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Fußball-Bezirksliga Lüneburg Julian Gelies kehrt als VSK-Coach erstmals zurück nach Hambergen

Dreieinhalb Jahre hat er den FC trainiert und dabei in die Landesliga geführt. Nach einem unrühmlichen Ende dieser Zeit kommt es nun zum ersten Wiedersehen. Was der VSK-Coach über diese Partie denkt.
22.08.2024, 19:30 Uhr
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Julian Gelies kehrt als VSK-Coach erstmals zurück nach Hambergen
Von Tobias Dohr

Den Versuch, eine gewisse Normalität zu vermitteln, unternimmt Julian Gelies gar nicht erst. Warum auch? Es würde dem Trainer von Fußball-Bezirksligist VSK Osterholz-Scharmbeck ja ohnehin niemand glauben. Zu besonders ist das bevorstehende Punktspiel für den 35-Jährigen. Jeder, der sich ein bisschen mit der hiesigen Fußballszene auskennt, weiß das ganz genau. "Es ist definitiv eine sehr spezielle Woche für mich", sagt Gelies mit Blick auf das Auswärtsspiel beim FC Hambergen (Sonntag, 17 Uhr).

Dreieinhalb Jahre war er Trainer beim Klub aus der Samtgemeinde, schrieb mit den "Zebras" die größte Erfolgsgeschichte der vergangenen Dekade und schaffte den Aufstieg in die Landesliga. Doch nach einem ernüchternden Jahr in der Sechstklassigkeit mit dem sofortigen Abstieg als Resultat und einer ebenso frustrierenden Hinrunde in der Bezirksliga zog der Verein die Notbremse. Gelies wurde im Dezember 2023 von seinen Aufgaben entbunden. Alles andere als geräuschlos verlief diese Trennung, am Ende spielten die Hamberger unter Interimscoach Michael Rickers eine famose Rückrunde – was dennoch nicht verhindern konnte, dass zahlreiche Stammspieler dem Verein nach der abgelaufenen Spielzeit den Rücken kehrten.

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Julian Gelies ist mittlerweile bei den Kreisstädtern aktiv und kehrt nun als aktueller Tabellenführer auf den Hamberger Sportplatz in Spreddig zurück. Das erste Mal übrigens seit seiner Demission vor gut einem Dreivierteljahr. Schmerzhaft sei sie gewesen diese Erfahrung, enttäuschend und unerwartet, sagt Julian Gelies heute. Ob auch er eine ähnlich starke Rückrunde mit dem Team hingelegt hätte wie Trainerkollege Rickers? Nebensächlich seien solche hypothetischen Gedankenspiele. "Ich habe das für mich aufgearbeitet und abgeschlossen", sagt Gelies stattdessen.

Wichtig ist für den akribischen Trainer nur die Tatsache, dass er nach wie vor ein ausgezeichnetes Verhältnis zu seinem Ex-Team hat. Im Hause des langjährigen Ex-Kapitäns Frederik Nagel habe es seinerzeit eine rauschende Abschiedsparty mit dem Team gegeben. Erst neulich war er mit zahlreichen seiner ehemaligen Spieler essen. Frederik Nagel, Luca Heißenbüttel und Felix Ahrens waren beispielsweise dabei, aber mit Kai Ribbe, Kevin Papyrin und René Meier auch Spieler aus dem aktuellen Hamberger Kader. Danach gab es auf dem Erntefest das Zusammentreffen mit weiteren früheren Weggefährten.

Natürlich haben wir aktuell auch ganz schön Rückenwind.
VSK-Coach Julian Gelies

Nun kreuzen sich am Sonntag erstmals die Wege auf dem Fußballplatz. Dass es dann gleichzeitig das Duell des Tabellenersten gegen den Letzten ist, gibt dem Derby zusätzliche Brisanz. Denn: Jeder erwartet einen klaren Sieg der Grün-Weißen. Und genau darin sieht Julian Gelies die Gefahr: "Sie werden sicherlich alles, was laufen kann, gegen uns reinwerfen", erwartet der VSK-Coach eine ganz andere Auf- und Einstellung bei den "Zebras" im Vergleich zur Vorwoche beim ernüchternden 1:6 in Sottrum. Die Favoritenrolle nehmen Gelies und sein Trainerkollege Thorsten Westphal dennoch ohne Vorbehalte an.

