Er hat mit Fachleuten gesprochen, Bücher gelesen sowie im Internet recherchiert und dabei mehr über die Zeit erfahren, als der Vegesacker Hafen gebaut wurde. Mit diesem Wissen hat der Nordbremer Peter Schenk in den vergangenen Monaten verschiedenen Veranstaltungen konzipiert, die im Rahmen des 400. Hafengeburtstages stattfinden werden.
Dass Schenk in die Feierlichkeiten involviert ist, hängt mit seinem früheren Job bei der Arbeitnehmerkammer zusammen. Mehr als 30 Jahre war er dort als Kulturreferent tätig und hat als solcher etliche Veranstaltungen organisiert. Über Elvira Krol von der Wirtschaftsförderung wurde das Vegesack Marketing auf Schenk aufmerksam. Es bat ihn, sich Gedanken über den Hafengeburtstag zu machen.
Daraufhin hat er erste Konzepte entwickelt und die Musikerinitiative Bremen (Mib) mit ins Boot geholt. Durch die Kooperation steht ihm mehr Geld für die Veranstaltungen zur Verfügung, da die Initiative einen Teil der Gagen übernimmt. "Die Mib hat eine interne Ausschreibung gemacht", erzählt Schenk. Als Kurator hat er anschließend die Bands ausgewählt und "arrangierte Hochzeiten" organisiert, wie Schenk es nennt. "Ich wollte Projektionen mit Musik zusammenbringen", berichtet er.
Die Veranstaltungen beschäftigen Peter Schenk aber nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich. "Ich habe mich eingelesen und mit Historikern über die Zeit um 1600 gesprochen", erzählt der Regisseur. Weitere Informationen aus der Zeit bekam er von Musikern des Hanse Pfeyfferey Ensembles, das am 18. Juni ein Hafenkonzert unter dem Motto "Komm, dunkle Nacht" geben wird. "Anschließend habe ich mir überlegt, welche Bezüge es zum Hafen geben könnte", erzählt der Nordbremer, der seit dem vergangenen Jahr im Ruhestand ist. Im Vordergrund steht dabei die Musik, die die Verhältnisse der damaligen Zeit repräsentiert. Dazu zählen etwa Ereignisse wie der Dreißigjährige Krieg und die Sehnsucht nach Frieden. "Letztlich suche ich Lieder aus, die noch heute bekannt sind", sagt er. "Ansonsten braucht man sie nicht aufführen."
Neben den 400 Jahre alten Stücken werden an diesem Abend auch Lieder gespielt, die eigens für den Hafengeburtstag komponiert werden. "Der Bremer Musiker Jens Schöwing wird vier Kompositionen für den Abend beisteuern, die sich im Bereich der Synthesizer-Musik bewegen", erzählt Schenk. Jedes einzelne Lied wird sich einem Thema aus der Zeit des Hafenbaus widmen. "Zu der Zeit herrschte die sogenannte Kleine Eiszeit, die sehr lange dauerte und im Winter 1621 besonders extrem war", berichtet er aus seiner Recherche. Später gab es dadurch auch Hungersnöte. Hier sieht er mit Blick auf die Folgen des Klimawandels, die wir heute spüren, einen direkten Bezug zur damaligen Zeit. "Deshalb werden wir den Abend auch mit einem Lied zur Eiszeit eröffnen", sagt er.
Eine weitere Komposition wird sich mit dem Nordstern befassen. "Der Nordstern diente damals als Orientierungshilfe", erzählt Schenk. "Die Bremer waren zu der Zeit noch nicht so weit mit der Navigation wie etwa die Niederländer und die Portugiesen." Doch dieses Lied soll nach Möglichkeit nicht nur von der Navigation im 17. Jahrhundert handeln, sondern auch von der Raumfahrt. "Schließlich arbeiten heute in Bremen mehr Menschen in der Luft- und Raumfahrtindustrie als auf den Werften" berichtet er. Eine direkte Verbindung zwischen den beiden Wirtschaftszweigen auf der einen Seite und dem 17. Jahrhundert auf der anderen hat er bereits gefunden. Der Astronom Johannes Kepler, der zur Zeit des Vegesacker Hafenbaus lebte, sprach damals von Schiffen, die eines Tages den Weltraum befahren werden.
Auch diese Erkenntnisse hat Peter Schenk aus seinen Recherchen und Gesprächen. Allerdings lassen sich historische Ereignisse nicht ohne Weiteres in kulturelle Kontexte übertragen. "Wir machen keine Reportage. Stattdessen versuchen wir, assoziativ zu arbeiten – so, wie es Kunst macht", beschreibt er. Dazu gehört auch, dass Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hergestellt werden.
Bei seinen Recherchen hat er sich aber nicht nur mit der Historie selbst befasst, sondern auch mit Geräuschen aus der Zeit um 1620. "Ich habe mit einem Experten des Schifffahrtsmuseums gesprochen, der sich auf Seekarten aus dem 17. Jahrhundert spezialisiert hat", erzählt er. Der Historiker konnte ihm auch berichten, wie Schiffe damals geklungen haben. "In diesem Gespräch habe ich zum Beispiel erfahren, dass Leder auf Holz reibte oder das Decksbalken geknarzt haben", sagt Peter Schenk. "Diese Informationen habe ich an den Musiker weitergegeben, sodass diese Geräusche Bestandteile der Kompositionen werden können."