Dennis, ich habe eine neue Geschäftsidee. Kennst Du schon den GuFuSchu? Der wird den Amateurfußball komplett revolutionieren.
Den was…?
GuFuSchu. Gummistiefel-Fußballschuh. Genial, oder? Paar Schraubstollen unter 'nen hübschen gelben Gummistiefel gedengelt, und dann ab auf die Wiese. Das müsste sich angesichts der aktuellen Wetterlage doch verkaufen wie verrückt.
Herr Dohr, wenn Sie in der Höhle der Löwen stehen würden, dann würde Carsten Maschmeyer erst einmal nach dem – jetzt wird es ausländisch – USP, dem Unique selling point, fragen. Ob Sie da mit Ihrem GeFuSchuh punkten können, kann ich mir nur schwer vorstellen. Ich glaube, Sie haben mehr Erfolg, wenn Sie in der größten Pfütze des Platzes ein Quitscheentchen mit Vereinslogo schwimmen lassen.
GuFuSchu, Herr Schott, es heißt GuFuSchu. Meine Güte, jetzt konzentrieren Sie sich mal. Wobei die Quietscheentchen mit Vereinslogo ja momentan tatsächlich großflächig zum Einsatz kommen würden. Hast Du schon mal so einen nassen November erlebt?
Das war doch letztes Jahr derselbe Mist. Und ich glaube, wir dürfen uns an diese nassen Wintermonate gewöhnen. Und tatsächlich musste auch ein Spiel beim SV Bornreihe ausfallen, obwohl der zu Hause doch eigentlich immer spielt. Dabei traf die "Moorteufel" überhaupt keine Schuld. Tobi, erzähl doch mal.
Um es kurz zu machen: Nichts ging mehr. Zumindest nach Ansicht des Schiedsrichters. Der hat die Partie gegen Eilvese tatsächlich 60 Minuten vor Anpfiff noch abgesetzt. Der Gegner war da, die ersten Zuschauer trudelten bereits ein, aber Oberliga-Fußball gab es nicht. Schon merkwürdig, so eine extrem kurzfristige Absage in der fünften Liga, oder?
Vor allem, weil das Spiel durchaus hätte stattfinden können. Der SV Bornreihe hat ja als Spiel-Ersatz sogar noch ein Training auf dem Platz absolviert.
Wie hat es "Moorteufel"-Coach Nils Gresens zusammengefasst: "Auf dem Platz waren zwei kleine Pfützen."
Aber offensichtlich wollten die Eilveser nicht spielen, weil sie zu dieser wichtigen Partie nicht in Bestbesetzung antreten konnten. Jedenfalls soll der gegnerische Trainer den jungen Schiedsrichter zu einer Absage gedrängt haben – so haben es die Bornreiher empfunden. Aber das ist ja alles kein Vergleich zur Kreisliga Osterholz. Da variieren die absolvierten Partien bereits jetzt zwischen neun und 15 Partien. Wir schicken schon einmal schöne Grüße an Staffelleiter Ralf Müller. Die ganzen Nachholspiele zu koordinieren, wird für ihn (und die Vereine) nicht leicht.
Und wieder einmal sehe ich mich bestätigt, in dem, was ich seit Jahren predige: Der Amateurfußball muss seine Saison zwingend am Kalenderjahr ausrichten. Von Ende März bis Anfang November. Und die kommenden Jahre werden vermutlich ja eher noch nasser werden. Oder es gibt endlich flächendeckend Kunstrasen im Landkreis. Aber diese Thematik haben wir ja schon hinlänglich diskutiert. Da hat der Hallensport doch echt enorme Vorteile. Und da dürfen wir ja gerade diverse Höhenflüge begleiten.
Zum Beispiel den von den Volleyball-Herren des VSK Osterholz-Scharmbeck. Oder sollten wir lieber von Volleyball-Opis sprechen? Das Alter hätten sie jedenfalls. Aber Alter schützt vor Können nicht, oder wie war das noch mal, Tobi?
Tatsächlich muss ich wirklich jedes mal anfangen zu schmunzeln, wenn ich die VSK-Aufstellung lese. Warte, ich mach mir jetzt mal eben die Mühe und tauche in die Tiefen unseres Archivs ab....
