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Hajo Giesecke Mehr als nur Hochbau

Der langjährige Leiter des Stuhrer Bauamtes, Hajo Giesecke, ist in den Ruhestand gegangen. Während seiner Zeit im Stuhrer Rathaus stand so manches Großprojekt auf der Agenda.
27.06.2023, 16:05 Uhr
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Mehr als nur Hochbau
Von Eike Wienbarg

Stuhr/Bassum-Neubruchhausen. Die Sanierung der Kooperativen Gesamtschule (KGS) in Brinkum, die Neugestaltung des Brinkumer Ortskerns oder die Verlängerung der Bremer Straßenbahnlinie 8 nach Stuhr und Weyhe – all diese Großprojekte hat Hajo Giesecke eng begleitet. Als langjähriger Leiter des Fachbereichs Bau, Recht und Ordnung bei der Stuhrer Gemeindeverwaltung kümmerten sich sein Team und er um die großen Baustellen. Nun ist Giesecke in den Ruhestand gegangen.

Geboren in Bremen, ging Giesecke nach dem Zivildienst nach Hannover. Dort studierte er an der Universität von 1983 bis 1989 Architektur. "Ich habe mich da ganz wohl gefühlt", blickt er zurück. Nach dem Abschluss im Frühjahr 1989 stand Giesecke aber vor einem Problem: "Der Arbeitsmarkt war schwierig. Es gab wenig zu tun für Architekten." Das sollte sich aber noch im selben Jahr ändern: "Mit dem Fall der Mauer boomte die Baubranche", erinnert sich Giesecke an die Wendezeit.

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Er habe sich dann "bewusst für den Weg in den öffentlichen Dienst entschieden". Zunächst arbeitete er zum Übergang als technischer Mitarbeiter für ein halbes Jahr beim Finanzbauamt in Rheine, bevor er sein Hochbaureferendariat bei der Oberfinanzdirektion in Münster begann. Damit konnte Giesecke die Befähigung für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst erwerben. "Man brauchte das Referendariat, wenn man in der Verwaltung Führungsaufgaben übernehmen wollte", erklärt er seinen Weg. Im Frühjahr 1992 legte er seine Prüfung in Frankfurt ab.

Gleich danach ging es für Giesecke zurück in Richtung Heimat. So begann er seinen Dienst als stellvertretender Fachdienstleiter für Bau, Ordnung und Städtebau beim Landkreis Diepholz. Zwölf Jahre war er in der Außenstelle in Syke aktiv. Dann sollte die Verwaltung im Kreishaus in Diepholz zentralisiert werden. "Das fand ich persönlich nicht so gut", sagt Giesecke mit Blick auf den längeren Fahrtweg. Vier Jahre pendelte er dann aber doch in die Kreisstadt im Landkreis-Süden.

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"Dann passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe", sagt Giesecke. Gemeinden ab 30.000 Einwohnern bekamen die Möglichkeit, selbst eine Bauaufsichtsbehörde einzurichten. Das nahm auch die Gemeinde Stuhr in Anspruch. "Das passte für mich", sagt Giesecke. Und so bewarb er sich nach Stuhr, wo er am 1. Januar 2009 anfing und den langjährigen Bauamtsleiter Erich Schmidt beerben sollte. In einer Übergangsphase konnte sich Giesecke in den gemeindlichen Dienst einarbeiten und bekam die Zeit, die Baugenehmigungsbehörde aufzubauen. Der damalige Stuhrer Bürgermeister und heutige Diepholzer Landrat Cord Bockhop habe für den Aufbau eine Frist von einem halben Jahr gesetzt. "Das haben wir auch geschafft", so Giesecke.

Zunächst befasste sich der Fachbereich mit den klassischen Themen wie dem Hoch-, Tief- und Landschaftsbau. Auch der Bereich Liegenschaften und der Baubetriebshof lagen im Aufgabenfeld des Fachbereichs. Später wurden sie aber an andere Stellen abgegeben, Gieseckes Team erhielt den Bereich Ordnung dazu.

