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"Schott the Dohr" Die Superhelden-Ausgabe

In unserer etwas anderen Rückschau lassen wir den April noch einmal Revue passieren und diskutieren dabei auch über die Dinge, für die im redaktionellen Alltag oftmals kein Platz in der Zeitung ist.
29.04.2022, 23:17 Uhr
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Von Dennis Schott Tobias Dohr

Moin Tobi, weißt Du, was am vergangenen Wochenende passiert ist? Eigentlich unvorstellbar, aber er soll eine tausendprozentige Chance, so sein Trainer, ausgelassen haben. Naa, weißt Du, wen ich meine?

Na klar. Wir nennen ihn ja mittlerweile den Chuck Norris des Osterholzer Fußballs. Er schießt den Ball nicht ins Tor, der Ball fliegt aus Angst vor seinem Schuss freiwillig dorthin. Er muss einen Gegner nicht ausspielen, er verändert die Erdrotation, um völlig ohne Bewegung an ihm vorbeizukommen...

Eben! Und weil das so ist, habe ich auch ausdrücklich von "soll" gesprochen. Er soll eine tausendprozentige Chance ausgelassen haben. Aber was wir mit unseren Augen nicht sehen, glauben wir auch nicht, oder? Denn René Thiel macht sie alle rein. Hat er gerade vor vier Wochen eindrucksvoll bewiesen, der alte Mann vom SV Komet Pennigbüttel. Erinnerst Du Dich noch, wie wir staunend in der Redaktion saßen, als René Thiel mit seinem Doppelpack für den 2:1-Sieg gegen den TSV Bassen gesorgt hat?

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Und das Gespräch mit seinem (wieder einmal) restlos begeisterten Trainer Malte Jaskosch hinterher – unbezahlbar. Vielleicht sollten sie bei den "Kometen" mal langsam das Thiel-Trikot in den Verkauf bringen. Was Pizarro für die Bundesliga war, ist Thiel mittlerweile schließlich für die Bezirksliga. Und eins steht ja wohl fest: René Thiel vergibt keine Chancen, höchstens flüchtet das Tor vor seinem Schuss.

Wieder eine sehr schöne Umschreibung, Herr Dohr! Sie werden auf Ihre alten Tage ja noch richtig kreativ. Dabei sie sind ja auch schon 45 Jahre alt, so wie René Thiel. Aber wie sagte Otto Rehhagel noch so schön: Es gibt keine jungen und alten Spieler, sondern nur gute und schlechte. Und vielleicht zögert René sein Karriereende – in seinem Fall darf man durchaus von "Karriere" sprechen – noch ein bisschen hinaus. Es gibt da ja einen im Landkreis, der das Jahr für Jahr ziemlich erfolgreich praktiziert...

Helmut Pasierbeck! Den meinst Du doch, oder? Mittlerweile 80 Jahre alt und neulich im Ü40-Spiel seiner Beckedorfer mal eben das Tor zum 3:0-Endstand erzielt. Du hast es ja sogar live gesehen, Dennis. Erzähl doch mal, wie es war.

Es war fantastisch! Und es sind genau diese Geschichten, weshalb ich unseren Beruf so mag. Dabei stand ich eigentlich auf verlorenem Posten. Denn das Drehbuch dieses Spiels war so perfekt, dass mein Bericht da gar nicht mithalten konnte. Tobi, stell Dir das mal vor: Da spielt ein 80-Jähriger in einer Ü40-Mannschaft, also mit Spielern, die zum Teil nicht einmal halb so alt sind wie er - und dann trifft er ausgerechnet in dem Spiel, das ich mir anschaue. Dabei ist Helmut fürs Toreschießen nicht unbedingt bekannt. Aber soll ich Dir was sagen, Tobi?

Na?

Es wäre auch ohne dieses Tor ein beeindruckendes Erlebnis gewesen. Helmut ist ein feiner Kerl. Uneitel, unprätentiös, aufgeschlossen, einfach einer vom alten Schlag. Mag ich. Ich habe ihn ja schon vor dem Spiel zu Hause besucht, danach sind wir dann zum Spiel gefahren. Es war saukalt an dem Tag, ich war froh über meine dicke Daunenjacke, während Helmut, der mir schon am Telefon das Du angeboten hatte, nur seine dünne Trainingsjacke übergestreift hat. Wahrscheinlich deshalb, damit man die Aufschrift "forever young" auf seinem Rücken bemerkt.

