Die Corona-Pandemie hat Deutschland im Frühjahr 2020 überrascht: Bundesweit mangelte es an Desinfektionsmittel, Masken, Handschuhen und anderer Schutzausrüstung. Die Beschaffung und Verteilung der Materialien organisierte das Bundesgesundheitsministerium – weil es dabei zu Verzögerungen kam, errichtete Bremen spontan ein eigenes Lager. Innerhalb einer Woche entstand zudem eine zentrale Beschaffungsstelle. Mehr als zwei Jahre später ist die Pandemie zwar noch nicht überstanden, der materielle Engpass allerdings schon. Was ist aus dem Bremer Lager geworden? Und wie wollen Bund und Länder für die Zukunft vorsorgen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Was hat Bremen damals eingekauft?
In den ersten Wochen sei es wie an der Börse zugegangen, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Preise für Masken und andere Schutzausrüstung hätten sich im Stundentakt geändert. Anfänglich seien die Waren aus dem Lager genauso schnell ausgegeben worden, wie sie reingekommen waren, hatte die Gesundheitsbehörde im Sommer 2020 berichtet. Ungefähr zu dieser Zeit entspannte sich die Situation zunehmend – die Nachfrage und die Preise sanken, der Vorrat wuchs. Im August 2020 meldete die Behörde ein volles Lager mit mehreren Millionen OP-Masken, etwa drei Millionen FFP2-Masken, 100.000 FFP3-Masken, einigen Hunderttausend Schutzoveralls, mehreren Millionen Einweghandschuhen und etwa 200.000 Litern Desinfektionsmittel. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bremen nach Angaben des Gesundheitsressorts etwa 30 Millionen Euro für die Beschaffung von Schutzausrüstung ausgegeben.
Wo wurde die Schutzausrüstung gelagert?
Zunächst auf dem Gelände der Scharnhorst-Kaserne, später an zwei Standorten im Neustädter Hafen und im Industriehafen. Für die Lagerung im Hafen hatte die Gesundheitsbehörde für das vergangene Jahr Kosten in Höhe von 500.000 Euro veranschlagt. In einer Vorlage für die Gesundheitsdeputation wurde schon Anfang 2021 angedeutet, dass diese Lager nicht als Dauerlösung gedacht sind, sondern nur der Überwindung "akuter Engpässe" dienen sollen.
Was ist aus den Lagern und den Vorräten geworden?
Die Lager im Hafen wurden Fuhrmann zufolge aufgelöst. Bremen bevorratet demnach aber weiterhin Schutzausrüstung – wenn auch in geringeren Mengen. Aktuell seien etwa 600.000 OP-Masken, 400.000 FFP2-Masken und 44.000 FFP3-Masken eingelagert. Darüber hinaus stünden 12.000 Schutzbrillen und 11.000 Gesichtsvisiere zur Verfügung. Neben der Pandemie-Schutzausrüstung hält Bremen nach Ressortangaben auch rund 500.000 Kaliumiodid-Tabletten bereit, die im Fall einer atomaren Verstrahlung ausgegeben werden – die Tabletten verhindern bei rechtzeitiger Einnahme, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichert. Gelagert würden die Vorräte mittlerweile bei der Gesundheit Nord (Geno). Der Vorteil dabei laut Fuhrmann: Die Materialien werden im Alltag verbraucht und durch neue Produkte ersetzt. Diese sogenannte Umwälzung verhindert, dass das Haltbarkeitsdatum der Produkte abläuft und beispielsweise Masken weggeschmissen werden müssen.
Was plant Bremen für die Zukunft?
Erklärtes Ziel der Gesundheitsbehörde ist es, für zukünftige Pandemien gerüstet zu sein. Aktuell gebe es Gespräche zwischen Bund und Ländern, wo und in welcher Form Lager aufgebaut werden sollen, erklärt Fuhrmann. Die bestehenden Bremer Bestände könnten dann in das neue Lager integriert werden. Denkbar seien auch Kooperationen einzelner Bundesländer. Der Bund plant darüber hinaus für die kommenden Jahre die Errichtung einer nationalen Reserve, die Schutzausrüstung und andere Verbrauchsmaterialien für sechs Monate enthalten soll.
Wie sieht es in Niedersachsen aus?
Das Land Niedersachsen hält Angaben des Gesundheitsministeriums zufolge etwa 15 Millionen FFP2-Masken, 16 Millionen OP-Masken und 340.000 FFP3-Masken in einem zentralen Lager bereit. Konkret ist das Lager dem Katastrophenschutz des Landes zugeordnet – die Zuständigkeit liegt damit beim Innenministerium, das den Bedarf des Gesundheitsministeriums quasi verwaltet. Desinfektionsmittel würden bei einem Logistikdienstleister eingelagert, erklärt Oliver Grimm, Sprecher von Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Behrens' Ministerium will laut eigener Aussage eine eigene "Pandemische Reserve" einrichten. Damit soll für die nächsten fünf Jahre sichergestellt werden, dass das niedersächsische Gesundheitssystem im Notfall mindestens sechs Wochen lang mit Schutzausrüstung versorgt werden kann.