Moin Dennis, sind die Verträge eigentlich schon da?
Also bei mir ist nichts angekommen. Sag nicht, dass es bei dir genauso ist.
Doch. Unglaublich. Da hat der FC Worpswede endlich das erste Mal in der Fußball-Landesliga Lüneburg gewonnen, und schon sind unsere Dienste nicht mehr gefragt. Dabei hätte ich doch so gerne mit meinem Handrasenmäher den Weyerberg verschönert ...
Okay Tobi, jetzt ist der Moment gekommen, wo ich erklärend eingreifen muss. Denn die ganze Angelegenheit hat ja eine Vorgeschichte und ist praktisch auf meinem Mist gewachsen.
So weit, so normal.
Ja, ja. Ich hatte ja einen Kommentar zum Trainerrücktritt von Gerd Buttgereit beim FC Worpswede geschrieben und seitdem – wie soll ich sagen? – finden wir auf der Instagram-Seite des FC Worpswede immer mal wieder Erwähnung. Magst Du weitererzählen, während ich mal schnell checke, ob es schon wieder was Neues aus Worpswede gibt?
Gerne. Man muss vielleicht noch erwähnen, dass sich die Worpsweder in den vergangenen Wochen auch selbst ausreichend aufs Korn genommen und mit Kritik an den eigenen Leistungen keinesfalls gespart haben. Darüber haben wir ja auch schon in der letzten Folge gesprochen. Und als Du in Deinem Kommentar dann unter anderem in einem Nebensatz das Thema vernünftige Sportlerernährung angesprochen hast, ging es erst so richtig los.
Genau, dabei habe ich nur die Einstellung der Spieler moniert. Klammer auf, regelmäßiges Traineing und gesunde Ernährung, Klammer zu. Daraufhin hat der FC Worpswede ein Kurzvideo geteilt, in dem lauter mampfende Menschen zu sehen waren, und daneben stand geschrieben: "Wie uns die Osterholzer Sportredaktion beim Training sieht." Also, ich fand's lustig.
(lacht) Schon irgendwie. Und dann haben sie im Künstlerdorf noch einen draufgesetzt und nach dem Rücktritt von Trainer Gerd Buttgereit eine Online-Umfrage gestartet mit dem Arbeitstitel "Wer uns jetzt noch retten kann". Da waren wir als einer von vier Vorschlägen auch in der Auswahl. Leider am Ende knapp auf Rang vier gelandet.
Wir waren Vierter von vier nicht ganz ernst gemeinten Vorschlägen, muss man dazu sagen. Na ja, wir haben es mit Fassung getragen, konnten uns einen Kommentar zum Ergebnis aber nicht verkneifen und haben geschrieben: "Schade, wir hätten dem FC Worpswede gerne geholfen – und bieten deshalb trotzdem unsere Unterstützung an. Tobias Dohr als Greenkeeper, Lennart Möller als Mentalcoach und Dennis Schott als Instagram-Beauftragter (ach nee, da habt ihr ja schon die Idealbesetzung gefunden!). Na gut, dann übernimmt Herr Schott die Ernährungsberatung."
Und die Antwort der Worpsweder kam prompt: "Wir machen die Verträge fertig!" haben sie geschrieben. Und seitdem warten wir. Du hast doch sicherlich schon eine "low carb"-Diät für Derrick Ampofo ausgearbeitet, nicht wahr, Dennis?
Für Derrick nicht unbedingt, da gibt es andere Kandidaten (lacht). Aber der Plan stand schon: Morgens Müsli, mittags gedünsteten Kohlrabi und abends Salat. Und Du hast doch auch schon die Klingen von Deinem Rasenmäher geschärft, oder nicht?
Logo. Messer geschärft, Herbstdünger und Grassamen besorgt. Aber mich beschleicht langsam das Gefühl, dass wir den Worpsweder Weg doch weiterhin als neutrale Berichterstatter begleiten werden, und nicht als Greenkeeper und Ernährungsberater.
