Im Stuhrer Rathaus hat am Donnerstag die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung für den geplanten neuen Standort der Ortsfeuerwehr Stuhr stattgefunden. Wie berichtet, soll das Feuerwehrhaus vom Standort hinter dem Rathaus an die Blockener Straße etwas nördlich der Einmündungen des Neuen Wegs und der Stuhrreihe auf die östliche Seite der Straße ziehen. Im Vorfeld hatte es immer wieder Zweifel aufseiten der Politik an dem Standort gegeben. Einige davon wurden auch diesmal wieder vorgetragen.
Stuhrs Stadtplaner Christian Strauß erläuterte zunächst das Vorhaben. Der jetzige Standort der Ortsfeuerwehr Stuhr wurde gemeinsam mit dem Rathaus und in unmittelbarer Nähe dazu Ende der 1980er-Jahre errichtet. 2022 fällte der Rat den Beschluss für einen Umzug. Das hatte laut Strauß mehrere Gründe: Zum einen komme die Feuerwehr am aktuellen Standort mit ihrem Entwicklungspotenzial an "ein Ende". So wuchs die Feuerwehr aufgrund der wachsenden Gemeinde, die Fahrzeuge wurden größer und leistungsfähiger und auch die Ausstattung wurde umfangreicher. "Das Ende der Entwicklungsmöglichkeiten ist absehbar", fasste Strauß zusammen.
Schwierige Verkehrssituation
Zum anderen habe sich die Verkehrssituation vor Ort geändert. Die Erreichbarkeit sowie die Ein- und Auffahrtssituation habe sich in den vergangenen Jahren verschlechtert, sodass es gegebenenfalls sogar zu Gefahren kommen kann, so Strauß. Das unterstrich auch Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann mit Blick auf die zwei Zufahrten von der Stuhrer Landstraße und der Blockener Straße/Am Rathaus. Beide führen an den Parkplätzen fürs Rathaus vorbei. "Die Verkehrssituation bereitet uns am meisten Sorge. Das würde man heute nie mehr so bauen", sagte Scharrelmann. So müssten die Feuerwehrleute auch am Bürgerbüro vorbei, wo Menschen zu Fuß unterwegs sind. Außerdem würden mittlerweile auch Kinder auf dem Gelände spielen. Hinzu komme die Situation auf der Blockener Straße und der Stuhrer Landstraße. Dort komme es teilweise zu Rückstaus und es sei problematisch, links abzubiegen, ergänzte Strauß. Das alles könnte dazu führen, dass das vorgegebene Schutzziel der Feuerwehr "nicht automatisch" erreicht werde.
Ein dritter Punkt, der für einen Umzug spreche, sei die Ortskernsanierung in Alt-Stuhr. "Wir wollen den Ortskern entwickeln. Der Bereich ums Rathaus soll zukünftig der Naherholung dienen", führte Scharrelmann aus. Dort solle mehr Aufenthaltsqualität entstehen, auch mehr Grün, Gastronomie und kleine Geschäfte seien vorgesehen. Zudem soll das Thema Wohnen eine größere Rolle spielen. "Da passt eine Wehr auf der Fläche nicht mehr hin", so Scharrelmann.
Derzeit landwirtschaftliche Fläche
Aus all diesen Gründen habe die Verwaltung nun einen alternativen Standort für die Feuerwehr gesucht. Bei der Suche wurde "eine ganze Reihe von Standorten" in Alt-Stuhr und Moordeich betrachtet, so Strauß. Der jetzt gewählte Standort sei die "bestmögliche Alternative". Der Standort ist rund 1,2 Kilometer vom aktuellen Platz entfernt. Das Gelände wird derzeit als landwirtschaftliche Fläche genutzt und ist rund 5000 Quadratmeter groß. "Der Standort entspricht bei Lage und Größe den Anforderungen", so Strauß. Auch die entfernteren Schutzziele in Varrel, Stuhrbaum oder Kuhlen könnten von da aus innerhalb der gesetzten Hilfsfrist von zehn Minuten nach Eingang des Notrufs erreicht werden, sagte der Stadtplaner.
