Seit mehr als 30 Jahren besteht eine enge Verbindung zwischen Vegesack und der italienischen Stadt Marzabotto. Erst kürzlich war wieder eine Delegation aus dem Bremer Norden vor Ort, um an den Gedenkfeierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Massakers von Marzabotto teilzunehmen. Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik und Ekkehard Bohne von der Internationalen Friedensschule Bremen waren sogar von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einladen worden.
Und deshalb ging es für beide auch mit der Regierungsmaschine nach Italien. "Der Hinflug war noch ohne Frank-Walter Steinmeier", erzählt der Ortsamtsleiter. "Der ist mit dem italienischen Präsidenten mitgeflogen." Denn der war zuvor auf Stippvisite in Deutschland. In der Maschine des Bundespräsidenten konnten indes nicht alle Vertreter aus der Hansestadt mitgenommen werden. Und so haben sich Arianna Pascoli und Marco Eggert vom italienischen Honorarkonsulat in Bremen sowie Vegesacks Beiratssprecherin Heike Sprehe (SPD) gesondert auf den Weg nach Marzabotto gemacht.
Der Vorteil dabei war, dass sie deutlich mehr Zeit vor Ort hatten als Sgolik und Bohne. "Die Reise mit dem Bundespräsidenten war schon sehr sportlich", sagt Sprehe. "Wir sind frühmorgens in Köln gestartet und waren am selben Tag um 18 Uhr schon wieder in Berlin", ergänzt der Ortsamtsleiter.
In Italien angekommen ging es zunächst zu einer Kranzniederlegung auf den Monte Sole. Der historische Park dient seit 1989 als Gedenkort für die Opfer des Massakers. Zwischen dem 29. September und dem 1. Oktober 1944 wurden mehr als 770 Zivilisten – vornehmlich Frauen und Kinder – von Angehörigen einer SS-Division und der Wehrmacht getötet.

Zurück in Vegesack (von links): Arianna Pascoli, Marco Eggert, Gunnar Sgolik, Heike Sprehe und Ekkehard Bohne.
Ein weiterer Programmpunkt war die offizielle Gedenkveranstaltung. "Ich war ganz überrascht, dass der Bundespräsident in seiner Rede explizit auf die Verbindung zwischen Vegesack und Marzabotto eingegangen ist", sagt Sgolik. Darüber hinaus habe er sich sowohl beim Stadtteil als auch bei Sgolik persönlich bedankt. "Wobei ich natürlich betonen muss, dass andere diese Arbeit geleistet haben", so der Ortsamtsleiter. "Dass die Partnerschaft so gepflegt wird, liegt in erster Linie an meinem Amtsvorgänger Heiko Dornstedt."
Dem Vertreter der Friedensschule ist vor allem die Rede von Frank-Walter Steinmeier in Erinnerung geblieben. "Der Präsident sagte: 'Ich bitte Sie im Namen meines Landes heute um Vergebung'", so Bohne. "Darüber hinaus hat er sich dafür entschuldigt, dass die Kriegsverbrechen in Deutschland bis heute leider nicht so bekannt sind, wie sie eigentlich sein sollten." Insgesamt habe Steinmeier Demut ausgestrahlt. Und das sei bei den italienischen Medien sehr gut angekommen. Gleiches gelte für den Umstand, dass er seine Rede auf Italienisch gehalten hat.
Beeindruckt war Bohne auch, wie Steinmeier und Matarella mit den Hinterbliebenen umgegangen sind. "Beide Präsidenten sind auf die Gruppe zugegangen und haben den Familien ihr Mitgefühl ausgesprochen", erzählt er. "Das war für mich eine ganz wichtige Geste, die eine sehr herzliche Atmosphäre erzeugt hat."

In Gedenken an die Opfer des Massakers hat der Vegesacker Beirat einen Kranz in Marzabotto niedergelegt.
Da Sgolik und Bohne zur Delegation von Bundespräsident Steinmeier gehörten, wurden sie im Anschluss von Matarella zum Mittagessen eingeladen. "Dabei saßen wir mit sehr hochrangigen Gästen zusammen", berichtet Sgolik. "Frei nach Volker Ernsting kann man sagen: 'Vegesack grüßt die ganze Welt'." Und gegrüßt habe er nicht nur von dem Stadtteil, sondern auch von Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte.
Darüber hinaus hatte er aber auch die Gelegenheit, den Ehrengästen von Vegesack zu berichten. "Der italienische Botschafter in Deutschland wollte zum Beispiel wissen, was es mit der Partnerschaft zwischen Vegesack und Marzabotto auf sich hat", erinnert sich Sgolik.
Nicht nur deshalb war es dem Ortsamtsleiter ein Anliegen, seinen Stadtteil bei den Feierlichkeiten zu vertreten. "Jede einzelne Zusammenkunft führt dazu, dass unsere Partnerschaft gestärkt wird", sagt er. "Gleichzeitig erinnern wir aber auch an dieses schreckliche Massaker und betreiben indirekt Erinnerungskultur." Und das sei heute wichtiger denn je.