Genau, und ich hoffe ja, dass wir in Zukunft mehr über sportliche Erfolge als über witzige Instagram-Posts des FC Worpswede berichten werden. Der Anfang ist mit dem ersten Saisonsieg ja jetzt gemacht und ab Oktober fängt mit Uwe Bischoff auch ein neuer Trainer an. Warten wir einfach mal ab, wie es sich weiter entwickelt. Aber es ist doch schon verblüffend, dass zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison schon drei Trainerrücktritte zu verzeichnen sind, oder Tobi?
Das ist in der Tat bemerkenswert. Neben Gerd Buttgereit sind auch bereits Pascal Kehlenbeck beim SV Lilienthal-Falkenberg und Enrico Berneking beim SV Blau-Weiß Bornreihe II zurückgetreten. Und ganz frisch ist die Meldung, dass auch Rolf Bauer bei U18-Bezirksligist TuSG Ritterhude hingeworfen hat. Ist das Zufall oder ein neuer Trend, Dennis?
Es wird ja oft damit argumentiert, dass man der Mannschaft mit dem Rücktritt einen Impuls geben möchte. Ich glaube, das ist ein vorgeschobener Grund für die eigene Hilflosigkeit. Und es ist in der Tat bemerkenswert, dass dies schon so früh der Fall ist. Es wäre ja genug Zeit gewesen, um eine Trendwende einzuleiten.
Definitiv. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass viele Menschen – ähnlich wie im Profifußball – Misserfolg einfach nicht mehr aushalten können. Gerade im Amateursport sollte das eine Kernkompetenz sein. Man kann nicht einfach abhauen, nur weil man fünf- oder sechsmal am Stück verliert. Wenn das jeder so machen würde, dann gäbe es ja überhaupt keine Trainer mehr im Amateurfußball. Aber es scheint mir so, als wäre das auch ein bisschen die Entwicklung in unserer Gesellschaft. Bevor ich mich meinen Schwächen und Misserfolgen dauerhaft stelle, suche ich mir lieber was anderes und verzichte auf diesen mitunter auch mal sehr schmerzhaften Weg. Weißt Du, wen ich in dieser Debatte immer gerne als Beispiel heranziehe, Dennis?
Na, wen denn?
Werner Mehrtens. Der war damals mein Trainer in Pennigbüttel, als wir frisch in die Bezirksliga aufgestiegen waren und dann eine desaströse Serie von zehn Niederlagen am Stück hatten. Und in der Halbzeitpause des zehnten Spiels, als bereits klar war, dass wir wieder verlieren werden, hat Werner sich in die Kabine gestellt und nur noch Witze erzählt. Einfach, um etwas für die gute Stimmung zu tun. Aber hinzuschmeißen, das war nie eine Option.
Die Tabelle umgedreht in der Kabine aufzuhängen, wäre auch eine Option gewesen (lacht). Ach Tobi, wie auch immer man das Ganze bewerten will, es ist nur auffällig, dass sich das Trainerkarussell schon so früh und immer schneller zu drehen scheint.
Vielleicht hättest Du in diesem Zusammenhang mal Deinen Hut als Ernährungsberater des neuen deutschen Bundestrainers in den Ring werfen sollen. Oder von mir aus auch von der Nationalmannschaft.
Herr Dohr, was Sie mit diesem Einschub bezwecken wollen, weiß ich zwar jetzt nicht so genau, aber ich lasse ihn einfach mal so stehen. Viel lieber möchte ich mit Ihnen über die September-Highlights im Osterholzer Sport sprechen. Und da zählten die Lilienthaler Volksbank Open auf jeden Fall dazu. Ich bin ja das erste Mal vor Ort gewesen.
Und, wie hat es Dir gefallen?
Es war: mega! Den Sonnenbrand nach sieben Stunden Tennis habe ich mir gerne zugezogen. Das war echt ein beeindruckendes Niveau. Ein spannendes Damen-Finale habe ich gesehen, und auch das Herren-Finale war insofern beeindruckend, als der Turniersieger Hazem Naw so unglaublich sicher agiert hat. Dabei war sein Gegner Serign Samba auch echt gut. Und weißt Du, was noch ganz interessant war?
