Die historischen Schulgebäude werden schon lange nicht mehr genutzt. Und das Grundstück, auf dem die fast 200 Jahre alten Häuser stehen, ist im Lauf der Zeit zu einem kleinen Wald geworden. Doch das soll sich perspektivisch ändern. Geht es nach der Stadt, wird auf dem Areal, Borcherdingstraße 10, in Zukunft gewohnt. Einen Bauträger hat sie aber noch nicht gefunden.
Eine erste Ausschreibung hat Immobilien Bremen vor zwei Jahren gestartet. Die richtete sich allerdings nicht an Investoren, sondern ausschließlich an sogenannte Baugemeinschaften. Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss von Menschen, die gemeinsam bauen und leben wollen. Das Angebot sprach jedoch nur eine einzige Gruppe an. Und die zog ihre Bewerbung im Lauf des Verfahrens wieder zurück.
Neustart notwendig
Damit steht das Projekt wieder am Anfang. Nach den Worten von Fabio Cecere bereitet Immobilien Bremen aktuell eine erneute Ausschreibung des Grundstücks vor. "Die wird voraussichtlich im August veröffentlicht werden", sagt der Sprecher des städtischen Grundstücks- und Gebäudeverwalters. Im Gegensatz zum ersten Anlauf richtet sich der zweite aber nicht mehr nur an Baugemeinschaften, sondern auch an Investoren. "Aufgrund des geringen Interesses von Baugemeinschaften an der durchgeführten Ausschreibung wird ein zweites Verfahren, das sich ausschließlich an die gleiche Bewerbergruppe richtet, als nicht erfolgversprechend beurteilt", erklärt Cecere.
Dabei hätte es aus Sicht der Behörde durchaus Vorteile, wenn das Vorhaben von einer Baugemeinschaft realisiert wird. Denn die zeigen Aygün Kilincsoy zufolge Engagement und Verantwortungsbewusstsein für das Projekt und den Standort. "Zudem können Baugemeinschaften durch die gemeinschaftliche Planung und Umsetzung kosten senken", sagt der Sprecher von Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD). Dadurch sei die Ressourcennutzung effizienter. Ein weiterer Vorteil sei die soziale Nachhaltigkeit, die gestärkt werde. "Gemeinsame Planung und Umsetzung fördert den Zusammenhalt und die Nachbarschaftsentwicklung", so Kilincsoy. Darüber hinaus verweist er auf die lokale Identität. "Der ehemalige Schulstandort kann durch die Baugemeinschaft in seiner historischen Bedeutung bewahrt und öffentlichkeitswirksam weitergeführt werden", erklärt der Sprecher.
Bei Immobilien Bremen hat sich bisher allerdings weder eine Baugemeinschaft noch ein Investor gemeldet. Auch deshalb steht noch nicht fest, wie das Quartier in Zukunft aussehen könnte. "Das zukünftige Bebauungskonzept wird im Zuge der Ausschreibung ermittelt", sagt Cecere. "Nach einem erfolgreich durchgeführten Verfahren, das mit der Unterzeichnung eines Vertrags zum Abschluss gebracht wurde, kann dann veröffentlicht werden, wie eine Bebauung konkret aussehen wird."
Einen genauen Zeitplan – etwa, wann die Bauarbeiten auf dem Areal beginnen könnten – gibt es bisher auch noch nicht. "Der Projektverlauf ist abhängig vom Ergebnis der in Vorbereitung befindlichen Ausschreibung", erläutert der Sprecher von Immobilien Bremen. "Insofern kann zum jetzigen Zeitpunkt keine seriöse Angabe darüber gemacht werden, wann Bauarbeiten auf dem Grundstück begonnen werden können."
Projekt mit hohen Kosten
Klar ist allerdings, dass das Projekt mit einigem Aufwand verbunden ist. Grund dafür ist der schlechte Zustand der Gebäude. So wurden Wasserschäden und Schimmel festgestellt. Zudem sind die Dächer undicht. Notwendig wäre darüber hinaus eine energetische Sanierung. Denn abgerissen werden dürfte nur der Erweiterungsbau. Wobei sich sowohl das Landesamt für Denkmalpflege als auch das Bauamt Bremen-Nord für den Erhalt des Gebäudes aussprechen. Das historische Schulgebäude selbst steht seit 1991 unter Denkmalschutz und muss deshalb in jedem Fall in das Konzept integriert werden.
Einen Plan B, sollte sich weder eine Baugemeinschaft noch ein Investor für das Grundstück interessieren, hat Immobilien Bremen noch nicht entwickelt. "Hierüber wird entschieden", sagt Cecere, "wenn auch die zweite Ausschreibung erfolglos verlaufen sollte."