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Klimawandel Aktionsplan für Vegesack: Vorbereitungen auf die Hitze

Der Klimawandel führt dazu, dass es immer heißer wird. Um die Bevölkerung vor den Auswirkungen zu schützen, hat der Senat einen Hitzeaktionsplan auf den Weg gebracht. Was der für Vegesack bedeutet.
29.04.2025, 17:45 Uhr
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Aktionsplan für Vegesack: Vorbereitungen auf die Hitze
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Im vergangenen Jahr wurde er vom Senat beschlossen: Der Hitzeaktionsplan für Bremen und Bremerhaven. Doch wie wirkt der sich auf Vegesack aus? Und welche Personengruppen sollen davon profitieren? Antworten auf diese und andere Fragen bekam der Beirat am Montagabend. Die Beratungen im Überblick.

Warum es den Aktionsplan gibt

Nach den Worten von Vincent Möller zeigt die Datenlage sehr deutlich, wie Bremen vom Klimawandel betroffen ist. "Betrachtet man die Entwicklung der Mitteltemperatur zwischen 1881 und 2020 in einem Zeitraum von jeweils 30 Jahren, so zeigt sich, dass die Durchschnittstemperatur in der Hansestadt um 1,6 bis 1,8 Grad gestiegen ist", sagte der Vertreter der senatorischen Behörde für Umwelt, Klima und Wissenschaft. "Wenn man bedenkt, dass es weltweit das Klimaziel von 1,5 Grad gibt, sind wir in Bremen schon lange darüber." Das gelte aber nicht nur für das kleinste Bundesland, sondern für Europa insgesamt.

Ein weiterer Indikator ist die Anzahl der Sommertage. "Das sind Tage, an denen es wärmer als 25 Grad wird", erklärte Möller. Und solche Temperaturen würden mittlerweile nicht mehr nur im Sommer, sondern auch im Frühling sowie im Herbst gemessen werden. "Dadurch steigt die Zahl der Sommertage", sagte er. Die Statistik zeige aber auch, dass sich der Klimawandel beschleunigt hat. "Die fünf wärmsten Jahre, die jemals gemessen wurden, waren alle in den vergangenen sieben Jahren", informierte der Behördenvertreter.

Und an dieser Entwicklung werde sich so schnell nichts ändern. Möller berichtete dem Beirat von verschiedenen Szenarien, die bis zum Jahr 2050 davon ausgehen, dass die globale Erwärmung weiter voranschreiten wird. "Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie es mit dem Klimaschutz weitergeht", betonte der Referent. Erst nach 2050 werde sich zeigen, was der Klimaschutz bewirkt hat. Um sich auf die Folgen der Erderwärmung vorzubereiten, würden momentan in allen 16 Bundesländern Hitzeaktionspläne erarbeitet werden.

Welche Erkenntnisse es für Vegesack gibt

Hitze verteilt sich nicht überall gleich. So sei es in der Fußgängerzone deutlich wärmer als etwa im Stadtgarten. Wobei die Weser nicht immer für Abkühlung sorgt. "Man sagt zwar, dass Wasser im Stadtraum günstig ist, aber die Weser wärmt sich im Sommer auf", erklärte er. "In der Nacht ergibt sich ein Effekt, den wir von Wärmflaschen kennen: Der Fluss gibt Feuchtigkeit und Wärme ab." Beides würde von der Umgebung aufgenommen werden. Perspektivisch sei davon auszugehen, dass in Vegesack häufiger Temperaturen von etwa 40 Grad gemessen werden.

Für den menschlichen Organismus sei es wichtig, dass er sich in der Nacht von der Hitze erholen kann. Und das sei in Vegesack ganz gut möglich. Lediglich die Fußgängerzone sowie Gewerbegebiete würden nicht optimal durchlüftet werden. Ab 2050 dürfte das aber auch für weitere Bereiche des Stadtteils gelten. "In der vergangenen Woche habe ich den Hitzeaktionsplan für die Vahr vorgestellt. Dort ist die Lage gänzlich anders als in Vegesack", so Möller. Grund hierfür sei die Struktur der Stadt. Vegesack sei dichter besiedelt und habe weniger Grün als die Vahr. "Dadurch gibt es in der Vahr ganz andere Kühlungseffekte. Und die fehlen in Vegesack", erklärte er.

Wie sich Hitze auf den Menschen auswirkt

"Hitze schädigt viele unserer Organe", sagte Möller. Betroffen seien etwa das Herz sowie die Nieren. Zudem könne Wärme zu Hautausschlag, Krämpfen und Kollapsen führen. Ein Problem sei sie nicht zuletzt für Schwangere. "Statistiken belegen, dass sowohl die Zahl der Früh- als auch der Fehlgeburten bei Hitze steigt", erklärte er. Grundsätzlich seien insbesondere die sogenannten vulnerablen Gruppen betroffen. Dazu zählen beispielsweise Kinder und Ältere.

Wie es nun weitergeht

Um das Projekt voranzubringen, soll eine Koordinierungsstelle geschaffen werden. Möller zufolge wird die beim Gesundheitsamt eingerichtet und hat unter anderem die Aufgabe, die Bevölkerung über Risiken zu informieren. Darüber hinaus sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich mit der Frage befassen, wie die Stadt hitzebeständig umgestaltet werden kann. Nach den Worten von Felix Kutter sollen die entsprechenden Stellen noch in dieser Woche ausgeschrieben werden. "Besetzt sein könnten sie dann in drei Monaten", so der Vertreter des Gesundheitsamtes. "Damit verpassen wir zwar diesen Sommer, können aber den nächsten ausgiebig planen."

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Übertragung abgebrochen

Wer die Sitzung des Vegesacker Beirates am Montagabend über das Internet verfolgen wollte, konnte das nur etwa anderthalb Stunden tun. Nachdem Heiko Werner (parteilos) das Gremium darüber informierte, dass die Sitzung auch über die Videoplattform Twitch verbreitet wird, beantragte die CDU die Unterbrechung der Sitzung. Im Anschluss sprach Thomas Pörschke (Grüne) sich dafür aus, die Übertragung sofort zu beenden. Dem schloss sich das Gremium einstimmig an. Die Verbreitung des Streams soll nun juristisch und datenschutzrechtlich geprüft werden.

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