Der Neujahrsempfang des Stadtteils Vegesack liegt mittlerweile gut zwei Wochen zurück. Abgeschlossen ist er aber trotzdem noch nicht – zumindest organisatorisch. Grund dafür ist die Entscheidung des Beirates, die Veranstaltung mit 1000 Euro zu bezuschussen. Doch dieser Beschluss sorgt nun für Kritik. Und zwar aus den eigenen Reihen.
Ausgerichtet wurde der Empfang – wie schon in den Jahren 2023 und 2024 – von der Constructor University. Die hat nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, sondern auch die Kosten für die Bewirtung der Gäste übernommen. In diesem Jahr wollte sich der Beirat daran aber zum ersten Mal mit einer Summe von 1000 Euro beteiligen. So hat es das Gremium während seiner Januar-Sitzung beschlossen. Einstimmig war das Votum allerdings nicht. Ingo Schiphorst (Stimme Vegesacks) stimmte gegen die Zahlung.
E-Mail an das Ortsamt
Nach der Sitzung wandte er sich schriftlich an Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik und bat ihn, den Beschluss zu beanstanden. In der E-Mail, die der Redaktion vorliegt, nennt Schiphorst fünf Gründe, die aus seiner Sicht gegen einen Zuschuss sprechen. So habe es vonseiten der Constructor University keinen entsprechenden Antrag gegeben. Darüber hinaus sei es problematisch, dass der Neujahrsempfang von einer Institution finanziert wird, die aufgrund ihrer Planungen auf Entscheidungen des Beirates beziehungsweise dessen Ausschüsse angewiesen sei. Wie berichtet, will die private Hochschule 500 Millionen Euro investieren und unter anderem 25 neue Gebäude auf dem Campus errichten. "Die Zuwendung von Globalmitteln ist nach Empfänger und Zweck unzulässig", schreibt er. "Die Beschlussfassung ist rechtswidrig und verletzt meine Rechte als Beiratsmitglied."
Das sieht Gunnar Sgolik allerdings anders. Rechtlich spreche nichts gegen den Beschluss. Deshalb wolle er ihn auch nicht beanstanden. Hinzu käme, dass ein Zuschuss des Beirates gar nicht nötig sei. "Es ist seitens des Catering-Unternehmens keine Rechnungsstellung mehr zu erwarten, die Constructor University ist hier bereits eingesprungen", sagt er. "Somit könnte der Beirat Vegesack seinen Beschluss zurücknehmen und die Gelder anderweitig einsetzen."
Den Impuls, sich finanziell an dem Empfang zu beteiligen, entstand in Absprache zwischen den Fraktionsspitzen der im Beirat vertretenden Parteien sowie dem Ortsamt. "Die Vorberatung über eine mögliche Summe fand wie gewohnt vor der Sitzung im Sprecher- und Koordinierungsausschuss statt", erklärt Sgolik.
Und auch die Entscheidung, wieder auf den Campus einzuladen, sei nicht einfach so gefällt worden. "Natürlich haben wir alle Optionen geprüft, aber auch aufgrund der guten Kommunikation und der besonderen Location im Stadtteil haben wir hier auf bewährte Partner setzen können." Schließlich habe sich die Constructor University erneut bereit erklärt, die Gäste des Stadtteils in Grohn zu begrüßen.
Gespräche mit anderen Institutionen
Ob das Ortsamt auch im kommenden Jahr in die Constructor University einlädt, steht aber noch nicht fest. Gespräche gäbe es auch mit dem Verein Vegesacker Junge. "Vorrangig ist immer die Veranstaltung für den Stadtteil Vegesack. Natürlich sprechen wir mit dem Förderkreis Vegesacker Junge – Ortsamt und Förderkreis haben viele Jahre sehr gut kooperiert und tolle Empfänge ausgerichtet", so der Ortsamtsleiter. "Ich finde, die Historie und auch der Zweck der Empfänge – Vernetzung und der traditionelle Spendenaufruf – verbindet einander." Die Veranstaltungen auf dem Campus seien aber genau so gelungen gewesen. Grundsätzlich stehe die Stadtteilverwaltung aber allen Akteuren in Vegesack offen gegenüber. "Ich lade herzlich jeden Vegesacker und auch alle darüber hinaus ein, sich aktiv für den traditionellen Neujahrsempfang einzubringen", betont Sgolik. "Es gibt immer Rahmenbedingungen, die zu klären sind, aber gute Ideen sind immer willkommen."