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"Schott the Dohr" Osterholzer Spukgeschichten

In unserer etwas anderen Rückschau lassen wir den Oktober noch einmal Revue passieren und diskutieren dabei auch über die Dinge, für die im redaktionellen Alltag oftmals kein Platz in der Zeitung ist.
28.10.2023, 08:00 Uhr
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Von Dennis Schott Tobias Dohr

Na, Dennis, hast Du die Kürbisse schon ausgehöhlt und Dir ein Bettlaken zurechtgeschnitten, unter dem Du am Dienstag die Kinder vor Eurem Haus erschreckst?

Tobi, stell Dir vor: Letztes Jahr wäre ich zu Halloween so was von vorbereitet gewesen, zumindest bis auf die Kostümierung. Da reicht zum Erschrecken ja mein normales Aussehen und ein drohendes "Wer wagt es, an meiner Tür zu klingeln". Allein: Es hat niemand an meiner Tür geklingelt. Niemand. Da musste ich die Süßigkeiten alle alleine essen.

Was Dein Äußeres sicherlich zusätzlich ungemein aufgewertet hat – zumindest halloween-technisch. Und jetzt gibt es dieses Jahr nur Obst im Hause Schott, oder was ist Deine Lehre aus dem letztjährigen Halloween-Fiasko?

Ich glaube, ich werde es genauso machen wie im letzten Jahr. Denn ich habe die große Befürchtung, dass es dieses Jahr tatsächlich klingeln wird. Vor ein paar Wochen nämlich standen ein paar Kinder vor meiner Tür und wollten mir ein Tauschgeschäft vorschlagen. Ihr Buch gegen irgendeine (wertvollere) Sache von mir.  Angefangen hatten sie mit einem Stift. Und weil ich mir nicht besser zu helfen wusste, bin ich auf den Speicher geklettert und habe meinen 30 Jahre alten Tennisschläger eingetauscht. Jetzt bin ich stolzer Besitzer des Buches "Eragon – Der Auftrag des Ältesten" von Christopher Paolini mit der Widmung "Zum 18. Geburtstag für Jan-Christian von Mami und Papi". Und die Kinder haben einen neuen Tennisschläger.

(lacht) Von wegen neu.

Herr Dohr, Sie glauben gar nicht, wie groß die Augen der Kinder waren. Deswegen befürchte ich, eine gewisse Erwartungshaltung geschürt zu haben.

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Glückwunsch, Herr Kollege. Dieser Tennisschläger war in Sammlerkreisen bestimmt ein kleines Vermögen wert. Aber dann sind Sie ja richtig in Halloween-Stimmung und können sich für Dienstag noch ein paar schöne Gruseleffekte einfallen lassen. Apropos gruseln. Das passt ganz gut zur aktuellen Situation bei einigen sportlichen Themen. Wollen wir mal die Osterholzer Spukgeschichten durcharbeiten?

Dann fangen wir mit den Bezirksliga-Fußballern des VSK Osterholz-Scharmbeck doch mal an. Für die ist es bislang schlichtweg eine Gruselsaison, oder?

In der Tat. Seit fünf Spielen warten die Kreisstädter, die ja durchaus mit hohen Zielen in die Saison gestartet waren, nun schon auf einen Sieg. Diese Spielzeit fühlt sich für die Grün-Weißen vermutlich schon fast wie ein Horrorfilm an: Augen zu – und irgendwie halbwegs heile durchstehen. Aber das trifft in gleichem Umfang ja auch auf die Kicker des FC Hambergen zu.

Dabei war klar, dass es für die "Zebras" nach dem Abstieg keine leichte Saison werden würde. Aber dass sie jetzt einen Platz vor der Abstiegszone stehen, ist schon bedenklich. Mit welchem Verein möchtest Du weitermachen, Tobi? Mit dem ATSV Scharmbeckstotel? Oder mit den Handballern des Hagener SV oder der TuSG Ritterhude? Die Liste ist durchaus lang.

Und wenn wir damit durch sind, schicken wir den Exorzisten noch eben zum Weserstadion. Aber lass uns doch erst einmal die "Nightmare on ATSV-Street" genauer betrachten, um es mal mit dem Horror-Klassiker aus dem Jahr 1984 zu halten. Dort haben ja nun auch die beiden Trainer Frank Reichhart und Nils Menzel hingeschmissen. Was denkst Du darüber?

