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Vegesacker Hafen Streit um Liegeplatz für Kutter

Der Schifferrat des Kutter- und Museumshavenvereins hat sich dafür ausgesprochen, die „Skana“ aufzunehmen. Die Wirtschaftsförderung hat das abgelehnt und äußert Sicherheitsbedenken. Die Wellen schlagen hoch.
28.04.2020, 06:48 Uhr
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Streit um Liegeplatz für Kutter
Von Aljoscha-Marcello Dohme

„Wer eine Wohnung mietet, muss sich an die Hausordnung halten, die der Vermieter vorgibt. Was der Mieter dann in seinen eigenen vier Wänden macht, ist nicht Sache des Vermieters, solange der Mieter sich an die Hausordnung hält. Und genau das ist unsere Situation“, sagt Rolf Noll, Vorsitzender des Kutter- und Museumshavenvereins.

Allerdings geht es nicht um eine Wohnung, sondern um den Vegesacker Hafen. Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) vermietet dort Liegeplätze an Skipper. Der Kutter- und Museumshavenverein hat ein Vorschlagsrecht, wer einen freien Platz bekommen soll. Der Schifferrat des Vereins hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, ein altes niederländisches Schiff, die „Skana“, aufzunehmen. Doch Hafenmeisterin Sigrid Leichsenring hat sich nach den Worten von Rolf Noll gegen das Schiff ausgesprochen, da es sich dabei um ein Sportboot handeln würde.

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„Dass Sportboote nicht kommen dürfen, wurde nie festgehalten“, sagt Noll. Um den Fall zu klären, hat sich der Verein in einem Brief an die Wirtschaftsförderung gewandt. Darin heißt es: „Der Eigner ist extrem konsterniert. Seit vielen Jahren bringt er sich auf einem unserer wichtigsten großen Schiffe (Verandering) ein, ist Ausbilder einer Bootsausbildungsschule und schreibt Artikel in mehreren Fachmagazinen. Darüber hinaus ist er aufgrund seiner Kompetenz wichtig für die Vereinsstruktur.“

Die Entscheidung gegen das Schiff sei aus Sicherheitsaspekten gefällt worden, sagt WFB-Sprecherin Juliane Scholz. „Der betroffene Hafenbereich wird vorwiegend von sogenannten Berufsschiffen genutzt. Um die Manövrierfähigkeit dieser Schiffe erhalten zu können, kann nur eine begrenzte Anzahl anderer, leichter gebauter Schiffstypen an bestimmten, dafür geeigneten Anlegestellen im Hafen sicher untergebracht werden. Aufgrund ihrer leichteren Bauart sind diese überwiegend für Freizeitzwecke gebauten Schiffe deutlich empfindlicher als die größeren, stabileren Berufsschiffe“, so Scholz.

Schiff kann in Vegesack bleiben

Auch wenn die „Skana“ diese Kriterien nicht erfüllt, könne sie aber trotzdem in Vegesack bleiben. „Wir rechnen im Laufe der Saison in diesem Jahr damit, dass ein passender Liegeplatz angeboten werden kann, und haben dem Verein Kutter- und Museumshaven Vegesack daher angeboten, dass das Schiff „Skana“ so lange im Hafen verbleiben kann, bis ein geeigneter Liegeplatz frei wird“, sagt Juliane Scholz.

Mittlerweile ist es laut Rolf Noll allerdings fraglich, ob der Verein den Skipper als Mitglied halten kann. Der Mann habe seine Mitgliedschaft bereits gekündigt und wolle nun der Schiffergilde Bremerhaven beitreten. „Der Vorsitzende der Gilde, Eugen von Abel, hat mir mitgeteilt, dass sie das Schiff und natürlich den kompetenten Skipper mit 'Kusshand' aufnehmen“, schreibt Noll in einem weiteren Brief an die Wirtschaftsförderung.

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Doch nicht nur die Frage, welches Schiff in Vegesack liegen darf, und welches nicht, sorgt für Unstimmigkeiten. „Wir fühlen uns nicht gut versorgt. Das Wasser wird uns zum Beispiel nicht angestellt. Die Hafenmeisterin macht, was sie will“, sagt Noll.

Auf Nachfrage unserer Zeitung sagt Hafenmeisterin Sigrid Leichsenring, sie wolle die Geschichte nicht aufbauschen. Wenn sie gewusst hätte, dass der Verein so auf ihre Entscheidung reagiert, der „Skana“ keinen Liegeplatz in Vegesack anzubieten, hätte sie noch einmal das Gespräch mit Rolf Noll gesucht. „Ich bin immer an einer friedlichen und guten Zusammenarbeit mit dem Verein interessiert“, sagt Leichsenring.

Abteilung Sondervermögen bestimmt über Hafen

Rolf Noll legt Wert darauf, zu betonen, dass die Unstimmigkeiten nicht die WFB insgesamt betreffen. „Mit Elvira Krol in Vegesack und mit der Abteilung Tourismus und Marketing läuft die Zusammenarbeit sehr gut“, sagt der Vorsitzende des Kutter- und Museumshavenvereins. „Für den Hafen ist aber die Abteilung Sondervermögen zuständig und die Mitarbeiter dort haben uns in Sachen Selbstbestimmung abgeschaltet“, kritisiert Noll.

Diese Haltung verstehe er nicht. Schließlich würde sich der Verein einbringen, um Vegesack positiv darzustellen. Dafür habe es unter anderem ein Lob von Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt gegeben. „Wenn ehrenamtlich Aktive sich engagieren, dürfen sie auch zur Unterstützung ihrer Motivation erwarten, dass man ihnen hilft und nicht versucht, sie zu gängeln“, schreibt Noll deshalb an die Wirtschaftsförderung.

Rolf Noll hat bereits Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen. Seine Mitarbeit in den Ausschüssen Freizeit und Erholung Bremen-Nord sowie in der Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile Vegesack hat er mit sofortiger Wirkung eingestellt. „Es ist nicht Ziel eines Ehrenamtlichen, sich Magengeschwüre zu holen“, hat er der Wirtschaftsförderung Bremen schriftlich mitgeteilt.

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