Gluck, gluck. Ah, da ist er ja wieder.
So, also, einfach mal die Sportseite vom 13. November 1997 rausgekramt. Und wer lächelt mich da freundlich an: Stefan Büttelmann, Dirk Meyer, Marcus Balzer (damals hieß er noch Müller). In einem anderen Bericht auf derselben Seite tauchen auch Jens Gerken und Dietmar Herrmann auf. Und Volleyball-Experten wissen: Jan Gensigk, Jens Ahlers, Thorsten Heitmann und Sascha Tietjen waren damals ebenfalls schon im Herrenbereich aktiv.
Und weil sie das Volleyballspielen nicht sein lassen, es mit den jungen Hüpfern aber noch aufnehmen können, eilen sie in der Landesliga von Sieg zu Sieg. Das geht mittlerweile so weit, dass sie sich ernsthaft mit dem Aufstieg auseinandersetzen müssen, der gar nicht das Ziel war und ist.
Und das spricht zum einen natürlich für die Qualität des VSK, zum anderen zeigt es aber auch, dass es im Volleyball ein generelles Problem zu geben scheint. Denn dass da eine Mannschaft mit einem Altersschnitt von etwa 50 Jahren um den Aufstieg in die sechsthöchste Spielklasse mitmischt (ohne Training wohlgemerkt), das darf natürlich eigentlich nicht sein.
Herr Dohr, die Flippers machen auch noch Musik, beziehungsweise haben damit Erfolg, und das darf eigentlich auch nicht sein.
Wir sagen Daaaankeschööön, 40 Jahre die Pritscher. Ach ja, irgendwie ist es ja auch schön. Man braucht ja auch so ein paar Konstanten im Leben. Und die VSK-Volleyballer sind definitiv eine sehr verlässliche. Deutlich weniger Konstanz ist ja momentan im hiesigen Frauenfußball zu finden. Was ist denn da los, Dennis?
Das Trainerbeben ist los. Nach dem ATSV Scharmbeckstotel gab es nun auch beim VSK Osterholz-Scharmbeck die nächste Trennung. Nach nur ein paar Monaten ist Jörg Beese gegangen – und ließ dabei kein gutes Haar an seiner Ex-Mannschaft. Es ist offensichtlich, dass da zwei Parteien nicht warm miteinander geworden sind.
Das habe ich tatsächlich in all meinen Jahren als Sportredakteur auch noch nicht erlebt. Dass unsere beiden am höchsten spielenden Teams schon im Herbst einen Trainerwechsel vollziehen. Die neuen Schleudersitze gibt es offenbar im Frauenfußball.
Wobei man den VSK-Ladies zugutehalten muss, dass ihr Ex-Trainer von seinen vielen Vereinen fast immer im Unfrieden gegangen ist. Dabei geht es ja auch ganz ohne Trainer, wie die Tischtennis-Damen der TuSG Ritterhude beweisen.
Stimmt, die haben – ähnlich wie die VSK-Volleyballer – zu einem echten Höhenflug angesetzt. Und das, obwohl sie letzte Saison so gerade eben die Klasse gehalten hatten. An diesem Sonntag steht das letzte Hinrundenspiel gegen Angstgegner Hollen an, sollten Elisa Oerding und Co. auch das gewinnen, gehen sie mit sieben Siegen aus sieben Spielen in die Weihnachtspause. Und wir dürfen vom nächsten Oberligisten träumen, Dennis.
Das ist ohne jeden Zweifel eine super Saison bislang, sie lässt einen – ähnlich wie bei den Volleyballern – aber auch ein wenig ratlos zurück. Denn es ist ja schon bemerkenswert, dass da eine Mannschaft im letzten Jahr fast abgestiegen ist und jetzt bislang ausnahmslos gewonnen hat. Andererseits: Der VfB Stuttgart spielt in der Bundesliga auch auf einmal vorne mit...
