Eigentlich wollte das Afrika-Netzwerk Bremen eine Eröffnungsfeier organisieren und damit die Zwischennutzung der Gläsernen Werft einläuten. Doch nun haben sich die Initiatoren kurzerhand umentschieden und starten ihr Angebot bereits zum Festival Maritim.
Eine erste Veranstaltung in dem Restaurant an der Maritimen Meile gab es bereits am Mittwoch. "Da wurde der Raum von Jesiden genutzt, die dem Genozid an ihrem Volk gedacht haben", erzählt Virginie Kamche. Für dieses Wochenende plant das Afrika-Netzwerk Bremen nach den Worten seiner Vorsitzenden nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein gastronomisches Angebot. "Wir werden afrikanische Spezialitäten, wie zum Beispiel gebratene Kochbananen und Ingwersaft, verkaufen", sagt Kamche. "Außerdem wird der jesidische Verein grillen."
Da es nach wie vor keine Küche in der Gläsernen Werft gibt, müssen die Ehrenamtlichen improvisieren. "Wir werden vieles zu Hause vorbereiten", erzählt sie. Was vor Ort erwärmt werden muss, landet auf dem Grill. Den konnte sich das Netzwerk für dieses Wochenende ausleihen.
Damit Speisen künftig auch in dem Restaurant zubereitet werden können, will der Verein unter anderem eine Küche und einen Kühlschrank anschaffen. Doch bisher fehlte dem Netzwerk das Geld, um die Ausstattung zu finanzieren. Einen Teil der Summe wollen Kamche und ihre Mitstreiter durch den Verkauf von Speisen und Getränken während des Festival Maritim einnehmen. "Außerdem suchen wir Sponsoren, die uns unterstützen", sagt die Trägerin des Diversity-Preises 2019. Das Geld werde ausschließlich gebraucht, um die Gegenstände zu kaufen. Für den Einbau und Anschluss habe die Initiative bereits Freiwillige gefunden.
Zusätzlich zu dem gastronomischen Angebot organisiert das Afrika-Netzwerk auch ein kulturelles mit Musik. "Das Ganze wird international ausgerichtet sein", erzählt sie. "Damit wollen wir Menschen zur mehr Sichtbarkeit verhelfen und ihnen die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren." Die Initiatoren erhoffen sich, dass so ein Austausch zwischen den Kulturen stattfindet und sich die Besucher gleichzeitig vernetzen. "Es geht uns um die Gleichheit von Menschen und um Gerechtigkeit", betont die Fachpromotorin für Migration, Diaspora und Entwicklung. Deshalb habe sie bereits mit mehreren Vereinen Kontakt aufgenommen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in der Gläsernen Werft vorzustellen.
Diese und andere Angebote wird es allerdings nicht dauerhaft geben. Das Afrika-Netzwerk Bremen hat mit der Wirtschaftsförderung, der die Immobilie gehört, einen Zwischennutzungsvertrag geschlossen. Der hat eine Laufzeit von Juli bis September. Dass der Verein trotzdem erst jetzt richtig durchstartet, liegt am Zustand der Gläsernen Werft. "Wir mussten zunächst alles sauber machen und aufräumen", erzählt sie. Wann immer die Aktiven in dem Lokal gearbeitet haben, wurden sie von Passanten angesprochen. Für alle stellte sich die Frage, wann das Restaurant endlich wiedereröffnet wird. "Jedes einzelne Gespräch hat uns bei unserer Arbeit motiviert", sagt Kamche. Dieser Zuspruch gibt ihr außerdem die Hoffnung, dass die Angebote des Afrika-Netzwerkes in den kommenden Tagen und Wochen gut angenommen werden.
Zunächst öffnet der Verein sein temporäres Domizil an den drei Tagen des Festival Maritim. Vorgesehen ist, dass das Programm in der Gläsernen Werft jeweils um 17 Uhr startet. Wie lange der Betrieb dann läuft, richtet sich danach, wie lange Besucher dort sind. "Oder wie lange unser Vorrat an Speisen und Getränken reicht", erläutert sie. Um die Gäste zu bewirten, setzt die Initiative ausschließlich auf Freiwillige. "Aus unserem Netzwerk haben sich etwa 20 Leute gemeldet, die sich bei dem Projekt ehrenamtlich engagieren wollen", so Kamche. "Das Interesse ist groß. Wahrscheinlich werden in den nächsten Wochen noch mehr Menschen dazustoßen."
Wie es nach dem Festival Maritim weitergeht, steht derzeit noch nicht fest. Welche Angebote es wann geben kann, hänge auch davon ab, wann der Verein etwa eine Küche in der Gläsernen Werft einbauen lassen kann. Bis dahin wolle das Afrika-Netzwerk den Raum als Treffpunkt, insbesondere für junge Menschen, nutzen. Parallel dazu könnte es einen Kaffee- und Teeausschank geben. "Dafür brauchen wir nicht zwingend eine Küche", sagt Virginie Kamche. "Außerdem haben wir als Verein bei einem solchen Angebot auch nicht allzu hohe Kosten."