Bremen wird im kommenden Jahr zur Hauptstadt der europäischen Raumfahrt – zumindest für ein paar Tage: 23 Minister und Ministerinnen aus den Mitgliedsländern der Europäischen Weltraumorganisation Esa wollen sich im November 2025 im Kongresszentrum auf der Bürgerweide treffen, um über neue Raumfahrtprojekte zu entscheiden. Die Ministerratskonferenz, die alle drei Jahre den Etat der Esa beschließt, ist das höchste Entscheidungsorgan der Weltraumbehörde. Dass sie das nächste Mal in Bremen tagt, sei "Ehre und Auszeichnung zugleich", meint Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD).
Auf der vergangenen Ministerratskonferenz im November 2022 in Paris hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) turnusgemäß von seinem französischen Amtskollegen den Vorsitz in der Runde übernommen. Klar war also: Die nächste Konferenz würde 2025 in Deutschland stattfinden. Interesse an der Ausrichtung der Mammutkonferenz gab es vielfach – am Ende bewarben sich drei Städte: Köln, wo das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sitzt, Stuttgart, wo die Luft- und Raumfahrtkoordinatorin der Bundesregierung, Anna Christmann (Grüne) ihren Wahlkreis hat, und Bremen. Die norddeutsche "City of Space" schickte ihre Bewerbung im November vergangenen Jahres per Brief ans Bundeskanzleramt und das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin.
Tagung im Jubiläumsjahr
Dass Bremen den Zuschlag bekommen würde, war eigentlich schon auf der Luft- und Raumfahrtausstellung ILA vor einem Monat in Berlin durchgesickert. Am Montag machte es das Bundeswirtschaftsministerium dann offiziell. In ihrer Pressemitteilung erinnert Luft- und Raumfahrtkoordinatorin Christmann (Grüne), daran, dass die Tagung in ein Jubiläumsjahr fällt: "Anlässlich des 50. Geburtstags der Esa wird die kommende Ministerratskonferenz eine entscheidende Weichenstellung für die nächsten 50 Jahre europäischer Raumfahrt sein", erwartet sie.
Davon erhofft man sich auch in Bremen einen erheblichen Werbeeffekt in der Branche: In den kommenden Monaten wird der Name der Stadt immer wieder fallen, wenn es um die Zukunft der Esa geht. Über die wird gerade intensiv debattiert: Christmann will den deutschen Ratsvorsitz dazu nutzen, die Behörde schneller und agiler zu machen und mehr Start-ups eine Chance zu geben. Die Franzosen setzen eher auf ihre etablierte Raumfahrtindustrie, die in Bremen mit Werken von Airbus Defence & Space und Ariane stark vertreten ist. "Für Bremen und die hier ansässigen Unternehmen ist die Konferenz eine Gelegenheit, sich als einer der wichtigsten Raumfahrtstandorte in Europa zu präsentieren", freut sich Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke), die mit Christmann nicht immer auf einer Linie liegt.
Zu der Konferenz im November kommenden Jahres werden mehrere Hundert Teilnehmer erwartet: neben den Fachministern aus 23 Ländern mit ihren Delegationen auch die gesamte Esa-Führungsspitze um Generaldirektor Josef Aschbacher. Für die Bremer Polizei dürfte die Konferenz eine der größten Herausforderungen der jüngeren Vergangenheit werden.