Ich würde nicht von hinschmeißen sprechen. Es war ja so, dass sie der Mannschaft die Entscheidung überlassen haben, ob es mit den beiden weitergehen soll. Vielleicht sind sie zu weit vorgeprescht, indem sie gesagt haben: "Wenn ihr einen neuen Impuls braucht, wenn ihr meint, jemand anderes soll es machen, dann sagt es. Wir wollen euch dabei nicht im Wege stehen." Und dann hat sich die Mannschaft tatsächlich gegen die beiden Trainer ausgesprochen. Und ich wage einmal zu behaupten, dass es dazu nicht gekommen wäre, wenn sie sich selbst nicht infrage gestellt hätten.

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Das mag sein. Ich finde es so oder so bedauerlich, dass da zwei sehr engagierte und sympathische Trainer nun nicht mehr aktiv sind. Das passt ja voll in die Thematik, die wir an dieser Stelle vor einem Monat durchgegangen sind. Ende September hatten wir ja schon über die gehäufte Anzahl von Trainer-Rücktritten im Amateurfußball gesprochen. Einer davon war übrigens Enrico Berneking, der ja nun beim ATSV übernommen hat. Schon kurios, wie schnelllebig das sogar in den unteren Ligen mittlerweile ist.

Aber eben auch nur im Fußball. In allen anderen Sportarten ist dieses Phänomen schlichtweg nicht existent. Jetzt ist die Frage: Wer kann von wem lernen? Die Fußballer von den Handballern, Volleyballern und Basketballern, oder umgekehrt?

Die Antwort liegt auf der Hand und muss an dieser Stelle wohl gar nicht mehr ausgesprochen werden. Ich fürchte, dass da Mechanismen aus dem Profibereich in unschöner Weise abfärben auf den Amateurfußball. Das sieht man ja leider in vielen Bereichen. Beim völlig übertriebenen Torjubel beispielsweise. Oder beim Umgang mit den Schiedsrichtern. Apropos, da wurde ja gerade Anfang des Monats der aktuelle Anwärterlehrgang beendet. Der Fußballkreis darf sich über 30 neue Schiedsrichter freuen, hauptsächlich Jungs zwischen 14 und 16 Jahren. Hoffentlich wird das für die Jungs kein böses Erwachen geben.

Das bleibt abzuwarten. Tobi, stell dir mal vor, ein 14-jähriger Linienrichter hebt zu unrecht die Fahne und wird umlagert von wütenden Spielern. Kommt ja leider viel zu oft vor. Damit musst du in dem Alter erst einmal umgehen können. Umso beachtlicher ist es, dass trotzdem so viele diesen Schritt wagen, oder?

Absolut. Und ich finde es bemerkenswert, wie gewissenhaft diese jungen Menschen mit dieser Verantwortung umgehen. Beim letzten Punktspiel mit meiner U13 hatten wir einen dieser neuen Schiedsrichter. Es war seine allererste offizielle Ansetzung, kurz nach der bestandenen Prüfung der erste Ernstfall. Und es war wirklich herzerfrischend zu sehen, wie sorgfältig sich dieser junge Mann darauf vorbereitet hat. Das Überprüfen der Tornetze, die Passkontrolle, das alles gepaart mit einer großen Portion Nervosität.

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Und jetzt stell Dir vor, Tobi, dieser junge Mann hat bei seinem allerersten Spiel zwei Jugendtrainer an der Seitenlinie, die permanent reinrufen, rummeckern und kritisieren... Hat er wahrscheinlich sogar gehabt, oder?

Ich wusste, dass dieser unqualifizierte Nachsatz kommt. Sie sind so leicht zu durchschauen, Herr Kollege. Nein, Spaß beiseite. Er hat das Spiel wirklich toll geleitet, auch wenn er selbst gar nicht mal so zufrieden war. Es war zudem ein Schiedsrichter-Betreuer da, der die neuen Unparteiischen während ihrer ersten Einsätze unterstützen soll. Gemeinsam haben wir nach der Partie dann noch alle kurz miteinander über das Spiel gesprochen und dem Nachwuchs-Schiedsrichter ein Feedback gegeben. Ich würde behaupten, viel besser hätte es nicht laufen können.

Herr Dohr, Sie werden nachvollziehen können, dass ich mit so viel Harmonie schwer umgehen kann (lacht). Außerdem sollte das hier doch eine gruselige Halloween-Ausgabe werden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, könnten Sie doch mal einen Schwank aus Ihrem Privatleben erzählen. Oder wollen Sie doch lieber direkt zu Werder überleiten?

