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Zwei Meisterschaften in Serie So sieht das Erfolgsrezept der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg aus

Sie wurden ungeschlagener Meister der Landesliga und gewannen nun als Aufsteiger auch direkt den Titel in der Verbandsliga. Was die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg so stark macht.
06.05.2024, 19:27 Uhr
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So sieht das Erfolgsrezept der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg aus
Von Christoph Bähr

Es wurde gejubelt. Es wurde gesungen. Es wurde vor Freude geschrien. Die Halle am Ammerweg versank am Sonnabend im Fredentaumel. Durch einen 29:21-Erfolg über den Elsflether TB hatte die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg zuvor die Meisterschaft in der Handball-Verbandsliga Nordsee perfekt gemacht. "Wir haben die Halle abgebrannt", berichtete Trainer Stefan Buß lachend.

Selbstverständlich steht die Halle noch, sie wird ja auch weiterhin gebraucht. In der neuen Saison treten die Bookholzberger in der Oberliga oder sogar in der Regionalliga an. Als Verbandsliga-Meister nehmen sie am 25. Mai an der Regionalliga-Aufstiegsrunde teil. Weitere Details dazu sind noch nicht bekannt. Der Landkreis-HSG ist es jedenfalls zuzutrauen, dass sie sich auch dort durchsetzt, denn sie schreibt seit zwei Jahren eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht.

Erst marschierten die Bookholzberger ohne Punktverlust zum Landesliga-Titel, nun holten sie eine Spielklasse höher als Aufsteiger direkt die nächste Meisterschaft. Buß und sein Team bringen die Handballszene zum Staunen, doch was steckt hinter dem zweifachen Titelcoup?

Die Leistungsdichte

Wer sich die Verbandsliga-Torschützenliste anguckt, muss länger suchen, bis er einen Spieler des Meisters findet. Bennet Krix liegt als bester Bookholzberger mit 109 Treffern auf Rang 23. Es folgt Kian Krause auf Platz 35 (84 Tore). Was auf den ersten Blick negativ erscheint, ist eine große Stärke der Mannschaft: Es gibt nicht den einen Spieler, an dem alles hängt. "Wenn der eine mal nicht trifft, dann macht eben ein anderer die Tore. Für den Gegner ist das schwer", unterstreicht Buß.

Aufgrund ihrer Ausgeglichenheit sind die Bookholzberger schwer zu greifen für ihre Kontrahenten. Einen einzelnen Akteur in Manndeckung zu nehmen erzielt zumeist wenig Wirkung. "Dass bei uns jeder Tore werfen kann, macht uns so gefährlich", hält Buß fest.

Der Teamgeist

Wenn eine Mannschaft Titel gewinnt, wird der Teamgeist fast immer als Grund für den Erfolg angeführt. Bei der Landkreis-HSG ist das allerdings nicht nur so daher gesagt. "Die meisten Jungs trainiere ich seit neun oder zehn Jahren. Ich habe sie in der B-Jugend übernommen", sagt Buß. Dementsprechend gut kennen sich die Spieler untereinander. "Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist unfassbar. Die Jungs unternehmen auch abseits des Feldes viel zusammen", betont der Coach.

Die besondere Stimmung im Team führte auch dazu, dass Leistungsträger wie Kian Krause oder Bennet Krix den Verein zwar verließen, dann aber zurückkamen, um wieder mit ihren Freunden zusammenzuspielen.

Die Abwehrstärke

Wo der neue Verbandsliga-Meister besonders stark ist, zeigt schon ein kurzer Blick auf die Tabelle. Nur 638 Gegentore kassierten die Bookholzberger in den bisherigen 25 Spielen. Sie verfügen damit über die beste Abwehr der Liga und kassieren im Schnitt 25,5 Treffer pro Partie. In der Landesliga war die Deckung ebenfalls das Prunkstück, dort ließ die Landkreis-HSG durchschnittlich nur 21 Tore pro Begegnung zu.

