Vor einem Jahr wurden die Gespräche zwischen dem Terminalbetreiber Eurogate und der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) über eine mögliche Kooperation bekannt. Es geht darum, gemeinsam gegenüber den Häfen von Antwerpen und Rotterdam aufzuholen. Doch irgendwann gerieten diese Gespräche ins Stocken. Mit der Folge, dass es im Juli an der Elbe ein Treffen zwischen Vertretern des Bremer und des Hamburger Senats gab.
Nun hat sich der Unternehmer Klaus-Michael Kühne, der Mehrheitsaktionär bei Kühne + Nagel ist, mit einem Brief an den Bremer und den Hamburger Senat gewandt. Wie die "Deutsche Verkehrs-Zeitung" (DVZ) berichtet, wolle er sich in einem möglichen gemeinsamen Unternehmen finanziell einbringen, "sofern das gewünscht sei".
Mit seinem Brief habe sich Kühne an Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Häfensenatorin Claudia Schilling (SPD) gewandt sowie an Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Häfen- und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann. Auch den Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), gebürtig aus Cuxhaven, hat er angeschrieben.
Kühne hofft, dass sich beide Seiten zusammen raufen, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Die DVZ zitiert den Unternehmer, man möge einen Zusammenschluss forcieren, „und nicht auf dem halben Wege stecken bleiben“. Einen echten Willen, eine Einigung zu erzielen, erkenne Kühne eher auf der Bremer als auf der Hamburger Seite. Bremens Häfensenatorin zeige Gesprächsbereitschaft: Man sei bereits in Terminabsprache für ein gemeinsames Treffen.
Klaus-Michael Kühne hat Bezug zu beiden Hansestädten. Sein Unternehmen wurde 1890 in Bremen gegründet, expandierte später nach Hamburg. Inzwischen befindet sich die Deutschland-Zentrale des Logistikers in Bremen im Neubau an der Weser, in Hamburg steht die Europa-Zentrale. Gleichzeitig hält Kühne 30 Prozent der Anteile an der Reederei Hapag-Lloyd. Die wiederum soll Interesse haben an 30 Prozent der Terminalanteile am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven. Eine Entscheidung darüber werde wohl voraussichtlich im Herbst fallen. Für die großen Containerschiffe mit Platz für bis zu 24.000 Standardcontainer werde es in Zukunft nicht einfacher, den Hamburger Hafen anzufahren. Schon jetzt zeigt sich, dass die großen Schiffe Probleme mit der Anfahrt nach Hamburg haben, wenn der Terminkalender aufgrund der Pandemie-Situation durcheinander gekommen ist.
Durch die zeitlichen Verzögerungen lassen seit mehreren Wochen die Reedereien CMA CGM und MSC ihre Schiffe nicht mehr nach Hamburg, sondern nach Bremerhaven und Wilhelmshaven fahren. An allen drei Häfen ist Eurogate vertreten, was dem Terminalbetreiber gegenüber den Reedereikunden mehr Alternativen ermöglicht als der HHLA in Hamburg. Von Kühne + Nagel und auch von anderen Logistikern und Spediteuren verlangt die momentane Situation im Hamburger Hafen höchste Flexibilität.
Eurogate ist an einer Lösung mit der HHLA gelegen. So war es auch aus dem Interview mit Eurogate-Geschäftsführer Michael Blach vor knapp zwei Wochen im WESER-KURIER herauszulesen. Aber auch wenn Kühne jetzt Unterstützung anbietet: Am Ende sind es Eurogate und HHLA, die sich einigen müssen.