Nicht nur für die Kunden in der Bremer Neustadt ist er der Bärchen-Bäcker, weil ein Teddybär Teil seines Logos ist – zu finden am Eingang und auf der Brötchentüte. Vor mehreren Jahren hatte Bäckermeister Ralf Trage die Idee für das Firmenzeichen, das gerade auch bei Kindern für einen hohen Wiedererkennungseffekt sorgt. Doch am 30. Juni wird Trage seine Bäckerei am Buntentorsteinweg in der Neustadt ein letztes Mal öffnen, weil er sich in den Ruhestand verabschiedet. Die Kunden bedauern es schon jetzt. „Es gibt nirgends ein so gutes Schwarzbrot wie hier“, sagt eine Kundin, die gerade in der Bäckerei an einem der Tische sitzt. Zweimal pro Woche kommt sie in der Bäckerei in der Neustadt auf Kaffee und Kuchen vorbei, um mit der Mitarbeiterin hinter dem Tresen Klönschnack zu halten.
Ähnlich habe es Ralf Trage neulich auf der Straße erlebt: „Dabei bin ich doch eher hinten in der Backstube und für die Kundschaft eigentlich nicht so präsent“, sagt er. Drei Kundinnen, denen er begegnet ist, hätten ebenso das Ende bedauert und ihn gefragt, ob er sein Rezept für das Kürbisweißbrot nicht an einen anderen Bäcker weitergeben könne.
Auch Jutta Steg mit ihrem Tante-Emma-Laden in Schwachhausen in der Georg-Gröning-Straße bedauert, dass Ralf Trage seinen Betrieb schließt: „Seit 2011 verkaufe ich seine Waren, und die Kunden hier haben es sehr gut angenommen. Immer gute Zutaten, gute Qualität, ein guter Butterkuchen, und auch die Brötchentüten von ihm sind sehr ansprechend.“ Sie muss sich ab Juli nach einem anderen Bäcker umschauen.

Für das Logo mit dem Bären ist die Bäckerei Trage nicht nur in der Neustadt bekannt.
Vier Jahre nach einem Nachfolger gesucht
Dass Trage dieser Schritt nicht leichtfällt, merkt man ihm an. Er verkörpert die fünfte Generation bei der Bäckerei Trage, die es seit 146 Jahren gibt. Seinen Betrieb hätte er gern weitergegeben, doch er fand keinen Nachfolger: „Seit vier Jahren habe ich auf den verschiedensten Wegen gesucht. Das war natürlich auch während der Pandemie, und es möchte wohl keiner ins Risiko gehen.“ Beispielsweise habe er über Internetportale für Betriebsweitergaben gesucht, darunter auch das von der Sparkasse Bremen – vergeblich. Dann musste er sich zu der Entscheidung durchringen: „Ich habe meinen Mitarbeitern rechtzeitig Bescheid gegeben und ihnen gekündigt, damit sie sich irgendwo anders eine Zukunft suchen können.“
Die angemieteten Filialen in der Bismarckstraße und in der Hamburger Straße hat er bereits geschlossen. Für die Filiale in der Gottfried-Menken-Straße in der Neustadt wird es eine Zukunft geben. „Den Standort wird Bäckerei Papart übernehmen“, sagt Trage. Andreas Papart ist wie er Innungsbäcker. Der wird dort im Juli geschlossen haben und plant die Wiedereröffnung für Anfang August. Und dann ist da noch Trages Stammsitz am Buntentorsteinweg unweit des Rotes-Kreuz-Krankenhauses: „Hier führe ich noch verschiedene Gespräche.“ Es würde ihn freuen, wenn ein anderer Bäcker diesen Stammsitz zumindest als Filiale weiterführe. In der Neustadt würden genug Menschen wohnen, die gute Brötchen und guten Kuchen vom Handwerksbäcker zu schätzen wüssten.
Immer weniger Handwerksbäcker in Bremen
Damit verliert die Bremer Bäckerinnung ein weiteres Mitglied. Schon 2022 hatte Holger Groth seine Backstube am Sielwall geschlossen, um sich in den Ruhestand zu verabschieden. Bereits damals sagte Bremens Innungsmeister Peter Büser, dass es die Arbeit für ihn nicht einfacher mache, wenn sich nach und nach die Innungsbetriebe verabschiedeten.
Bei Innungsbäcker Peer Ruchel in Bremen-Horn führt seit Jahresanfang Sohn Hendrik den Betrieb weiter. Das macht Hendrik Ruchel allerdings nicht allein: Er hat sich dafür mit seinem Onkel Dennis Otten zusammengetan, der in Walle die Bäckerei Schroeder betreibt. Unter diesem Namen besitzen sie nun vier Filialen und wollen den Betrieb mit neuen Kreationen, wie zum Beispiel Zimtschnecken, in die Zukunft führen.
Aktuell zählt die Handwerkskammer in Bremen 36 Bäckereibetriebe, von denen einige aber neben dem Stammsitz mehrere Filialen betreiben. Vor etwas mehr als zehn Jahren zählte die Kammer noch 50 Bäckereibetriebe. Zahlenmäßig befinden sich die Handwerksbäcker auf dem Rückzug, während die Discounter und Supermärkte ihr Angebot in ihren SB-Backshops stetig ausgeweitet haben. Außerdem haben die Bäcker aus dem niedersächsischen Umland die Zahl ihrer Filialen in Bremen stetig ausgeweitet. Die hohen Energiepreise nach Ausbruch des Ukrainekriegs haben es den Handwerksbäckern nicht einfacher gemacht.
Mehr Zeit für Familie, Kino und Wandern
Wenn sich Ralf Trage in den Ruhestand verabschiedet, will er mehr Zeit haben für alles, was in den letzten Jahren zu kurz gekommen sei – wie zum Beispiel, einfach mal ins Kino oder ins Theater zu gehen. Außerdem geht Trage gern wandern. Und dann ist da natürlich sein zwölfjähriger Sohn, mit dem er künftig Zeit verbringen möchte.
Der Tag, an dem Trage ein letztes Mal für die Arbeit morgens in der Früh seine Bäckerei aufschließen wird, rückt näher. Da werden dann auch die Kinder ein letztes Mal sagen: „Tschüss, Bärchen-Bäcker!“