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Verkehrschaos bleibt aus Warnstreik beendet - Zugverkehr läuft wieder an

Die Gewerkschaft EVG hat mit Warnstreiks heute den Regional- und Fernverkehr lahmgelegt. Nach Ende des Streiks müssen Reisende noch den ganzen Tag mit Einschränkungen rechnen. Ein Überblick.
21.04.2023, 01:50 Uhr
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Von dpa/kev
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Für Menschen, die auf den Nah- und Fernverkehr angewiesen sind, wird es heute wieder stressig: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat zu mehrstündigen bundesweiten Warnstreiks aufgerufen. Die Schwestergewerkschaft Verdi kündigt außerdem Warnstreiks für Donnerstag und Freitag an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Hamburg an. 

Der Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist seit 11 Uhr vorbei. Ab 13 Uhr soll der Normalbetrieb anlaufen, auch die Züge in Bremen und Niedersachsen sollen wieder fahren. Bis in die frühen Abendstunden müssen die Reisenden im Fernverkehr aber noch mit Verspätungen rechnen. Der Grund: Die Züge und das Personal seien noch nicht immer dort, wo sie laut Plan eigentlich hätten sein müssen, heißt es von der Bahn.

Entgegen erster Befürchtungen ist es am Freitag bisher nicht zum Verkehrskollaps auf den Straßen gekommen. Der ADAC hatte befürchtet, dass sich wegen der gestrichenen Züge der Verkehr auf den Autobahnen stauen würde. In der Bremer Region könnte es sich vor allem auf der A 28 stauen. Dort wird viel gebaut und es gibt wenige Ausweichstrecken. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was wird am Freitag bestreikt?

Die Gewerkschaft EVG bestreikt den Regional- und Fernverkehr. Demnach legen sowohl die Deutsche Bahn als auch Dutzend weitere Bahnunternehmen zeitweise die Arbeit nieder. Für die Warnstreiks an den Flughäfen ist die Gewerkschaft Verdi verantwortlich.

Wie ist die Situation im Fernverkehr?

Auf der Schiene hat die Deutsche Bahn ihre Fahrgäste bereits auf erhebliche Einschränkungen eingestellt. Insbesondere im Fernverkehr sei der Tag "mehr oder weniger gelaufen", sagte Konzernpersonalvorstand Martin Seiler. "Alle, die umplanen können, sollten das tun." Auf der DB-Webseite hieß es am Mittwochvormittag, dass der Fernverkehr von drei Uhr bis 13 Uhr unterbrochen werde. Danach solle er schrittweise wieder hochgefahren werden.

Wie ist die Lage in Bremen und umzu?

Der DB-Regionalverkehr wird am Freitagvormittag weitestgehend ausfallen, teilt die Deutsche Bahn mit.

Auch das Verkehrsunternehmen Transdev und ihre Tochter Nordwestbahn werden am Freitag bestreikt. Transdev hatte zunächst noch die Verhandlungen mit der EVG am Mittwoch abgewartet – mit ergebnislosem Ausgang. Das Angebot soll unzureichend gewesen sein. "Der Streik der EVG in Fern- und Nahverkehr kann Auswirkungen auf den Betrieb in den Netzen der Nordwestbahn haben", so ein Unternehmenssprecher. Man setze alles daran, den Betrieb so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Aufgrund eines Cyberangriffs ist die Website der Nordwestbahn momentan nur eingeschränkt erreichbar. Die Fahrgäste werden deshalb gebeten, sich vor Antritt ihrer Fahrt am Freitag alternativ über www.fahrplaner.de oder www.bahn.de über die gewünschte Zugverbindung zu informieren.

Das Personal des Metronoms streikt dagegen nicht. Es kann jedoch zu Verzögerungen, Verspätungen, Ausfällen oder zur Einstellung des Zugverkehrs kommen, heißt es vonseiten des Verkehrsunternehmens. Reisende sollten am Freitagvormittag auf Fahrten verzichten und auch mit Einschränkungen bis in den Abend hinein rechnen. In Bremen sind die Linien RE4 und RB41 betroffen.

Was ist mit der BSAG?

In Bremen können sich die Menschen im ÖPNV wie gewohnt fortbewegen. "Stand jetzt liegt uns keine Streikankündigung durch die Gewerkschaft für diese Woche vor. Wir gehen also davon aus, dass wir nicht bestreikt werden", teilt die BSAG mit.

Warum wird gestreikt?