Und ähnlich wie Stuttgart mit Serhou Guirassy einen Ausnahmekönner in seinen Reihen hat, profitieren die Ritterhuder Verbandsliga-Damen natürlich enorm von Sommerneuzugang Maike Bares, die ja vor gar nicht allzu langer Zeit ja sogar noch in der Regionalliga gespielt hat. Und in Ritterhude spielt sie nun vornehmlich im mittleren Paarkreuz und sammelt dort neben Youngster Leni Struß munter die Punkte ein. Aber wo Du gerade den großen Fußball ansprichst. Was sagste eigentlich zu unserer Nationalmannschaft?
Weißt Du, was ich glaube, Tobi? Dass viele Spieler gar keinen Bock auf die deutsche Nationalmannschaft haben, auch wenn sie immer das Gegenteil behaupten. Vor allem die jungen Fußball-Fans interessieren sich ja fast gar nicht für die Nationalmannschaft, sondern für ihren Verein. Wieso sollte das bei den (jungen) Spielern anders sein? Wenn ich sehe, wie die Österreicher und die Türken ihr Herz auf dem Platz gelassen haben, dann fehlt uns vor allem die nötige Leidenschaft. Und eine gute Abwehr.
Das mit den jungen Fußball-Fans nehme ich übrigens komplett anders wahr, Dennis. Viele interessieren sich tatsächlich fast gar nicht mehr für Vereine oder Nationalmannschaften, sondern hauptsächlich für die Spieler. Da wird geschaut, wie Ronaldo mit Al-Nassr oder Messi mit Miami gespielt hat. Paris St. Germain interessiert die Jungs nur wegen Mbappé, nicht, weil es eventuell ein spannender Verein ist. Oder es werden Trikots mit Leroy Sané und Serge Gnabry angezogen, obwohl einem die Bayern total egal sind. Und genau da sehe ich die große Problematik.
Und zwar?
Dass sich die aktuelle Spielergeneration um Sané, Haverts, Brandt oder Gnabry eben in erster Linie als eigene Attraktion, als eigenständiges Unternehmen wahrnimmt und nicht als kleiner Teil einer übergeordneten Sache. Ich meine, dass mittlerweile gefühlt jeder 23-Jährige, eine eigen DAZN-Doku hat, ist doch absolut lächerlich. Aber der Markt scheint dafür nun einmal vorhanden zu sein. Und für diese ganzen Ich-AGs scheint so etwas wie die Nationalmannschaft einfach keine Bedeutung mehr zu haben.
Sag ich doch: Die Spieler haben keinen Bock auf die Nationalmannschaft. Aber wie schafft es dann Frankreich, so erfolgreich zu sein? Da laufen doch auch nur Ich-AGs rum.
Tja, wenn man das wüsste. Aber vielleicht schätzen wir das aus der Distanz auch alles völlig falsch ein und die deutsche Mannschaft ist momentan schlichtweg zu schlecht für die Weltspitze. Um es mal mit dem aktuellen Wetter zu halten: Auch da geht derzeit nichts mehr.
Regen, Regen, Regen. Nichts (geht mehr) als Regen. Das macht unsere Arbeit momentan nicht einfach. Was fällt aus? Was findet statt? Wie viele Sportseiten können wir für die nächste Ausgabe bestücken? Momentan ist das ein einziges Lotteriespiel.
Und ich bin nicht gut im Glücksspiel, Dennis. Habe ich letzte Woche erst herausgefunden, da war ich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Spielbank, ganz fein mit schicker Garderobe.
Herr Dohr, dann trösten Sie sich damit, zumindest gut ausgesehen zu haben. Wie ich Sie kenne, haben Sie ein Jeton jeweils auf Rot und Schwarz gesetzt und sich gewundert, warum Sie nicht gewinnen.
Herr Schott, könnten Sie einmal so etwas wie Mitgefühl zeigen? Meine vier Euro habe ich in Rekordzeit zu zwölf Euro gemacht, um sie dann in Rekordzeit auf null zu bringen. Jetzt weiß ich wenigstens: Casino ist nicht so meine Welt. Auf dem Fußballplatz fühle ich mich doch deutlich wohler. Wobei das manchmal ja auch ein Glücksspiel zu sein scheint.
Vor allem bei diesem Wetter.