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Fortan ging es für Giesecke um "eine Vielzahl" an Projekten. "Da gehörte viel mehr dazu, als nur das Bauen", sagt er. Aber gerade auch die großen Bauvorhaben bleiben ihm in Erinnerung. Ziemlich zu Beginn war es die Sanierung der KGS in Brinkum, die über mehrere Bauabschnitte verteilt rund zehn Jahre dauerte. "Ungefähr alle drei Jahre haben wir eine neue Kita gebaut", sagt Giesecke weiter. Darunter auch der große Neubau in Neukrug. Nach und nach bekamen alle Schulen der Gemeinde eine Mensa und im Zuge der Fluchtbewegung im Jahr 2015 entwickelte die Verwaltung einen neuen Typ für flexible Flüchtlingsunterkünfte an der Allerstraße in Brinkum. Diese können sowohl für Familien als auch als Ein-Zimmer-Wohnung genutzt werden, so Giesecke. Im Bereich Landschaftsbau standen die Kunstrasenplätze für die Sportvereine im Fokus. "Im Bereich der Sportanlagen ist Stuhr schon weit vorn", findet Giesecke. Die Politik sei da "sehr weitsichtig", das sei gerade auch für die Jugend wichtig.

Und dann sind da noch die großen Projekte, die aktuell noch weiterlaufen. So zum Beispiel die Umgestaltung des Brinkumer Ortskerns. "Die Idee war schon lange vor mir da", sagt Giesecke. Als er angefangen habe, habe es "eine glückliche Fügung" gegeben. So konnte die Gemeinde eine Reihe von Objekten in dem Areal kaufen. "Das war langfristig gut, aber kurzfristig problematisch", so Giesecke. So konnte die Gemeinde besser gestalten, musste sich aber auch um die Zwischennutzung kümmern. Den langen Prozess mit Bürgerbeteiligung, einer gescheiterten Investorensuche und dem jetzigen Kompromiss sieht Giesecke nicht problematisch. "Das hat viel Zeit in Anspruch genommen, es hat aber auch seine Zeit gebraucht", sagt er. So habe sich vieles erst im Prozess ergeben. "Da muss man flexibel sein", so Giesecke. Ein Konzept müsse eben immer auch "realisierbar und marktfähig" sein. "Jetzt haben wir einen guten Kompromiss", findet er.

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Komplizierten Verfahren sah sich Giesecke auch beim Hochwasserschutz und dem Radweg an der Warwer Straße in Fahrenhorst ausgesetzt. Bei beiden Projekten sei vor allem der Ankauf von Land das Problem. "Da hängt viel dran", so Giesecke. Hinzu komme auch die Verlängerung der Linie 8, an der sein Team und er ständig gearbeitet haben.

Hajo Giesecke blickt auf seine Zeit in Stuhr positiv zurück. "Ich habe ganz ganz tolle Mitarbeiter gehabt. Sie waren alle hochkompetent und hochmotiviert. Man konnte sich immer darauf verlassen", sagt er und resümiert: "Es war eine gute Zeit und es hat Spaß gemacht." 

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In den Ruhestand musste Giesecke nun aus gesundheitlichen Gründen gehen. Für die neugewonnene Freizeit hat Giesecke, der im Bassumer Ortsteil Neubruchhausen wohnt, aber schon einige Pläne. "Meine Frau und ich reisen schrecklich gerne", erzählt Giesecke. Vor allem mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen sind sie unterwegs. Reisen auf dem Landweg nach Griechenland und eine Rundtour durch Marokko stehen auf dem Programm.

Mit dem Wohnwagen verbindet Giesecke aber noch eine weitere Leidenschaft. So sammelt er historische Exemplare, die er repariert. Das älteste der aktuell vier Objekte sei 63 Jahre alt, sagt Giesecke. Zusätzlich zu den Wohnwagen hat er auch die geeigneten Oldtimer, um diese zu ziehen. Wichtig ist ihm aber, dass die Fahrzeuge auch noch genutzt werden. "Ich habe keine Freude daran, wenn sie in der Garage stehen", sagt Giesecke. Er gibt aber auch augenzwinkernd zu: "Briefmarken bräuchten weniger Platz."

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Außerdem engagiert sich Giesecke in der Chronik-Gruppe des Heimatvereins Neubruchhausen. Seit rund 20 Jahren schreibt und recherchiert die Gruppe für eine Ortschronik. Zwei Bände hat sie schon herausgegeben, der dritte ist in Arbeit. "Ich habe keine Angst, dass mir langweilig wird", sagt der Neu-Ruheständler.

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