Die Arbeitnehmervertreter fordern in den Verhandlungen mit der Branche für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten. Der bundeseigene Konzern hatte zuletzt mitgeteilt, sich am jüngsten Schlichterspruch im Tarifstreit des öffentlichen Diensts orientieren zu wollen. Die EVG lehnte das ab.

Was sagen EVG und Deutsche Bahn?

Mit den Streiks wolle man gezielt den Druck auf die Unternehmen erhöhen und nicht die Fahrgäste bestrafen, teilte Ingenschay mit. Gleichwohl dürfte insbesondere der Fernverkehr der Deutschen Bahn den ganzen Tag über weitgehend zum Erliegen kommen, weil die Züge am Morgen nicht auf die Strecke gebracht werden können. Martin Seiler äußerte daher am Mittwoch Unverständnis über die Ankündigung. "Dieser Streik ist völlig unnütz und unnötig", sagte er. Am Freitag, dem reisestärksten Tag der Woche, treffe die Aktion viele Pendlerinnen und Pendler "besonders hart".

Bekomme ich eine Entschädigung?

Die Deutsche Bahn bietet Reisenden im Fernverkehr wieder eine Kulanzregelung an. Wer bis diesen Dienstag (18.04.) ein Ticket für den Streiktag gekauft hat, kann es bis Dienstag in der nächsten Woche (25.04.) flexibel einsetzen – die Zugbindung ist aufgehoben, auch Regionalzüge darf man alternativ nutzen. Auch Nahverkehrstickets des sogenannten Deutschlandtarifs für den Streiktag können noch bis nächsten Dienstag flexibel genutzt werden.

Wer diese Kulanzregelungen nicht in Anspruch nimmt, kann sich die Kosten für die streikbedingt ausgefallene Fahrt erstatten lassen. Für im Internet über ein Kundenkonto gekaufte Tickets geht das mit einem Online-Antrag auf „bahn.de“ oder in der „DB-Navigator“-App. Sonst bleibt nur, die Kosten schriftlich zurückverlangen.

Dafür muss man das Fahrgastrechte-Formular ausfüllen und per Post an Servicecenter Fahrgastrechte, 60647 Frankfurt/Main senden.

Im Detail kann man die Regelungen hier nachlesen: www.bahn.de/info/sonderkulanz

Gibt es einen Zusammenhang mit dem Verdi-Streik an Flughäfen?

Abgestimmt hätten sich die Gewerkschaften nicht, hieß es seitens der EVG. Bereits am Vortag hatte Verdi ganztägige Arbeitsniederlegungen an den drei Flughäfen Köln/Bonn, Düsseldorf und Hamburg im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen angekündigt. "Es ist im Zusammenhang mit dem Streik mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder -streichungen zu rechnen", warnte die Gewerkschaft am Dienstag. Die Luftfahrtbranche kritisierte den erneuten Ausstand.

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Womit rechnet der ADAC?

Der ADAC-Regionalclub Weser-Ems rechnet wegen des Streiks mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen und Stau an den neuralgischen Autobahnpunkten im Nordwesten. Wenn Teile einer Verkehrsinfrastruktur wegbrächen, sei es immer so, dass auf andere ausgewichen würde, macht ein Clubsprecher deutlich.

Müssen Arbeitnehmer pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen?

Auch wenn das Bahnpersonal streikt und deshalb der Regional- und Fernverkehr weitgehend stillstehen, müssen Arbeitnehmer pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen. "Das sogenannte Wegerisiko trägt immer der Arbeitnehmer, ob Streik oder nicht", sagt Rechtsanwältin Nathalie Oberthür.

Und wie sieht es mit Homeoffice aus?

Ist Homeoffice sowieso schon Praxis im Arbeitsalltag, hat der Arbeitnehmer gute Chancen, auch am Streiktag von zu Hause aus zu arbeiten. Wegen seiner Fürsorgepflicht dürfte der Arbeitgeber in diesem Ausnahmefall verpflichtet sein, die Arbeitsleistung am heimischen Schreibtisch zu ermöglichen. Rechtsprechung dazu gibt es allerdings bislang noch nicht.

Welche alternativen Möglichkeiten zur Fortbewegung gibt es?

Ein Taxi ist teuer – doch zur Not müssten Arbeitnehmer eins auf eigene Kosten nehmen, so Oberthür. "Auch das ist zumutbar." Eine Alternative in Bremen bietet das Carsharing-Angebot Cambio. Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten bereits gezeigt, dass die Nachfrage nach Leihwagen durch Streiks spürbar steige, heißt es seitens eines Sprechers. Für Freitag rechne man mit einer zusätzlichen Nachfrage zwischen 50 und 90 Prozent.

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