Das eine wird ja von dem anderen beeinflusst, insofern sind es tatsächlich gruselige Oktober-Wochen, wenn man es mit Grün-Weiß hält. Dass diese zweite Saison nach dem Aufstieg eine Achterbahnfahrt werden würde, hatten wohl die meisten erwartet. Dass man als Fan aber schon so früh in die Geisterbahn verfrachtet wird, ist schon beängstigend. So, Herr Schott, ich habe gleich all meine gruseligen Halloween-Wortwitze abgearbeitet. Aber wie ich Sie kenne, haben Sie noch ein bisschen was auf Lager.

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Herr Dohr, anstatt der üblichen Halloween-Dekoration können Sie doch diesmal eine Tabelle an die Tür kleben. Oder das Programm der nächsten Spiele. Da wird nicht viel zu holen sein. Oder aber Sie schließen sich bei der "Süßes-oder-Saures-Tour" am Dienstag Ihren Kindern an. Ihr Sohn verkleidet sich als Gespenst, Ihre Tochter als Hexe – und Sie streifen sich einfach ein Trikot über und gehen als Werder-Fan. Das hat doch denselben gruseligen Effekt.

So, und nun die ultimative Frage: Welches Trikot soll ich anziehen? Welcher Spieler verbreitet momentan am meisten Schrecken?

Im Moment könnte man ja alle in einen Sack stecken und draufhauen – es trifft auf jeden Fall keinen Falschen. Deswegen: Sie haben die freie Wahl.

Na, ich weiß ja nicht. Ich glaube, meine Definition von "Fan sein" ist doch eine sehr andere als die Ihre, Herr Kollege. Deshalb verzichte ich komplett auf das Bloßstellen der Werder-Raute – und lade Sie stattdessen lieber zu einer Runde Riesenrad ein. Oder sind Sie eher der Typ Kettenkarussell?

Herr Dohr, dann ziehen Sie eben bei Ihrem nächsten Freimarkt-Besuch das Werder-Trikot an und gehen in diesen Free-Fall-Tower. Das passt viel besser zur momentanen Lage. Und ich gucke mir das genüsslich aus dem Riesenrad an, esse dabei Schmalzkuchen und lasse mir den Puderzucker auf meine Jacke wehen. Und ich wäre Ihnen nicht einmal böse, wenn ich es selbst bezahlen müsste.

Folgender Vorschlag: Wir spielen eine Runde Kamelreiten, das, wo man die Bälle in diese Löcher werfen muss, damit die Kamele vorwärtskommen. Und der Verlierer muss in der November-Ausgabe von "Schott the Dohr" sämtliche Sticheleien seines Gegenübers klaglos und ohne Widerworte hinnehmen. Könnten Sie das ertragen?

Herr Dohr, wenn Sie wüssten, dass ich früher mit einem Kumpel nur wegen der Kamele auf den Freimarkt gegangen bin. Das Pendant mit den Pferden kam für uns nie infrage, es mussten die Kamele sein. Deswegen scheue ich Ihre Herausforderung mitnichten. Könnten Sie es denn ertragen, wenn ich gegen Sie gewinne?

Da könnten Sie Ole Werner auch fragen, wie er es fände, wenn Werder sich für die Champions League qualifizieren würde. Genau wie er auf diese Frage, muss ich auch auf Ihre antworten: Ich beschäftige mich nur mit den Dingen, die wirklich realistisch sind.

Sie bauen doch ständig diese Luftschlösser, Herr Dohr. Deswegen dürfen Sie zum Abschluss auch Ihre Prognose zum sportlichen Verlauf unserer Osterholzer Vereine und von Werder zum Besten geben. Und ich werde Ihnen nicht widersprechen.

Da kann ich kurz vor Halloween ja nur eine Antwort geben: Alle steigen ab. Wirklich alle. Fröhliches Gruseln allerseits.

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schließt den Monat Oktober ab. In unserer etwas anderen Rückschau lassen wir jeden letzten Sonnabend im Monat die vergangenen vier Wochen Revue passieren und diskutieren dabei auch über die Dinge, für die im redaktionellen Alltag oftmals kein Platz in der Zeitung ist. Nicht immer einer Meinung, aber meinungsstark. Nicht immer bierernst, aber mit voller Überzeugung für den hiesigen Amateursport. „Schott the Dohr“ – die Redakteure Dennis Schott und Tobias Dohr schließen die Tür.

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