(lacht) Beim Skat würde man sagen: Wer kann, der soll!

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Aber Tobi, Du warst doch eben so schön kreativ. Bei Helmut fällt Dir doch bestimmt eine schöne Chuck-Norris-Umschreibung ein, oder?

Helmut Pasierbeck braucht keinen Kalender, er entscheidet selbst, wie alt er ist. Oder vielleicht: Helmut Pasierbeck zielt nicht, er trifft. Oder schön ist doch auch der: Helmut Pasierbeck hält seine Elfmeter selbst.

Herr Dohr, Sie wachsen heute über sich hinaus! Aber es stellt sich auch die Frage, wer einen Chuck Norris braucht, wenn er doch einen René Thiel oder Helmut Pasierbeck haben kann. Wir erklären sie vom heutigen Tag an zu unseren persönlichen Superhelden. Und dazu haben wir sogar noch eine ganze Mannschaft mit Superhelden-Status. Komm Tobi, hau raus!

Seeeehr gerne, Dennis! Aber zuerst, kurze Korrektur: SuperheldINNEN-Status! Damit haben wir auch die Genderfreaks unter uns glücklich gemacht. Das läuft hier ja heute wie ein Europapokalspiel der Frankfurter Eintracht. Also: Batman Pasierbeck und Robin Thiel werden komplettiert durch unsere Batgirls vom ATSV Scharmbeckstotel. Was die Fußballerinnen in schwarz-gelb da in der Landesliga geleistet haben, verdient allerhöchsten Respekt. Glückwunsch an dieser Stelle noch mal zum souveränen Oberliga-Aufstieg.

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Absolut! Die Mädels haben alles platt gemacht, was sich ihnen in den Weg gestellt hat. Bis auf ein Unentschieden alles gewonnen - das ist echt stark. Superheldinnen-stark! Und: Wir haben nächste Saison weiterhin einen Oberligisten! Die Herren vom FC Hagen/Uthlede steigen ja in die Landesliga ab. Überhaupt war der April der Monat der Entscheidungen - zumindest fast. Der VSK Osterholz-Scharmbeck hat sich wohl aus dem Aufstiegsrennen der Bezirksliga verabschiedet, ebenso der SV Bornreihe in der Landesliga. Und die Bezirksligisten Hansa Schwanewede und SV Löhnhorst können sich kaum noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen. Also da kam schon etwas zusammen in den letzten Wochen.

Menno, Dennis. Das war jetzt aber alles nicht gerade Superhelden-Stil. Aber Du hast ja recht, die Abstiege und verpassten Aufstiege gehören natürlich auch dazu. Mein grün-weißes Herz hofft aber natürlich, dass wir beim nächsten Schott the Dohr nicht noch einen verpatzten Aufstieg haben, über den wir reden müssen.

Ihr grün-weißes Herz, Herr Dohr, muss schon jetzt leiden, wenn ich das nächste Thema anschneide: FC Bayern München. Zehn Mal hintereinander Deutscher Meister, ist das nicht beeindruckend? (lacht)

Ach, weißt Du, das hat mich zum letzten Mal im Jahre 2014 tangiert, vielleicht war es auch 2015. Und ich glaube, das geht mittlerweile selbst Bayern-Fans so. Im Winter ist es kalt, im Sommer warm – und irgendwann dazwischen werden die Münchener Deutscher Meister. Egal wie man es mit dem FC Bayern hält, da kann man nicht mal mehr Ärger oder Freude empfinden. Es ist einfach: egal. Und weißt Du was, Dennis?

Ja, bitte?

