Mieter und Vermieter werden künftig die Höhe der Mieten in der Stadt genauer vergleichen können: Bremen bereitet die Erstellung eines Mietspiegels vor. Am Dienstag hat der Senat die Umsetzung der nächsten Schritte beschlossen. Experten rechnen damit, dass die Mieten in der Folge steigen werden. Davon geht auch die Geschäftsführerin des Mietervereins Bremen aus. "Wir befürchten, dass Mieterhöhungen erleichtert werden", sagte Kornelia Ahlring. Aus ihrer Sicht ist es dabei problematisch, dass Mietspiegel nur neue Verträge der vergangenen sechs Jahre berücksichtigen – und damit nicht alle Mietverhältnisse einer Stadt.
Maike Schaefer (Grüne) sieht die Schritte auf dem Weg zum Mietspiegel dagegen als Meilensteine für den Bremer Mietmarkt. "Für uns als Stadt bietet der Mietspiegel ein gutes Instrument, um überteuerte Mieten oder überzogene Steigerungen unterbinden zu können", sagte die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnungsbau dem WESER-KURIER. Für die mehrheitlich privaten Vermieterinnen und Vermieter in Bremen sei der Mietspiegel eine gute Grundlage, um rechtssicher Miethöhen zu ermitteln und "verantwortungsbewusst Mietraum zur Verfügung zu stellen". Der Überblick werde wie vorgeschrieben bis Anfang 2024 fertig sein.
Was zeigt der Mietspiegel?
Bremen wird einen qualifizierten Mietspiegel bekommen. Dieser unterliegt wissenschaftlichen Anforderungen und ist wesentlich genauer als ein einfacher Mietspiegel. Die Übersicht steht den Bürgerinnen und Bürgern später kostenfrei im Internet zur Verfügung. Offen ist aktuell noch, ob es auch einen Rechner geben wird, der die Vergleichsmiete anhand von bestimmten Kriterien ermittelt. Das könnte bis in einzelne Details gehen: So fragt etwa der Mietspiegelrechner der Stadt Leipzig ab, ob die Wohnung einen Balkon oder eine Terrasse hat, welche Fußbodenbeläge es darin gibt und ob ein Handtuchwandheizkörper vorhanden ist.
Wie wird der Mietspiegel ermittelt?
Ein Dienstleister wird in den nächsten Monaten per Ausschreibung mit der Erstellung beauftragt. Das Unternehmen wird die notwendigen Angaben von Mietern und Vermietern Anfang des nächsten Jahres erheben – und zwar stichprobenartig. Wer befragt wird, muss Auskunft geben. Als Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern ist Bremen zur Erstellung eines Mietspiegels verpflichtet.
Was bringt der Mietspiegel für die Mieter?
Der Mieterverein Bremen berichtet, dass heute häufig zwischen Vermietern und Mietern über die Höhe der Miete verhandelt wird. Der Mietspiegel wird beiden Seiten eine bessere Orientierung geben – und für den Fall einer Auseinandersetzung auch den Gerichten. Gerade Mieter können sich leichter als bisher einen Überblick verschaffen, ob die veranschlagte Miete angebracht ist oder der Vermieter mit einer Erhöhung übers Ziel hinausschießt. Wenn es zu einer Neuvermietung kommt, darf die Miete zum Beispiel nicht um mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.
Warum wird mit einem Anstieg der Mieten gerechnet?
Experten erwarten in den ersten zwei Jahren nach Einführung des Mietspiegels Anpassungen. "Mit der zunehmenden Transparenz am Markt werden natürlich diejenigen, die vielleicht bislang nicht die ortsübliche Vergleichsmiete erhoben haben, in die Lage versetzt, entsprechende Mieterhöhungen durchzusetzen", sagt Kai-Ole Hausen, Referatsleiter für Wohnungswesen im zuständigen Bauressort. "Wir werden sicherlich ganz genau beobachten, was hier auf dem Mietwohnmarkt passiert." Haus & Grund Bremen geht ebenfalls von Anpassungen aus – allerdings auch bei heute besonders hohen Mieten. Grundsätzlich sagt Geschäftsführer Ingmar Vergau zum Mietspiegel: "Die Mieten werden deshalb nicht explosionsartig steigen." Unter anderem wegen der viel teureren Baukosten erwartet Vergau allerdings in naher Zukunft Mieterhöhungen.
Der Bremer Markt wird von Branchenexperten dabei als besonders angesehen, weil es hier viele Privatvermieter mit wenigen Immobilien gibt. Mitglieder von Haus & Grund haben etwa im Schnitt 2,6 Wohneinheiten. Diese Vermieter hätten ein besonderes Interesse, sagt Vergau, ein gutes und langfristiges Verhältnis zu ihren Mietern zu haben. Deshalb hält er es für abwegig, dass die Mieten wegen des Mietspiegels massiv angehoben werden. Was die Mieten in Bremen neben der Mietpreisbremse ohnehin begrenzt: Innerhalb von drei Jahren dürfen sie nicht um mehr als 15 Prozent steigen.
Welche Kosten kommen auf Bremen zu?
Experten rechnen mit Gesamtkosten von 300.000 Euro für die Erstellung des Mietspiegels. Der Überblick muss zudem alle zwei Jahre fortgeschrieben werden. Alle vier Jahre ist eine Neuerstellung notwendig.