„Geizig, falsch, betrügen“, steht auf einem Zettel. Darauf haben sich die Mädchen, die beim Achimer Theaterprojekt Ready for take off mitmachen, Stichworte notiert für ihre Aufführung. Motivationen ihrer Charaktere etwa. Dystopisch – also in eine verrohte Zukunft blickend–, negativ, zerstörerisch – das ist der eine Teil des Stücks. Doch es geht auch um das Gegenteil. Um Utopien, um Schönes, um Ideen und Träume. Und das sowohl im ganz großen Rahmen als auch hier. „Ich wollte mal die typische Frage umdrehen. Die Kinder sollten sich fragen: Ist diese Stadt bereit für uns?“, sagt die Projektleiterin Franziska Faust. Da sie noch recht neu in der Stadt sei, habe sie sich gefragt, was sich die Mädchen von Achim versprechen, wie sie den Ort wahrnehmen.
Franziska Fechter steht mit einem gefüllten, blauen Luftballon in der Mitte der Bühne. „In Achim gibt es keine leer stehenden Gebäude mehr“, sagt die Nachwuchs-Schauspielerin. „Es gibt eine Zeppelin-Disko“, fantasiert ihre Rolle weiter. Als sie fertig ist und verträumt in die Ferne blickt, stapft eine übel gelaunte Figur (gespielt von Lara Ide) auf sie zu und rupft ihr den Ballon aus der Hand. Langsam, genussvoll böse, lässt sie ihn los. Er flattert sich leer, bis er traurig und schrumpelig auf dem Boden liegen bleibt.
„Wir orientieren uns am Thema Träume“, erklärt Jennifer Krause. Einige der Charaktere glauben fest an eine strahlende Zukunft, andere sind zynisch und destruktiv. Auch die neusten Entwicklungen der Technik nehmen die Mädchen mit ins Stück. „Eine trägt eine virtuelle Brille, so wie die, die gerade auf der Games-Con vorgestellt wurde“, verrät Lisa Grube und nimmt Bezug auf die aktuelle Spielemesse.
„Wir sind zuerst einfach in der Stadt rumgelaufen“, sagt Lara Ide über den Start des Projekts zu Beginn der Sommerferien. Dort hätten sie sich überlegt, was sie sich für die Stadt wünschen, beziehungsweise sich in der Fantasie ausmalen. „Am Anfang war die Idee, dass die Zeppelin-Disko ein echter Zeppelin ist. Einer, der über Rewe schwebt – so weit oben, dass die Musik unten keinen stört“, verrät die 16-Jährige. Eine Idee, die es letztlich nicht bis in die finale Version des Stücks geschafft hat.
Auch junge, modische Kleidungsläden wünschen sich die Schauspielerinnen, wie sie erzählen. Am liebsten nicht neu, sondern aus zweiter Hand oder sogar Fairtrade – also fair gehandelt. Für das Fachwerkhaus, das bis vor einigen Monaten die Bücherei beherbergte, haben die kreativen Mädchen einen konkreten Vorschlag: Ein Kino mit angegliedertem Café wäre ihnen besonders lieb.
Dass die Nachwuchs-Schauspieler sich mit ihrer Stadt auseinandersetzen, dass sie selbst das Drehbuch gestalten, war Franziska Faust wichtig, betont sie. Eine Aufgabe, die die Mädchen zu ihrer größten Zufriedenheit gemeistert hätten. Zusätzlich zu den Schauspielerinnen würden sich auch ein junger Mann im Freiwilligen Sozialen Jahr und ein junger Flüchtling an dem Stück beteiligen: Sie liefern die passende Musik.
Zu sehen ist die Aufführung – bei freiem Eintritt – am morgigen Sonnabend um 19 Uhr im blauen Saal des Kaschs (Bergstraße 2).