Eigentlich wollte sich der Vegesacker Beirat am Montagabend mit der Sanierung des Fritz-Piaskowski-Bades beschäftigen. Vorgesehen war, dass die Behörde konkrete Planungen für das Vorhaben präsentiert. Doch: "Die gewünschte Präsentation können wir heute noch nicht vorlegen, obwohl die Planungen inzwischen schon vom Senat bewilligt werden könnten", sagte Staatsrat Jan Fries.
Hintergrund dafür seien die Kostensteigerungen, die sich in den vergangenen Monaten ergeben haben. "Hierbei sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir uns fragen müssen, ob eine Sanierung noch am wirtschaftlichsten ist, oder ob man nicht an der Stelle einen Neubau errichtet", so Fries. Zugleich betonte er, dass die Entscheidung zwischen einer Sanierung und einem Neubau keinen Einfluss auf das Angebot in dem Bad habe. "Der volle Funktionsumfang mit Freibad und Hallenbad ist für uns gesetzt", sagte er.
Trotz der aktuellen Entwicklungen müsse das Projekt aber nicht wieder von vorne gestartet werden. "Viele Schritte, die wir für die Sanierung gemacht haben, können wir für den Neubau übernehmen", informierte der Staatsrat. "Bei der Frage, welche Variante wirtschaftlicher ist, spielt die Zeitdimension eine große Rolle. Wenn ein Neubau nur unter sehr großem Zeitverzug möglich ist, würde sich das sehr negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirken." Allerdings sei die Behörde sowohl dem Stadtteil als auch dem Haushalt gegenüber in der Verpflichtung, beide Varianten noch einmal zu prüfen.
Aus diesem Grund habe man die Sommermonate genutzt, um die Vorteile eines Neubaus in Erfahrung zu bringen. "Vor allem bei der Barrierefreiheit sowie bei der Flächengestaltung ist die Sanierung eines Altbaus immer nur mit Kompromissen möglich", sagte Fries. Zwar ließe sich das Gebäude durch Rampen und Lifter barrierefrei gestalten, doch in einem Neubau sei mehr möglich.
Ursprünglich sei der Plan gewesen, dass sämtliche Informationen zu den beiden Varianten bis zur Beiratssitzung am Montag zusammengetragen sind. Allerdings würden zurzeit noch Details zur Wirtschaftlichkeit geklärt werden. "Wir haben die Zeit aber auch genutzt, um innerhalb des Senats sowie mit den Fraktionen Gespräche zu führen", sagte Jan Fries. "Danach mache ich mir um die Sicherstellung der Finanzierung keine Sorgen mehr."
Martina Baden informierte den Beirat darüber, dass das bestehende Schwimmbad im Fall eines Neubaus gänzlich abgerissen werden würde. "Ein großer Vorteil dabei ist, dass das Gebäude auf dem Grundstück ganz anders angesiedelt werden kann", sagte die Geschäftsführerin der Bremer Bäder. "Die Parkplätze würden zum Beispiel von vorne nach hinten verlegt werden, wodurch man ganz anders in das Bad blicken kann." Zudem könnte das Freibad energetisch vom Hallenbad getrennt werden. "Das sehen wir gerade auch beim Horner Bad, was es für ein großer Vorteil ist, dass wir im Winter ein getrenntes Freibad haben und es nicht zwölf Monate durchschleppen müssen", so Baden.
Hinzu käme, dass sich die Auflagen im Vergleich zu 2018, als die Planungen gestartet sind, verändert hätten. Es seien neue Vorgaben hinzugekommen, die etwa die Bereiche Energetik und Nachhaltigkeit betreffen. "Wir schauen zum Beispiel, wie wir Regenwasser nutzen können", sagte sie. Bei einem Neubau gebe es dafür deutlich mehr Möglichkeiten als bei einem sanierten Gebäude.
Zurzeit liege eine Skizze vor, wie der Neubau aussehen könnte. "Auf der Basis haben wir die Kosten schätzen lassen", erläuterte die Geschäftsführerin. "Die Kosten belaufen sich auf rund 41 Millionen Euro und lägen damit etwa vier Millionen Euro höher als bei einer Sanierung." Im Moment gehe sie davon aus, dass sowohl die Sanierung als auch der Neubau Ende 2027 / Anfang 2028 abgeschlossen sein könnten. Nicht eingepreist seien dabei politische Debatten, die das Vorhaben verzögern könnten.
Der Beirat hatte sich in einer früheren Befassung dafür ausgesprochen, dass bei einer Sanierung zunächst das Freibad und dann das Hallenbad angegangen wird. So wollte das Gremium verhindern, dass der Schwimmbetrieb im Stadtteil unterbrochen wird. Nach den Worten von Martina Baden ist es bei beiden Varianten notwendig, das Bad für einen gewissen Zeitraum zu schließen. Allerdings gibt es für diese Periode bereits eine Lösung. "Wir könnten uns vorstellen, über ein bestehendes Freibad eine Art Traglufthalle zu errichten", sagte sie. Wie so eine Interimslösung aussehen kann, habe sie sich erst kürzlich in Berlin angeschaut. Nach derzeitigem Stand wird dieses Provisorium allerdings nicht in Vegesack entstehen, sondern in Blumenthal.
Staatsrat Fries machte noch einmal deutlich, dass die Bremer Bäder inzwischen einen Neubau bevorzugen würden. Die Entscheidung, ob das Freizeitbad Vegesack saniert oder neugebaut wird, liegt allerdings nicht bei der Bädergesellschaft. Das letzte Wort hat hier der Senat.