Die Diskussionen um die Zukunft der Strandlust reißen nicht ab. Auch wenn es hierzu keinen neuen Planungsstand gibt, hat sich der Beirat in dieser Woche noch einmal mit dem Vorhaben befasst. Anlass dafür war ein gemeinsamer Antrag der CDU, der FDP sowie der Stimme Vegesacks. Darin fordern die Fraktionen unter anderem, dass sowohl das Bauleitplanverfahren 1631 als auch der städtebauliche Wettbewerb für eine neue Strandlust eingestellt wird.
"Im Juni wurde ein Architektenwettbewerb begonnen, der im Dezember abgeschlossen werden soll", sagte Ingo Schiphorst (Stimme Vegesacks). Wer Einwände gegen das Projekt habe, könne die aber erst in der anschließenden Auslegungsphase kundtun. "Da die Bauverwaltung weiterhin an die Absichtserklärung gebunden ist, wird sie der Baudeputation vorschlagen, Einwendungen grundlegender Art, insbesondere gegen den massiven Wohnungsbau abzulehnen", so Schiphorst. Für diejenigen, die sich gegen den Wohnungsbau aussprechen, sei damit die letzte Hoffnung, dass die Baudeputation der Verwaltung nicht folgt. Doch davon sei nicht auszugehen. "Insofern gilt es diesen Prozess jetzt zu unterbrechen", sagte er. "Ansonsten laufen wir in einen Prozess hinein, der sich immer weiter in Richtung Absichtserklärung und massivem Wohnungsbau verdichtet."
Die Annahme, dass ein Hotel- und Restaurantbetrieb an der Maritimen Meile nicht mehr funktioniert, sei falsch. "Der Pächter der Strandlust hat uns vor der Insolvenz einen schlechten Service, eine schlechte Küche und ein schlechtes Ambiente geboten", so Schiphorst. "Daraufhin hat eine Abstimmung mit den Füßen stattgefunden." Bedarf an einem Hotel an diesem Standort bestünde nicht zuletzt wegen der Werften in Vegesack, der Ansiedlung der Gestra und der Wachstumspläne der Constructor University.
Heike Sprehe (SPD) verwies auf einen Beschluss, den der Beirat im April zur Strandlust gefasst hat. Darin sei unter anderem festgehalten worden, dass die Wünsche der Nordbremerinnen und Nordbremer nach Außengastronomie und Gesellschaftsräumen berücksichtigt werden müssen. Zudem müsse die Wohnbebauung in diesem Bereich erträglich sein. "Dieser Beschluss fiel einstimmig aus", sagte sie. "Damit hatte er auch die Stimmen der CDU." Für Sprehe stellte sich daher die Frage, wieso die Christdemokraten das Projekt nun gänzlich anders bewerten und sich strikt gegen eine Wohnbebauung aussprechen.
Hierfür gebe es gleich mehrere Gründe, erläuterte Maximilian Neumeyer (CDU). Einer davon sei, dass der aktuelle Pächter noch vor zwei Monaten davon berichtete, wie zufrieden er mit dem Betrieb sei und deshalb bereits bis in das Jahr 2024 hinein plane. "Jetzt wurde diese Aussage revidiert", sagte er. "Darüber hinaus wurden wir während des Wahlkampfes immer wieder auf das Thema angesprochen." Dabei hätten die Christdemokraten feststellen können, dass die Vegesackerinnen und Vegesacker ein Interesse am Erhalt der Strandlust haben. "Als Politiker kann man einen Beschluss, den man gefasst hat, für sich bewerten und sagen, ich habe mich getäuscht und meine Meinung deshalb angepasst", erklärte Neumeyer.
"Ich habe Sorge, dass die CDU ungewollt Fürsprecherin des Stillstands wird", sagte Thomas Pörschke (Grüne). Insbesondere erschrecke ihn die Forderung, dass der städtebauliche Wettbewerb zur Strandlust eingestellt werden soll. In diesem Zusammenhang erinnerte er an den Architektenwettbewerb für das Speicher-Quartier. Auch nach dem habe es noch Zeit für Debatten und Konzeptänderungen gegeben.
Zudem verwies er darauf, dass die Strandlust nicht zwingend stehen bleiben muss, wenn der jetzige Bebauungsplan gültig bleibt. "Sie könnte trotzdem abgerissen werden. Und dann gibt es andere Baugrenzen und andere Baukörper", so Pörschke. "Angesichts der Krise im Wohnungsbau halte ich es zudem für fahrlässig, diese Frage einfach zur Seite zu wischen."
Auch Norbert Arnold bezog sich auf den aktuell gültigen Bebauungsplan. "Da sind gruselige Dinge möglich, die kein Vegesacker möchte", sagte der Sozialdemokrat. "Verdichtete Bebauung ohne Einhaltung von Grenzen. Das kommt dann dem nahe, was manche als Warnplakate aufgehängt haben." Sämtliche Sorgen sollten die Menschen nach dem Architekturwettbewerb im Januar äußern. "Dann ist noch nichts entschieden", so Arnold. "Dann gibt es noch genug Zeit, Einfluss zu nehmen."
Während der Debatte kam es immer wieder zu Zwischenrufen aus dem Publikum. "Ich weise Sie darauf hin, dass unter dem Tagesordnungspunkt 'Anträge und Anfragen der Parteien' der Beirat diskutiert und beschließt", sagte Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. "Das ist keine Einwohnerversammlung." Zeitgleich forderte er das Publikum auf, Zwischenrufe und Kommentierungen zu unterlassen.
In der anschließenden Abstimmung fand der gemeinsame Antrag von CDU, FDP und Stimme Vegesacks keine Mehrheit. Mit sieben zu sieben Stimmen wurde die Eingabe abgelehnt.