Ich gebe es zu, ich habe gesündigt. Und das gleich doppelt! Am dritten Tag des Versuchs, möglichst plastikfrei zu leben, kommen erste leise Zweifel in mir auf, ob es wirklich so einfach ist, auf Plastik zu verzichten.
Aber der Reihe nach: Der Morgen läuft ohne bemerkenswerte Zwischenfälle ab. Mit Dusch- und Deostein kann ich mich mittlerweile anfreunden, die Zahnputztablette ist weiter gewöhnungsbedürftig.
Dann aber geht das kleine Dilemma los. Ich bin auf der Suche nach Natron, Waschsoda, Aleppo-Seife, einer reinen Naturseife aus Oliven- und Lorbeeröl, sowie Kernseife. Warum ich gerade diese Sachen suche, verrate ich Ihnen im letzten Teil der Serie am Wochenende.
Zunächst überrascht
Da heute mein freier Tag ist und ich in Hamburg lebe, begebe ich mich dort auf die Suche nach den Waren und bin zunächst überrascht: Alle Produkte gibt es in der Drogerie, und da ich zunächst keine großen Mengen brauche, entscheide ich mich zum Kauf, denn nur Natron und Waschsoda sind in Plastik verpackt. Denke ich zumindest, denn erst beim Auspacken zu Hause fällt mir auf, dass um die Aleppo-Seife ebenfalls eine dünne Plastikhülle gewickelt ist. Meine Bequemlichkeit hat mich dahin gebracht, nicht genau darauf zu achten, was ich kaufe, und das ärgert mich.
Zumal ich alle Produkte auch später in einem Unverpackt-Laden finden werde und das sogar günstiger. Während ich für 100 Gramm Aleppo-Seife sechs Euro in der Drogerie gezahlt habe, bekomme ich bei Stückgut im Schanzenviertel die doppelte Menge für den gleichen Preis. Die einzelne Natron-Packung hat mich in der Drogerie 69 Cent für 20 Gramm gekostet, im Unverpackt-Laden bekomme ich dafür fast die fünffache Menge.
„Sünde“ Nummer zwei folgt am Mittag – auch wenn dies für mich eher keine ist. Ich gehe regelmäßig zum Universitätsklinikum Eppendorf, um dort Blut zu spenden. Das ist jetzt erst recht wichtig, da durch den heißen Sommer die Blutkonserven in vielen Bundesländern knapp werden – auch in Bremen.
Ich habe bislang nie drauf geachtet, aber die Menge an Plastik, das beim Blutspenden verwendet wird, ist beachtlich. Sechs Ampullen werden mit Blut gefüllt, dazu noch der Beutel. Alle vorher verpackt – natürlich in Plastik. Dennoch sehe ich für mich keinen Verstoß, denn ich will Plastik reduzieren, komplett vermeiden lässt es sich ohnehin nicht. Und so lange es einem guten Zweck dient, nehme ich das Brechen meiner Regeln in Kauf.
Am Nachmittag steht der angesprochene Besuch beim Unverpackt-Laden Stückgut an. Ich bin noch immer auf der Suche nach unverpacktem Toilettenpapier, nachdem ich Montag vergessen habe, im Laden in Bremen danach zu gucken. Und ich werde schnell fündig. Mehr als 700 Blatt hat eine Rolle, ist dafür nur zweilagig und kostet 2,20 Euro pro Rolle. „Das entspricht ungefähr drei normalen Rollen Toilettenpapier, aber es ist schon teuer“, sagt mir eine Verkäuferin. Ich nehme sie trotzdem, denn ich muss mein plastikfreies Gewissen beruhigen.
Anschließend geht es vor die Rindermarkthalle, wo seit dem Frühjahr Hamburgs erster Zero-Waste-Beach-Club steht. Die Getränke gibt es im Glas oder aus der Flasche, dazu gibt es statt dem Strohhalm eine Makkaroni. Nüsse werden wie bei Stückgut aus einem Spender abgefüllt. Ich bleibe bei einem Wasser und setze mich in einen der Liegestühle. Morgen wird alles besser! Garantiert! Hoffentlich!