Was denn?
Die Gespräche der Zuschauer. Mein Sitznachbar erfuhr erst während des Herren-Finals, dass Hazem Naw auf Platz 550 in der Weltrangliste steht – und bekam sich fast nicht mehr ein. "Krass, stell dir mal vor: Der ist 550. auf der Welt, auf der ganzen Welt", sagte er seiner Sitznachbarin. Und er hat absolut recht, wenn er das noch mal so betont. 550. zu sein, klingt ja zunächst eher belanglos, aber wenn man bedenkt, wie viele Tennisspieler es auf der Welt gibt, dann ist das schon etwas Besonderes.
Genauso, wie es etwas sehr Besonderes ist, dass wir solch ein hochklassiges Tennis-Turnier seit nunmehr zehn Jahren direkt vor der Haustür haben. Da gebührt den Veranstaltern und natürlich auch den Sponsoren auch mal ein großes Lob. Umso mehr hoffen wir natürlich, dass es in 2024 auch die 11. LVO geben wird. Ganz sicher ist das ja noch nicht.
Wenn es nicht stattfindet, dann wäre der Schuldige schnell ausgemacht: der Verein. Denn die Sponsoren haben ihre Zusage für die 11. LVO schon am Finaltag gegeben. Es muss sich nun ein neues Organisationsteam finden, nachdem das alte gesagt hat, nach über zehn Jahren nicht mehr weitermachen zu wollen.
Was ja absolut nachvollziehbar und verständlich ist. Tja, es wäre wirklich eine Schande, wenn so ein fantastisches Event am Ende wegen solcher Probleme eingestellt werden müsste.
Tobi, von der einen ungewissen Zukunft zur nächsten: Wo spielen die Ritterhude Badgers eigentlich in der nächsten Saison?
Das entscheidet sich ja tatsächlich am nächsten Wochenende im Kampf David (Ritterhude Badgers) gegen Goliath (Elmshorn Fighting Pirates). Man darf gespannt sein, ob der Außenseiter aus der Hamme-Gemeinde da eine Chance hat. Wenn sie es schaffen sollten, dann spielen die Ritterhuder im kommenden Jahr in der Regionalliga, also drittklassig. Aber so oder so: Die Badgers brauchen ebenfalls einen neuen Headcoach, denn Maximilian van Laack hat ja seinen Rücktritt zum Saisonende erklärt. Hast Du Deine Bewerbungsunterlagen schon eingereicht, Dennis?
Du meinst als Ernährungcoach für die O-Line, also für die schweren Jungs, die den Quarterback vor dem Gegner beschützen? Das wär doch mal was! Aber ich habe ein wenig Sorge um Sie, Herr Dohr. Denn Sie hätten gar keine Möglichkeit, Ihren Rasenmäher auszuprobieren, weil die Badgers doch auf Kunstrasen spielen.
Passt schon, ich begleite die Badgers einfach weiterhin als Sportredakteur und werde mir die Leistungen Ihrer O-Line ganz genau anschauen, Herr Schott. Und falls ich dort Schwächen erkenne, weiß ich, dass das nur am Ernährungsberater liegen kann.
Was Sie nicht alles wissen, Herr Dohr... Aber solange Sie nicht als Cheerleader auftauchen, soll mir alles recht sein. Aber wollen wir tatsächlich mit diesen Worten unsere September-Ausgabe beschließen?
Als neuer Tennis-Groupie könnten Sie dem TC Lilienthal ja ihre Dienste als Balljunge im Damen-Endspiel 2024 anbieten. Vielleicht motiviert das einige im Orgateam ja zusätzlich, die Lilienthaler Volksbank-Open am Leben zu erhalten. Also, das ist jetzt Ihre Chance, Herr Schott.
Ich wäre dabei, versprochen!