"Der Spruch ist abgedroschen, aber die Spiele werden eben in der Abwehr gewonnen", betont Buß. Umso erstaunlicher ist es, dass der Coach mit seiner Mannschaft im Training gar nicht so viel an der Deckungsarbeit feilt. Die 6:0- oder 5:1-Deckung ist seit Jahren eingespielt. Zudem leben die Bookholzberger in der Defensive von ihrer Leidenschaft und von ihren vielen Spielern, die 1,90 Meter oder größer sind. "Dieses Gardemaß hilft uns. Dazu kommen unsere starken Keeper, die auch enorm wichtig sind", lobt Buß seine Torhüter Jan Kinner, Jan-Bernd Döhle und Leif Kinner.

Die Heimstärke

Irgendwas muss es mit dieser Halle am Ammerweg auf sich haben. Der Grundstein für die Meisterschaft war die Heimstärke: elf Siege und nur zwei Niederlagen verbuchten die Bookholzberger zu Hause. Die zweite Mannschaft ist in eigener Halle sogar seit rund zwei Jahren ungeschlagen. Für Buß ist klar, warum es zu Hause so gut läuft: "Das liegt an unseren Fans. Die machen fünf bis zehn Prozent aus."

Die jüngsten Erfolge des ersten Teams haben dazu geführt, dass es am Ammerweg regelmäßig voll wird. "Bookholzberg ist handballverrückt. Die Zuschauer sind unser achter Mann. Hoffentlich bleibt das so", sagt Buß.

Die Bundesliga-Erfahrung

Die Landkreis-HSG mobilisierte alle Kräfte, damit die A-Jugend in der Saison 2017/18 in der Bundesliga spielen konnte. Neun Akteure aus dem damaligen Kader gehören jetzt zur Meistermannschaft. Zwar stiegen die Bookholzberger direkt wieder ab, doch sie sammelten wichtige Erfahrungen. "Das Bundesliga-Jahr hat die Jungs nach vorne gebracht. Vom Körperlichen und vom Spielerischen her haben sie sich enorm weiterentwickelt", sagt Buß, der die erfolgreiche A-Jugend trainierte.

Als es im zweiten Jahr nicht für die Bundesliga reichte, sei das Team zwar zunächst in ein Loch gefallen, doch insgesamt habe sich das Abenteuer bezahlt gemacht. "Der Jahrgang 2000 ist der goldene Jahrgang der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg. Die Früchte ernten wir jetzt", unterstreicht Buß. Wichtig ist ihm dabei aber auch, dass es Geduld braucht, damit sich junge Spieler in Ruhe entwickeln können. Die Bookholzberger Talente benötigten etwas Zeit, um sich an den Herrenbereich zu gewöhnen. Buß: "Es war erst einmal schwierig, aus der Landesliga herauszukommen. Aber die Jahre dort haben uns weitergebracht. In der Landesliga konnten sich die Jungs an den Männerhandball gewöhnen. Die Geduld zahlt sich jetzt aus."

Das Trainerteam

Erfolgscoach Stefan Buß und sein Co-Trainer Werner Dörgeloh liefen einst schon gemeinsam für das erste Herrenteam der Landkreis-HSG auf. Offiziell ist Buß zwar der Chefcoach, doch beide arbeiten nahezu gleichberechtigt und teilen sich auch die Trainingsarbeit auf. Dabei ergänzen sie sich perfekt. Buß gilt als etwas ruhiger und taktikbesessen. Vereinslegende Dörgeloh ist emotionaler und wird auch mal laut, wenn es sein muss.

"Stefan ist eher der ruhende Pol. Ich kann dagegen auch mal etwas lauter werden. Da kann schon einmal eine Tür aus den Angeln fliegen, weil ich sie zugeknallt habe", berichtete Dörgeloh einmal. Beide Trainer zeichnet zudem aus, dass sie den Verein und ihre Spieler in- und auswendig kennen.

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