr Thomas Pörschke (Grüne), dass Schabo weit über die Grenzen Odessas hinaus bekannt ist. Etwa wie hierzulande Worpswede und Fischerhude. "Nur ist Schabo nicht von der Kunst geprägt, sondern vom Weinanbau", sagte der Ausschusssprecher am Donnerstagabend. Interessant sei aber auch die Geschichte des Ortes. Gegründet wurde er am 10. November 1822 und damit kurz nachdem das Gebiet von der Türkei an Russland überging. Besiedelt wurde es mit verarmten Menschen aus der französischen Schweiz. "Weil die aber mit der Politik Stalins nicht einverstanden waren, gingen sie später wieder zurück in die Schweiz", so Pörschke.

Maritimer Ort im Blick

Ingo Schiphorst (Stimme Vegesacks) überzeugte die Bewerbung nicht sofort. "Schabo ist von den Eigenschaften her nicht das, was ich mir ursprünglich mal vorgestellt habe", sagte er. Als die Idee einer Partnerschaft aufkam, habe er mit einem maritimen Ort in der Ukraine geliebäugelt. "Aber: Schabo ist eine Gemeinde mit Geschichte, und das ist sehr viel Wert", so Schiphorst. Wobei er sich dabei nicht auf die Historie der Gemeinde als Weinanbaugebiet fokussieren würde.

Ähnlicher Ansicht war auch Heike Sprehe (SPD). "Maritim ist Schabo nicht", stellte sie fest. "Es gibt aber andere Dinge, die uns mit der Gemeinde verbinden." Die Sozialdemokratin erinnerte daran, dass der Bremer Ratskeller die größte Sammlung deutscher Weine beherberge. Zudem liege Schabo – genau so wie Vegesack – am Wasser.

Grundsätzliche Bedenken äußerte Heiko Dornstedt (SPD). "Ich versuche für mich herauszufinden, was mit dem Abschluss einer solchen Partnerschaft einhergeht", sagte er. "Berechtigterweise werden mit einer solchen Partnerschaft Erwartungen geweckt." Die Aufgabe des Stadtteils müsse es sein, dass er diese Erwartungen auch erfüllt. Doch diese Möglichkeit sehe er im Moment nicht. "Zwischen Vegesack und Odessa liegen 2000 Kilometer – und damit ist der Weg doppelt so lang wie in unsere Partnerstadt Marzabotto", so Dornstedt. "Und es ist schon schwierig genug, dorthin zu kommen." Eine weitere Hürde sei der Krieg. Dadurch sei ein Austausch von Angesicht zu Angesicht praktisch unmöglich. "Ich würde das gerne anders sehen, aber mir fehlt der Glaube daran, dass wir das realisieren können", sagte er.

Das sah Thomas Pörschke gänzlich anders. Er erinnerte daran, dass ein persönlicher Kontakt zumindest in Bremen möglich sei. Regelmäßig kämen Gruppen aus Odessa in die Hansestadt. "Und dabei geht es nicht um den Austausch von Freundlichkeiten, sondern um das Teilen von Erfahrungen, das Pflegen von Kontakten sowie die Organisation humanitärer Hilfeleistung", so der Grünen-Politiker. Und deshalb könne er sich durchaus vorstellen, dass – auch zu Kriegszeiten – Vertreterinnen und Vertreter aus Schabo nach Vegesack reisen könnten.

Grundlage für die Überlegungen, eine Stadtteilpartnerschaft einzugehen, ist die Patenschaft des Bundeslandes Bremen mit der Region Odessa. "Dass daraus Partnerschaften auf Stadtteilebene entstehen, begrüßen wir sehr", sagte Annette Lang von der Senatskanzlei. Schließlich würden derartige Kooperationen Synergieeffekte nach sich ziehen.

Partnerschaft mit Verpflichtungen

Allerdings erwartet die Kommunalverwaltung in Schabo mehr als einen unterschriebenen Vertrag und einen gelegentlichen Austausch. "Man erhofft sich sowohl eine akute Unterstützung in Zeiten des Krieges als auch eine nachhaltige Partnerschaft mit gemeinsamen Projekten", schilderte Lang. Entsprechend zeitaufwendig sei die Zusammenarbeit für die Akteure in Vegesack.

Die müssten zudem dafür sorgen, dass das Thema auch in der Bevölkerung auf Interesse stößt. Denn nur so sei es möglich, beispielsweise Spenden zu sammeln, die letztlich als Hilfslieferung nach Schabo geschickt werden.

Bei alledem könne der Stadtteil auf die Unterstützung der Senatskanzlei setzen. Allerdings seien die Kapazitäten auch dort sehr begrenzt. Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik betonte, dass die Administration in erster Linie bei ihm und seinen Kolleginnen liegen werde. "Unsere primäre Aufgabe bleibt aber das Stadtteilmanagement für Vegesack", sagte er. Denn es sei damit zu rechnen, dass der Arbeitsaufwand insbesondere in der ersten Zeit immens sein wird. Der Ausschuss hat sich trotzdem darauf verständigt, die Partnerschaft mit Schabo weiter voranzutreiben.

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