"Natürlich fahren wir dorthin, um zu gewinnen. Und natürlich haben wir aktuell auch ganz schön Rückenwind", sagt der VSK-Coach angesichts des jüngsten 4:0-Erfolgs über den Bremervörder SC. 86 Prozent Ballbesitz hatte die Video-Software hinterher ermittelt. Die Torschussbilanz (27 : 4) sowie die angekommenen Pässe (434 : 76) sprachen ebenfalls eine extrem deutliche Sprache. Ein ähnliches Spiel könnte nun in Hambergen auf den VSK warten. Denn eigentlich spricht aktuell fast nichts für die "Zebras". Nichts, außer der Statistik.

Denn in den Jahren mit Julian Gelies verloren die Hamberger kein einziges Punktspiel gegen den VSK. Selbst in der so verkorksten Hinrunde der vergangenen Spielzeit war das 0:0 des FC gegen den VSK eines der wenigen Glanzlichter. Michael Rickers feierte in der Rückrunde dann sogar einen 3:0-Sieg in der Kreisstadt. Und im Hamberger Aufstiegsjahr setzten sich die "Zebras" sogar zweimal gegen den späteren Vizemeister durch. Es ist eine weitere dieser kuriosen Geschichten rund um das anstehende Landkreis-Derby, dass der VSK nun ausgerechnet mit Trainer Julian Gelies den ersten Sieg gegen Hambergen seit langer Zeit einfahren kann.

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Zur Sache

Während Favorit VSK Osterholz-Scharmbeck im Bezirksliga-Derby gegen den FC Hambergen aller Voraussicht nach nur auf den angeschlagenen Louis Melzer verzichten muss, wird die Aufstellung für Gürkan Ertas wieder eine echte Puzzleaufgabe. Jorit Bierwald, Kevin Papyrin, Lukas Ringe, Oguzhan Dalan oder auch Tim Denker – bei all diesen Spielern entscheidet sich mitunter erst kurzfristig, ob sie auflaufen können oder nicht. So droht am Ende auch im Duell gegen den Tabellenführer eine ähnliche Situation wie vor Wochenfrist.

Beim 1:6 in Sottrum standen mit Kai Ribbe, Kevin Papyrin und Maksymilian Amplewski lediglich noch drei Akteure im Hamberger Kader, die auch in der vergangenen Saison schon zur Bezirksliga-Mannschaft zählten. Dennoch will der FC-Coach nicht schon vorher die weiße Flagge hissen. "Eben weil es ein Derby ist, das bei den Spielern auch mal ungeahnte Kräfte freilegen kann", begründet der Coach. "Und weil wir im Gegensatz zum VSK überhaupt nichts zu verlieren haben in diesem Spiel. Jeder erwartet doch einen klaren Sieg des Gegners."

In der abgebrochenen Corona-Saison 2020/2021 war Gürkan Ertas übrigens noch als Co-Trainer von Julian Gelies bei den "Zebras" aktiv. "Natürlich würde ich ihn jetzt gerne ein bisschen ärgern, aber wir verstehen uns sehr, sehr gut. Das wird alles freundschaftlich ablaufen", stellt der jetzige FC-Chefcoach klar. Dass die Partie zur ziemlich ungewohnten Zeit am Sonntagnachmittag (17 Uhr) angepfiffen wird, liegt übrigens am HamRock-Festival, das am Samstagabend stattfindet und bei dem etliche Hamberger Spieler in verschiedener Art und Weise involviert sind.

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