Du wirst niemals von mir hören, dass ich froh über den Abstieg von Werder war. Aber die letzten Monaten haben so viel Spaß gemacht. Weil diese 2. Bundesliga einfach so viel Spaß macht. Und das ist ja ein Trend, der momentan ziemlich ausgeprägt ist. Ich kenne mittlerweile viele Menschen, die sich total gerne 3. Liga oder ein Regionalliga-Spiel anschauen. Oder einfach mal Oberligafußball. Weil es einfach echt ist, weil man nah dran ist, weil es um den Fußball geht und nicht um eine aufgeblasene Glitzerwelt. Und mir fällt mit Blick auf die Bayern auch beim besten Willen nichts ein, wie man das Rad da zurückdrehen kann...

Vorschlag an die DFL: Das Reglement wird so modifiziert, dass der FC Bayern nur für jeden zweiten Sieg in Folge drei Punkte kassiert, einfache Siege zählen nur doppelt. Hat die Formel 1 doch damals mit Schumi genauso gemacht. Einfach die Regeln verändern, damit der Weltmeister nicht immer derselbe wird. Das wäre doch auch ganz im Sinne der DFL. Je mehr Spannung in der Liga ist, desto mehr Interesse zieht sie nach sich. Und dadurch kann man das Produkt noch teurer vermarkten.

(lacht) Ich mag Deine Art zu denken. Da würden mir Hunderte Ideen einfallen. Vielleicht sollten die anderen Mannschaften für Siege über Bayern einfach mal vier Punkte kriegen. Wobei ich fürchte, weder Dein noch mein Vorschlag hätten in dieser Saison ein anderes Resultat  gebracht. Am Ende muss man den Bayern-Spielern wohl doch die Hände hinterm Rücken festbinden, oder sie dürfen nur noch auf einem Bein hüpfen. Vermutlich wären sie sogar mit Helmut Pasierbeck als Sturmpartner von Robert Lewandowski Meister geworden...

Das würde Helmut aber nicht gerecht werden. Der würde niemals rot-weiß gegen grün-weiß eintauschen, schließlich spielt er schon 50 Jahre ununterbrochen für den SV Beckedorf! Außerdem ist viel zu viel Lametta in der Bundesliga! Ach Tobi, der Fußball muss aufpassen, das Rad nicht zu überdrehen. Da lobe ich mir doch die heile Osterholzer Fußball-Welt!

Recht hast Du. Und da freuen wir uns jetzt schon auf eine wunderbare Landesliga-Saison, oder?

Mit dem FC Hagen/Uthlede und dem SV Bornreihe und... dem FC Hambergen. Ich lege mich jetzt einfach mal fest. Ist ja auch nicht so weit aus dem Fenster gelehnt angesichts der Tabellensituation. Und nach drei Vize-Meisterschaften in Folge wären die "Zebras" auch einfach mal dran.

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Dem kann ich nur zustimmen. Sie hätten es definitiv verdient. Schade, dass es keine Aufstiegsquali mehr gibt. Ich glaube, der VSK Osterholz-Scharmbeck hätte da allerbeste Chancen. Und mit dem Kader gehören sie eigentlich auch in die Landesliga.

Das wäre dann unwiderruflich die beste Landesliga aller Zeiten geworden. Naja, was nicht ist, kann ja noch werden. Der VSK ist noch so jung, wenn er zusammenbleibt, dann wird das früher oder später was mit der Landesliga. Klar ist aber auch: Der Weg zum Superhelden-Status ist noch lang. Um in unsere "Hall of fame" aufgenommen zu werden, bedarf es noch weiterer Qualitäten. Komm Tobi, hau zum Abschluss für unsere Superhelden-Ausgabe noch mal ein paar Chuck-Norris-Sprüche raus.

René Thiel tritt die Ecken selbst, bevor er sie reinköpft. Helmut Pasierbeck dribbelt nicht, er sagt dem Ball, dass er sich nicht weiter als 30 Zentimeter von seinem Fuß entfernen darf. Wenn die Scharmbeckstotelerinnen gefoult werden, dann haben nicht sie Schmerzen, sondern ihre Gegner.

Sehr schön, Herr Kollege! Ich glaube ja, wenn Sie sich Chuck-Norris-Sprüche ausdenken, sitzen Sie mit Umhang und Maske vor dem Computer. Wer kann, der soll.

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