Die finanzielle Situation der deutschen Airports ist angespannt. Die Einnahmeseite der Flughäfen ist durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie zusammengeschrumpft, aber die Betriebskosten laufen weiter. Finanzielle Hilfe über 500 Millionen Euro soll es, wie berichtet, jetzt vom Bund auch für die Airports geben, die teilweise oder ganz im Eigentum der Länder sind – so wie der Hans-Koschnick-Flughafen, der zu hundert Prozent Bremen gehört. „Das ist eine positive Nachricht, darüber freuen wir uns“, sagte Elmar Kleinert, Chef des Bremer Flughafens, auf Nachfrage des WESER-KURIER.
Die Zahlungen des Bundes sind aber an Bedingungen geknüpft. Voraussetzung sei, dass sich die Länder in gleicher Höhe beteiligen, berichtete das „Handelsblatt“. Dass der Bund helfen will, hatte das Bundesverkehrsministerium bereits Branchen- und Landesvertretern auf dem Luftverkehrsgipfel signalisiert, der auf Mitinitiative der Flughäfen am 6. November stattgefunden hatte. Das Bundesfinanzministerium hatte aber nicht sein Okay für dieses Hilfspaket gegeben.
„Offenbar haben sich beide Ministerien geeinigt – das ist wichtig für die Flughäfen“, so Kleinert. Der Flughafenchef hatte schon vor dem Luftverkehrsgipfel im Interview mit dieser Zeitung gefordert, dass sich der Bund an den Kosten beteiligen soll, „weil die Flughäfen für systemrelevante überregional bedeutende Logistik sorgen“. Wie genau der Verteilungsschlüssel aussehen werde, sei ihm noch nicht bekannt. Man könne wohl davon ausgehen, dass sich der Bund mindestens an den Kosten der „harten Phase des ersten Lockdowns“ beteiligen werde. Die Vorhaltekosten für die Bereitschaft des Flughafens in dieser Zeit würden etwa im niedrigen zweistelligen Millionenbereich liegen.
Dass der Bremer Flughafen auf Hilfe von außen angewiesen ist, dafür ist nicht der Investitionsstau verantwortlich, der sich über Jahre auf etwa 80 Millionen Euro angehäuft hat. Primär ging es in den vergangenen Monaten um das laufende Geschäft. Bis zum Jahresende wird die Flughafen Bremen GmbH nach eigenen Angaben einen Verlust von rund 22 Millionen Euro erwirtschaften. Allerdings springt dafür die Stadt Bremen ein. Der Flughafen wurde frühzeitig in den sogenannten Cash-Pool aufgenommen, den die Stadt eingerichtet hatte. Damit werden öffentlichen Unternehmen Überziehungskredite gewährt, um Einnahmeausfälle im Zusammenhang mit der Pandemie zu kompensieren. Dadurch ist der Bremer Flughafen bis Mitte des nächsten Jahres finanziell abgesichert. Die Vereinbarung beläuft sich auf mehr als 28 Millionen Euro.
Airports mit Vorbelastung besonders gefährdet
Die 500 Millionen Euro des Bundes dürften schnell verbraucht sein. So will er laut „Handelsblatt“ auf jeden Fall die Flughäfen unterstützen, an denen er beteiligt ist. Dazu gehören Berlin-Brandenburg (26 Prozent), Köln/Bonn (31 Prozent) und München (26 Prozent). Vorausgesetzt ist, die anderen Gesellschafter beteiligen sich genauso entsprechend ihren Anteilen. Allein für die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg kämen fürs nächste Jahr dann 171,6 Millionen Euro vom Bund. Die Länder reagierten überwiegend zustimmend, wie es hieß. Allerdings fordern sie, bereits angekündigte Hilfen einzubeziehen.
Reicht das Geld nicht aus, sollen diejenigen darüber entscheiden, welcher Flughafen unterstützt werden soll, die daran beteiligt sind. Das sind meistens Länder, Kommunen und Unternehmen. Hinten runterfallen könnten dabei die Airports, die schon vor Corona wirtschaftliche Probleme hatten. Hier solle darüber nachgedacht werden, ob der Flugbetrieb nicht eingestellt wird.
„Neben den großen internationalen Drehkreuzen haben in Deutschland auch kleinere Verkehrsflughäfen wie der Flughafen Bremen, eine hohe Bedeutung für die Entwicklung des Luftverkehrs“, so Staatsrat Tim Cordßen (SPD), Aufsichtsratschef der Flughafen Bremen GmbH. Der Flughafen stelle die internationale Anbindung für den gesamten Wirtschaftsraum im Nordwesten der Republik sicher.
„Die dramatischen Auswirkungen der Pandemie und der Umgang mit den wirtschaftlichen Folgen für den Flughafen können nicht von Bremen alleine getragen werden“, so Cordßen. Die grundsätzliche Bereitschaft des Bundes, darüber mit den Ländern zu sprechen, sei zu begrüßen. „Wir erwarten ein klares Signal der Unterstützung, das über die Bereitstellung von Krediten hinausgeht.“ Es gehe um den Erhalt einer für die wirtschaftliche Erholung und langfristige Entwicklung enorm wichtigen Infrastruktur – und die werde nicht nur an den Flughafenstandorten bereitgehalten, an denen der Bund beteiligt sei.