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Serie "Die Standhaften" Hifi-City der Brüder Schmidt: "Wir leben von der Mundpropaganda"

Neue Serie "Die Standhaften": Wie sich Hifi-City in der Innenstadt gegen die übermächtige Konkurrenz der Elektrohandelsketten durchsetzt und was die Kunden besonders schätzen.
01.08.2022, 05:00 Uhr
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Hifi-City der Brüder Schmidt:
Von Peter Hanuschke

Es gibt sie im Grunde genommen in jeder größeren Innenstadt und in jedem großen Einkaufspark wie Waterfront und Weserpark – die großen Elektrohandelsketten mit ihrem breiten Sortiment auf vielen Quadratmetern. Das Hifi-Geschäft von Andree Schmidt und Michael Schmidt in der Bremer City in der Martinistraße würde in einen dieser Märkte von der Fläche her sicherlich 20 Mal und mehr hineinpassen. Als übermächtige Konkurrenz sehen die beiden Inhaber von Hifi-City diese großen Ketten dennoch nicht: "Dort wird viel Plastik verkauft - bei uns nicht. Unsere Kunden wissen das und schätzen die Langlebigkeit unserer Geräte."

Hifi-City ist auf HiFi-Komponenten und TV-Produkte im mittleren und oberen Preissegment spezialisiert. "Wir verkaufen Qualität", sagt Michael Schmidt. Das Sortiment in den Elektrohandelsketten will er gar nicht bewerten. "Das wissen die Kunden im Grunde genommen selbst." Viele würden sich im Elektrogroßmarkt aber einfach wohler fühlen – gerade, wenn sie von sich selber meinten, dass sie wenig Ahnung von den Geräten hätten. "In diesen Märkten fällt das nicht so auf, weil sich viele der Verkäufer auf dem gleichen Level bewegen."

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Es gebe dort natürlich auch Verkäufer mit einem guten oder ausreichenden Produktwissen, so Schmidt. Das Problem sei aber, dass die Verkäufer unter enormem Druck stünden. Es gehe nur um den Verkauf von Geräten – egal, ob es sich dabei um das handle, von dem der Kunde maximal profitiere. Die Verbraucher seien in solchen Läden inzwischen häufig so konditioniert, dass sie dort hinfahren und etwas kaufen, was sie im Grunde gar nicht ganz oben auf ihrer Liste stehen hatten.

Die Schwellenangst, die der eine oder andere Verbraucher habe, ein Spezialgeschäft zu betreten, weil er nicht zu den Technikexperten zähle, sei unbegründet, so Michael Schmidt. "Deshalb sind wir ja da. Wir sind die Spezialisten, die den Kunden abholen." Beratung und eine sehr hohe Produktqualität sei das Plus der Spezialgeschäfte und deren Erfolgsgarant, um trotz der großen Ketten bestehen zu können – das gelte branchenübergreifend. Von großer Bedeutung sei auch, dass der Inhaber nicht nur gute und motivierte Mitarbeiter habe, sondern selber auch im Geschäft präsent sei. Wer diese Faktoren berücksichtige, habe Erfolg. "Ich kenne auch keinen inhabergeführten Laden, der nicht erfolgreich ist."

Beratung sei letztlich das, "was Spaß macht, gerade wenn man auch noch Geräte verkauft, die ein sehr hohes Maß an Klang- und Bildqualität bieten - wir verkaufen am Ende Emotionen." Allein das sei schon Motivation genug. Und es sei auch egal, ob das Produkt im mittleren oder im oberen Preissegment liege. "Ich habe kein Problem damit, wenn die Beratung zwei Stunden und länger dauert. Das gilt für den Fernseher, der 4000 Euro kostet, genauso wie für den kleinen Wireless-Lautsprecher, der bei 200 Euro liegt." Der Kunde müsse am Ende zufrieden sein. Und wenn das gelinge und er das auch noch in seinem Bekanntenkreis verbreite, sei das optimal. "Wir leben besonders von der Mundpropaganda."

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Michael Schmidt macht es auch Freude, ein stückweit Nachhaltigkeit zu verkaufen. "Unsere Geräte sind auf Langlebigkeit ausgelegt." Und falls doch mal etwas ausgetauscht werden müsse, "haben wir unseren Reparaturservice, der auch auf Geräte spezialisiert ist, die gar nicht mehr neu zu kaufen sind, aber immer noch eine hohe Klangqualität bieten." Die Reparatur müsse dann aber im Verhältnis stehen. "Wenn sich die nicht mehr lohnt, also die Reparatur von den Kosten her weit über dem Wert des Gerätes liegt, sagen wir das natürlich."

Seit 1993 haben die Brüder und gelernten Kaufleute Michael, 59 Jahre alt, und Andree Schmidt, 65 Jahre, das Hifi-Geschäft. Bis 2016 war das Geschäft im Buntentorsteinweg untergebracht, dann erfolgte der Umzug in die Martinistraße. "Der Standort ist super", so Michael Schmidt. "Wir sind nun nicht das typische Laufkundengeschäft, aber durch den kleinen Parkplatz hinterm Geschäft gibt es viel Suchverkehr." Und der eine oder andere Kunde sei dadurch tatsächlich auf den Laden aufmerksam geworden. "Das ist ein guter Nebeneffekt – mehr nicht."

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Ansonsten spiele der Zufall keine Rolle, so Michael Schmidt. Das gelte sowohl für das Ladengeschäft als auch für das zweite Standbein, die Beratung und Installation im privaten Bereich von kompletten Audio- und Hifi-Systemen. "Das findet häufig für den Neubau oder beim Umbau statt." Die Beratung erfolge dann auch vor Ort. Gleiches gelte für den gewerblichen Bereich, "wo wir Medienräume oder Videokonferenztechnik individuell planen und einbauen."

Auch wenn das Geschäft gut läuft, gibt es keine Expansionspläne und zusätzlich weitere Geschäfte. "Auf keinen Fall. Als Inhaber könnten wir dann nicht überall sein", so Michael Schmidt. Darunter leide die Beratung. "Expansion überlassen wir anderen."

Zur Sache

Neue Serie startet

Sie sind so etwas die die Letzten ihrer Art: Inhabergeführte Geschäfte in der Bremer Innenstadt, die den großen Handelsketten trotzen und ihre Kundschaft auf ganz eigene Art und Weise umschmeicheln. Der WESER-KURIER stellt in den kommenden Wochen in loser Reihenfolge Geschäfte vor, die sich seit vielen Jahren standhaft der übergroßen Konkurrenz erwehren und sich in der City dank großer Kundennähe behaupten.  

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