Um vor Ort die Feuerwehr zu errichten, müsse der Flächennutzungsplan geändert werden. Ein neuer Bebauungsplan sei nicht erforderlich, da sich auf eine Sondervorschrift im Baurecht bezogen werden kann. "Die Belange von Natur und Landschaft sowie der Artenschutz wurden relativ intensiv geprüft. Es sind keine Schutzgebiete oder geschützten Tierarten betroffen", sagte Strauß außerdem. Die Zufahrt zum Gelände ist nur über die Blockener Straße geplant.
Ein Bürger erkundigte sich nach der Standortwahl und erwähnte die uneinheitlichen Ansichten in der Politik. "Was hat den wirklichen Ausschlag für den Standort gegeben?", fragte er. Die Verwaltung habe sich in Abstimmung mit der Feuerwehr "viele Standorte" angeschaut, sagte Bettina Scharrelmann. Wichtig sei deren fachliche Expertise. Dabei hätten Entfernungen und die Anfahrbarkeit eine Rolle gespielt. So sei der geplante Standort von Anfang an hoch gesetzt gewesen. Zwei Standorte an der Stuhrer Landstraße standen ebenfalls in der Auswahl. Diese hätten mit Blick auf das Schutzziel "keine wesentliche Verbesserung" gehabt, so Scharrelmann weiter. Eine der Flächen stand nicht zum Verkauf, eine andere aus Gemeindebesitz wies Probleme mit der Entwässerung, der Bodenbeschaffenheit und Naturschutzbelangen auf. Zudem grenze die Fläche an Wohnbebauung. Außerdem habe die Gemeinde auch immer noch das Thema Ortsumgehung im Blick, sagte die Erste Gemeinderätin. Das Areal an der Blockener Straße sei mittlerweile auch die "Wunschfläche" der Feuerwehr. "Es gibt vielleicht nicht die beste Fläche, aber diese erscheint als die bestmögliche", so Scharrelmann.
Der Bürger erkundigte sich auch nach möglichen Problemen, wenn die Blockener Straße eine 30er-Zone werden würde. Das betreffe wenn nur die Strecke im Ortskern und die Anfahrt der Feuerwehrleute, so Scharrelmann. Auch Abschnitte der Stuhrer Landstraße würde dies betreffen. Der Stuhrer CDU-Ratsherr Lutz Hollmann kritisierte die Erreichbarkeit des neuen Standorts ebenfalls. Ein weiterer Bürger sah durch den neuen Standort auch keine Verbesserung. CDU-Ratsfrau Frauke Koersen sprach die mögliche Anfahrt der Feuerwehrleute über den Neuen Weg an. Bedenken, dass dort im Einsatzfall mehr Autos als sonst unterwegs seien, zerstreute der zweite stellvertretende Stuhrer Ortsbrandmeister Rainer Troue.
Entwässerung im Fokus
Auch die Entwässerung der geplanten Fläche wurde von Bürgern und FDP-Ratsherr Heiko Fischer angesprochen. So seien die Flächen vor Ort sehr nass und die Gräben könnten nicht zur Entwässerung herangezogen werden. Stadtplaner Christian Strauß betonte, dass das gesamte Niederschlagswasser auf dem Grundstück versickert werden soll. Durch eine Erhöhung und Bodenaustausch solle die Versickerungsleistung verbessert werden. Die vorhandenen Gräben sollten nicht weiter belastet werden. Vielleicht ergebe sich sogar eine Entlastung der Gräben, so Strauß.
Lutz Hollmann erinnerte an erste Bedenken hinsichtlich der Kaltluftzonen und den Grünzugverbindungen vor Ort: "Für ein Wohngebiet würde die Fläche nicht herangezogen." Die Feuerwehr sei ein Einzelgebäude und sei im Verhältnis so klein, dass sie nicht die Bedeutung für die Kaltluftzone oder die Grünzüge habe, antwortete Bettina Scharrelmann.
Die Hinweise aus der Veranstaltung sollen nun in den Vorentwurf der Gemeinde eingearbeitet werden. Danach entscheiden die Stuhrer Gremien und das Verfahren geht mit der Offenlegung in die zweite Beteiligungsrunde. Jetzt und in der zweiten Phase können Bürgerinnen und Bürger weitere Anregungen an die Gemeinde richten.