Noch gut neun Wochen, dann startet das Kindergartenjahr 2025/2026. Und das könnte ein besonderes werden. Denn im Moment sieht es so aus, als könnten erstmals seit Jahren wieder allen Kindern in Vegesack, die angemeldet wurden, auch ein Platz angeboten werden.
Nach den Worten von Stefanie Semrau gab es zum Stichtag 1. März 399 Krippenplätze in Vegesack. "Angemeldet wurden 303 Kinder", sagte die Vertreterin der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung am Montagabend im Vegesacker Bildungsausschuss. "Damit sind noch 96 Plätze frei." Ähnlich sieht es auch im Elementarbereich aus. Laut der Statistik kommt der Stadtteil auf 1411 Plätze und 1254 Anmeldungen. Damit sind 154 Plätze noch nicht vergeben. Im Hort ist die Situation genau umgekehrt. "In dem Bereich kommen wir in Vegesack auf 240 Plätze und 298 Anmeldungen", so Semrau. Damit fehlen 58 Betreuungsmöglichkeiten.
Unversorgte Kinder trotz freier Plätze
Trotz der Tatsache, dass – zumindest im Krippen- und Elementarbereich – noch Plätze frei sind, galten zum Stichtag 1. März 26 Mädchen und Jungen im Stadtteil als unversorgt. Semrau zufolge ist diese Zahl bis Mai noch einmal gestiegen. Im vergangenen Monat waren demnach 43 Kinder ohne Betreuungsmöglichkeit. "Das bedeutet, dass diese Kinder in der Kita, in der sie angemeldet wurden, keinen Platz bekommen haben", erläuterte Semrau. Vor diesem Hintergrund wollte Heike Sprehe (SPD) wissen, ob den betroffenen Familien Einrichtungen genannt werden, in denen – gegebenenfalls auch in angrenzenden Stadtteilen – noch Betreuungskapazitäten vorhanden sind. Das ist Semrau zufolge nur der Fall, wenn Eltern sich an die fachliche Leitstelle wenden. "Mittlerweile begeben sich aber auch Kitas in die Werbung", sagte sie. Schließlich hätten die Einrichtungen ein Interesse daran, alle Plätze zu vergeben. Allerdings sei die Frage, ob Eltern dazu bereit sind, ihre Kinder in einer anderen Einrichtung betreuen zu lassen.
Auch wenn die Zahl der Plätze die der Anmeldungen übersteigt, wollte Semrau noch nicht von einer Trendwende sprechen. "Es zeichnet sich aber durchaus ab, dass sich die Lage entspannt", so die Behördenmitarbeiterin. Bisher würden sich nur vereinzelt Einrichtungen melden und berichten, dass Plätze freibleiben. "Aus Burglesum erreichen mich solche Nachrichten deutlich häufiger", sagte sie. Nichtsdestotrotz sei die aktuelle Situation in Vegesack ein Grund zur Freude.
Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch die neue Bevölkerungsprognose, die in diesem Sommer vorliegen soll. Sobald die in die Ausbauplanung integriert wurde, ließe sich auch genauer sagen, ob es in Vegesack tatsächlich genügend Kitaplätze gibt. Hierüber soll der Beirat – nachdem sich der Senat damit befasst hat – informiert werden.
Mit Blick auf die fehlenden Plätze im Hortbereich und das mögliche Überangebot im Krippen- und Elementarbereich stellte sich für Thomas Pörschke (Grüne) die Frage, ob Betreuungsmöglichkeiten nicht umgewandelt werden können. "Diese Möglichkeit haben wir vor allem zwischen Krippe und Elementarbereich", erklärte Semrau. Allerdings spiele die Raumsituation dabei eine wichtige Rolle. "Neubauten sind mittlerweile so konzipiert, dass derartige Änderungen leichter vollzogen werden können", so die Behördenvertreterin. "In Bestandsbauten ist das deutlich schwieriger." Und aus einer Krippen- beziehungsweise einer Elementargruppe eine Hortgruppe zu machen, sei noch mal anspruchsvoller. Hinzu käme, dass es im Hortbereich keinen Rechtsanspruch auf einen Platz gebe. Ein weiterer Faktor sei der Umstand, dass sich die Nachmittagsbetreuung von Schulkindern momentan in einer Übergangsphase befinde. Grund dafür sei, dass Eltern ab dem kommenden Jahr einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung in der Schule hätten. Unabhängig davon wolle die Behörde prüfen, ob zusätzliche Hortplätze geschaffen werden können.
Herausforderung Personalsuche
Weitere Kindergärten werden bereits gebaut. Voraussichtlich im August eröffnet eine Einrichtung an der Martinsheide, die Kita Krachmacherstraße heißen wird. Zu den Herausforderungen für Leiterin Lisa Hellmann gehört vor allem die Personalsuche. "Wir füllen das Haus gerade durch Rückkehrer aus der Elternzeit", sagte sie. Zudem gebe es Fachkräfte, die beispielsweise aus dem Bremer Süden in den Norden gezogen sind und gerne hier arbeiten möchten. Hiervon könne die Kita allerdings nur profitieren, weil sie als Teil der Bremischen Evangelischen Kirche zu einem großen Träger gehört, der personell gut aufgestellt sei.
Trotzdem müsse das Haus Stellen ausschreiben. So sucht Hellmann seit etwa drei Monaten eine Kinderpflegerin beziehungsweise einen Kinderpfleger. Beworben habe sich bisher aber niemand. Deshalb setze die Kirche darauf, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Ausbildung zu unterstützen. "Wir haben in unseren Häusern die sogenannten persönlichen Hilfen, die Kinder in ihrem Alltag unterstützen", erzählte sie. "Diese Kräfte beraten wir mit dem Ziel, dass sie sich für eine berufsbegleitende Ausbildung entscheiden." Auf diesen Wegen bekäme die Einrichtung zwar mehr Fachkräfte, müsse dafür aber auch hart arbeiten.