Angebohrte Versorgungsleitungen, geplatzte Kundentermine, unpassierbare Gehwege: Der Breitbandausbau durch das Unternehmen Deutsche Glasfaser (DG) ist im Landkreis Osterholz in den vergangenen Monaten keineswegs störungsfrei gelaufen. Bei einem Projekt dieser Größenordnung wäre alles andere auch eine Überraschung, hatte der Internet-Anbieter schon vor Beginn der Arbeiten im Sommer 2023 gewarnt und vorsorglich um Verständnis und Geduld gebeten. Schließlich sollten, so der Plan, bis 2025 kreisweit etliche Tausend Haushalte ans Giga-Netz angeschlossen werden. Nun, da sich die Buddelei allmählich dem Ende nähert, hat sich das OSTERHOLZER KREISBLATT nach dem Stand der Dinge in Hambergen Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude erkundigt.
"Wir liegen noch immer annähernd im Zeitplan", sagt DG-Sprecher Dennis Slobodian. Die Projektleiter in den kreisangehörigen Kommunen seien mit dem Verlauf und dem Erreichten vollauf zufrieden. Vor Ende des zweiten Quartals 2025 werden alle Kunden, die sich vergangenes Jahr innerhalb vorgegebener Fristen und Gebiete für einen Glasfaser-Anschluss entschieden hatten, mit schnellem Internet streamen und surfen können. Für fast zwei Drittel der Kunden in der Samtgemeinde Hambergen sei das bereits jetzt der Fall. Dort hatten die Arbeiten vier Wochen früher begonnen und dort sind sie nun auch am weitesten fortgeschritten. Von den potenziell 3500 Adressen in Hambergen, Lübberstedt, Axstedt und Vollersode hatte fast die Hälfte eine gigabitfähige Anbindung bestellt. "Eine enorm große Zustimmung", wie Slobodian sagt. Fünf garagengroße Hauptverteiler wurden seither errichtet; sie sind inzwischen auch alle an das übergeordnete Netz, dem sogenannten Backbone (Englisch für Rückgrat), angeschlossen.
Schlusskontrolle mit dem Bauamt
Aktuell sei man vor allem mit den Anschlussaktivierungen befasst. Zu diesem Zweck kommen die DG-Techniker nach Terminvereinbarung noch mal ins Haus, während andernorts die letzten Hausanschlüsse mit den Lichtwellenleitern gesetzt werden. "Die Tiefbauarbeiten in der Samtgemeinde sind zu 98 Prozent abgeschlossen", teilt Slobodian mit. Wenn im nächsten Jahr alle Verkehrsflächen im öffentlichen Raum wieder hergestellt seien, gibt es eine Begehung mit den Bauamtsvertretern für die Endabnahme. Die privaten Anschlüsse hingegen werden schon vorher sukzessive weiter aktiviert.

Einer der stadtweit sieben Hauptverteiler, die bis Mitte Dezember ans übergeordnete Netz angeschlossen werden sollen, steht in Pennigbüttel.
Mit dem Projektende vor den Sommerferien will der Anbieter das Ausbauvorhaben dann auch förmlich beenden. Das bedeutet: Wer im Ausbaugebiet wohnt und bisher nicht angeschlossen ist, muss sich ein, zwei Jahre gedulden, um zu neuen Konditionen DG-Kunde werden zu können. Info unter www.deutsche-glasfaser.de/glasfaser/verfuegbarkeitscheck. Die Kunden der jetzigen Bauphase wiederum sind für zwei Jahre ab Aktivierung an den Anbieter gebunden – ob danach eine Wechselmöglichkeit besteht, hängt davon ab, ob sich DG mit anderen Anbietern auf die Konditionen der Netznutzung verständigen kann.
Nicht ganz so weit fortgeschritten ist der Ausbau in Osterholz-Scharmbeck. Mehr als 40 Prozent der potenziell 6400 Anschlussnehmer haben zwar eine Anbindung in Auftrag gegeben. Doch von den stadtweit sieben Hauptverteilern ist erst einer mit dem Backbone verbunden, sodass bislang auch erst zwölf Prozent der bestellten Anschlüsse aktiviert werden konnten. Die erreichte Tiefbauquote im Stadtgebiet beziffert Slobodian auf derzeit 95 Prozent. Vier Hauptverteiler sollen nun bis Mitte November "ans Licht gebracht" werden, die letzten zwei dann bis Mitte Dezember. Dann können weitere Aktivierungen folgen, während an anderer Stelle die letzten Leitungen in die Häuser gelegt werden.
Bahn-Querung bremst Ausbau
Besonderes Kopfzerbrechen bereitet den Ingenieuren und Bauarbeitern momentan der Bereich am Bahnübergang Pennigbütteler Straße. Um die Gleise der Moorexpress-Strecke queren zu können, braucht die Deutsche Glasfaser das Okay des Eigentümers, der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe Weser GmbH (EVB). "Die Genehmigung steht im Moment noch aus", sagt Slobodian und erklärt, damit gerate auch der Anbindungszeitplan für gut 3000 Kunden aus dem Ostkreis ins Wanken. In den kommenden Wochen dürfte die Hürde genommen werden, hofft der DG-Sprecher.
In der Gemeinde Ritterhude ist der Telekommunikationsanbieter ebenfalls ein paar Monate im Hintertreffen und nach eigenen Angaben bei einer Tiefbauquote von 95 Prozent angelangt. In der Hamme-Gemeinde hatte die Deutsche Glasfaser ihr Tempo ein wenig verlangsamt, wie Beobachter festgestellt haben: Nach dem überraschenden Rückzieher des Unternehmens Glasfaser Nordwest sollten noch möglichst viele Kunden aus dem Ortskern eingesammelt werden, deren Vorverträge beim Mitbewerber geplatzt waren.
Die Nachvermarktung hatte offenbar Erfolg: Etwa 40 Prozent der rund 6500 Adressen bekommen in Ritterhude nun DG-Anschlüsse. Noch ist kein einziger aktiviert, denn die fünf vorhandenen neuen Hauptverteiler sollen voraussichtlich erst ab November vom übergeordneten Netz versorgt werden. "Dann werden auch dort die Kunden für die Aktivierungen angesprochen", kündigt Slobodian an.