Die Sonne scheint, der Frühling ist da – und mit ihm weiterer Nachwuchs im Bremer Tiergehege. Kurz vor Ostern erblickten vier kleine Lämmer das Licht der Welt. Letzte Woche kamen noch acht weitere dazu – insgesamt bereichern also zwölf kleine Lämmchen das Tiergehege. Doch die schneeweißen Tiere sind keine gewöhnlichen Schafe, sondern Skudden. So nennt man diese besondere Schafsrasse.
Das ist eine vom Aussterben bedrohte Nutztierrasse, die seit fast 80 Jahren als nahezu ausgestorben gilt. Heute gibt es nur noch etwa 2600 Tiere der Art. Noch vor etwa 120 Jahren war die Skudde das am häufigsten vorkommende Schaf in Ostpreußen und im Baltikum. Ostpreußen nannte man früher die nördlichen Teile der heutigen Länder Polen und Litauen. Dann wurde die Skudde von Schafszüchtungen mit feinerer Wolle verdrängt.

Die Skudden im Bürgerpark sind alles Weibchen.
Skudden sind besonders robust und recht klein. „Sie sind die kleinste Schafrasse Deutschlands“, erklärt Tierpfleger Christian Panhorst. „Die Tiere sind sehr widerstandsfähig. Die brauchen eigentlich nie einen Tierarzt! Sie sind hart im Nehmen.“ Auch ein feuchter Untergrund ist in Ordnung für sie. „Wenn die Weide durch Dauerregen allerdings komplett aufgeweicht ist, sind die Tiere in ihrem Gehege“, berichtet der Tierpfleger. Sonst würden die Skudden mit ihren Hufen in dem Matsch zu sehr einsinken und sich nicht richtig bewegen können. Doch die meiste Zeit befinden sich die Tiere auf der großen Weide zwischen Tiergehege und Meierei, eingegrenzt von kleinen Bächlein. Abends kommen sie zum Schlafen in den Stall.
Alle neun erwachsenen Skudden im Bürgerpark sind Weibchen. Um für Nachwuchs zu sorgen, leiht sich der Tierpfleger jeden Herbst einen Bock aus, der dann zu den Skudden-Weibchen auf die Weide gelassen wird.

Ein Skudden-Lamm mit seiner Mutter.
Die Wolle von Skudden kann verschiedene Farben besitzen. Es gibt weiße, schwarze und braune Tiere. Der Bock, also das Männchen, hat imposantes Gehörn, das aus zu Schnecken gebogenen Hörnern besteht. Die Weibchen sind entweder hornlos oder haben abgestoßene Stummelhörner. Skudden sind genügsame Schafe, die sich auch mit mageren Weiden zufriedengeben. Im Winter essen die Tiere Heu. Heute werden Skudden hauptsächlich zur Landschaftspflege eingesetzt. Denn sie sind bei der Nahrungsaufnahme wenig wählerisch und verschmähen auch kein Unkraut wie Brennnesseln oder Disteln. Da sie klein sind, eignet sich ihr weniges Fleisch nicht wirklich zum Verzehr. Auch haben sie im Vergleich zu den anderen Schafrassen eher wenig Wolle, häufig wird sie zu Dünger verarbeitet.
Skudden sind ausgesprochene Herdentiere, eher scheu und flüchtig. Die Böcke können sich aber durchaus auch mal wehren. Bei artgerechter Haltung können die Tiere zwölf bis 15 Jahre alt werden. Skudden gebären in der Regel Zwillinge, ähnlich wie die Zwergziegen im Bremer Tiergehege. Sie lammen – so nennt man den Geburtsakt bei Schafen – in der Regel eigenständig. Das heißt, sie brauchen dabei keine Hilfe vom Menschen.
Bisher in der Serie vorgestellt wurden folgende Tiere aus dem Tiergehege im Bürgerpark: Zwergesel und Shetland-Ponys, Damwild und Mufflons, Alpakas und Meerschweinchen, Blauer Pfau und Leinegans, Zwergziegen samt Nachwuchs, Mandarinente und Brautente.

Die Bremer Skudden in ihrem Gehege.