Grafitti spaltet die Gemüter. Für die einen ist es Schmiererei, für andere ist es Kunst. Und tatsächlich reichen die Wurzeln der unterschiedlichen Techniken von Grafitti weit zurück, bis zu den alten Ägyptern. Modernem Grafitti oder auch Straßenkunst, wie der Überbegriff für die verschiedenen Techniken lautet, widmet das Syker Vorwerk nun ein eigenes Projekt. Organisiert wurde es von Cedrik Bröse-Bull, der erste, der sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Kultur und Bildung im Zentrum für zeitgenössische Kunst absolviert. Für die Teilnahme konnte er den Bremer Streetart-Künstler Markus Genesius gewinnen, der unter seinem Pseudonym Wow123 seit über drei Jahrzehnten in der internationalen Kunst- und Graffiti-Szene weltweit aktiv ist.
Gemeinsam mit zwei "aufstrebenden Nachwuchskünstlern", wie es in der Einladung heißt, wird Genesius eine von insgesamt drei Wänden im Garten des Vorwerks gestalten. Zu sehen sein werden die Werke der Grafitti-Künstler das erste Mal zur Vernissage am Sonntag, 5. Mai, ab 12 Uhr. Musikalisch begleitet vom Syker Hip-Hop-Künstler Roy the Boi. "Sehr passend", wie Bröse-Bull findet, denn wie Grafitti sei auch Hip-Hop ein Teil der urbanen Kultur. Darüber hinaus bleiben die Werke bis zum 18. August im Garten des Vorwerks zu sehen. Dort können sie auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten des Vorwerks kostenlos besichtigt werden.
Eigenes Projekt umgesetzt
"Das Projekt ist Cedriks Projekt", unterstreicht Nicole Giese-Kroner, Kuratorin des Syker Vorwerks, die sich "sehr" darüber freut, dass das Vorwerk erstmals einen FSJler hat. Der 20-Jährige unterstütze das Team jeden Tag, doch Teil seiner Aufgabe sei auch die Umsetzung eines eigenen Projekts, erläutert sie. Und darauf "habe ich große Lust, weil ich da freie Hand habe", bekennt Bröse-Bull.
Dabei sei sein Weg in den Bereich Kunst und Bildung für sein FSJ nicht unbedingt vorgegeben gewesen, wie er bekennt. Sein Abitur im vergangenen Jahr war eher naturwissenschaftlich geprägt, verrät er. Aber weil er anschließend nicht wusste, welchen beruflichen Werdegang er einschlagen wolle, habe er sich für ein FSJ entschieden. Und zwar in einem Bereich, der ihn zwar interessierte, dem er bis dato aber weniger Platz eingeräumt hatte: der Kunst. Im Vorwerk fand er das perfekte Wirkungsfeld. Und auch der Wunsch, eine eigene Ausstellung zu organisieren und zu kuratieren, sei sehr früh da gewesen, berichtet er. "Das war allerdings wegen der begrenzten Räumlichkeiten schwierig", fügt Nicole Giese-Kroner hinzu.
Derzeit sind alle Räume mit anderen Ausstellungen belegt und der Vorlauf nehme mehr Zeit in Anspruch, als einem FSJler zur Verfügung stehe. Schnell habe daher der Garten des Vorwerks im Mittelpunkt gestanden. "Und das passt auch gut zu Streetart", findet der 20-Jährige. Er persönlich könne zwar nicht sprayen, aber Freunde von ihm widmen sich dieser Kunst und er interessiere sich dafür. Darum möchte er mit dieser Ausstellung "dieser Kunstart nun in Syke eine Bühne bieten."
Ideen fürs Kunstwerk bleiben noch geheim
Dabei galt es jedoch auch, den Anspruch des Vorwerks, mit etablierten Künstlern zusammenzuarbeiten, zu erfüllen. Und seinen eigenen Anspruch: "Ich wollte das lokal halten." Schon bei den ersten Recherchen sei er dabei auch die Internetseite von Markus Genesius gestoßen. Und war "komplett baff". Die erste Kontaktaufnahme verlief sehr erfolgreich. "Da war ich sehr glücklich, weil alles sofort geklappt hat", sagt Bröse-Bull mit einem Lachen.

Mit seinen Variationen des alten Fernsehtestbilds hat Markus Genesius sich einen Namen gemacht.
Das Vorwerk war Genesius bereits bekannt, berichtet dieser. Die Örtlichkeit finde er "sehr schön" und auch die Idee, in einem Skulpturenpark einen Träger zu gestalten, sei "sehr reizvoll". Als Bröse-Bull ihm seine Idee präsentierte, brauchte es daher nicht viel Überzeugungskraft. Wie er seinen Träger gestalten wird, will er noch nicht verraten. Aber "es gibt schon eine Idee", sagt der Künstler, dessen Variationen des Fernsehtestbilds besonders bekannt sind, und verrät, dass er zurzeit ein wenig in der Vergangenheit "wühlt".
Was den Inhalt der Gestaltung angeht, gibt es jedoch seitens der FSJ-Trägerorganisation eine Vorgabe. Das Projekt für die Teilnehmenden stehe jedes Jahr unter einem bestimmten Motto, berichtet Bröse-Bull und muss schon grinsen. Denn in diesem Jahr lautet es "frei" und passt damit hervorragend, wie er findet. "Grafitti ist ja eine sehr freie Kunstart und ich bin schon gespannt, was die drei da auf die Wand bringen."