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Stadtrat Abschied vom Meldauer Berg

Eigentlich sollte es nur um die Aufgabe des Gebäudes Am Meldauer Berg gehen. Dennoch verloren sich die Ratsmitglieder in einer Diskussion über das pädagogische Konzept.
21.07.2021, 16:08 Uhr
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Abschied vom Meldauer Berg
Von Marie Lührs

Das ehrgeizige Projekt, bald allen Kindern und Jugendlichen an der Oberschule Verdener Campus selbstverantwortliches Lernen zu ermöglichen, ist offenbar ein emotionales Thema. So kam es, dass in der Ratssitzung am Dienstag lang und breit über das pädagogische Konzept diskutiert wurde – dabei sollte es laut Tagesordnung eigentlich nur um die Räumlichkeiten gehen, in denen künftig unterrichtet wird. Vergleichsweise zügig entschieden die Ratsmitglieder hingegen über die Beteiligung an einem E-Carsharing-Projekt und einen Zuschuss für die kirchlichen Friedhöfe. 

Darüber, wie die Schülerinnen und Schüler künftig auf dem Verdener Campus lernen sollen, hat der Rat bereits entschieden. "Seit 2013 sind wir auf dem Weg", blickt Anja König (CDU) zurück. 2014 sei das pädagogische Leitbild erarbeitet worden. In den Jahren danach befassten sich die Lokalpolitiker immer wieder mit dem Thema. "Jetzt müssen wir uns die Frage stellen: Wo können wir das umsetzen?" Die Antwort auf die Frage ist der Vorlage der Verwaltung zu entnehmen. Die schlägt vor, die neue Sekundarschule am Standort Trift zu realisieren. Das anliegende Sportgelände soll zu einem Sportpark werden, der auch als Schulhof und Lernort im Freien mitverwendet werden soll. 150.000 Euro sollen nun für die Realisierungswettbewerbe im Haushalt 2022 bereitgestellt werden. Das Gebäude der ehemaligen Klaus-Störtebeker-Schule am Meldauer Berg werde dann nicht mehr benötigt.

Beträchtliche Kosten

Werner Meinke (Grüne) begrüßt die Einführung der Oberschule, mahnt allerdings vor "beträchtlichen Kosten", die nun auf die Stadt zukämen. Ein zweistelliger Millionenbetrag werde nötig, er habe daher gleich mehrere Anregungen zum Thema. "Wir müssen keine übermäßige Eile an den Tag legen", findet Meinke. Denn erst in drei Jahren werde die gesamte Schule nach dem neuen Konzept arbeiten – die neuen Unterrichtsmethoden werden jahrgangsweise eingeführt. Er bittet seine Mitstreiter zudem, "die angespannte Haushaltslage im Auge zu behalten". Darüber hinaus schlägt er vor, dass Projekt von einer Hochschule wissenschaftlich begleiten zu lassen. Schüler mit erhöhtem Förderbedarf dürften zudem durch das personalisierte Lernen nicht benachteiligt werden. Das ist auch Karin Hanschmann (SPD) ein besonderes Anliegen. 

Bürgermeister Lutz Brockmann versichert: "Wir bauen eine Schule, die allen Kindern gerecht wird". Die Aufgabe des Gebäudes Am Meldauer Berg biete zudem auch Einsparpotenzial. "Unterm Strich müssen 4000 Quadratmeter weniger geputzt und geheizt werden." 

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Carsten Hauschild (SPD) appelliert an den Rat, etwas Vertrauen zu haben. Es seien nicht die Schüler, die Probleme mit der neuen Art des Lernens hätten, vielmehr seien jene, die die Schule längst verlassen haben, besorgt. "Wir müssen lernen, neu zu denken", findet auch Jens Richter (CDU). Die Zeiten des stumpfen Auswendiglernens seien gezählt. "Es spricht alles dafür, dass Kinder so früh wie möglich damit anfangen", stellt Umut Ünlü (SPD) klar. Bei drei Enthaltungen sprach sich der Rat schließlich für das Vorhaben aus.

E-Carsharing als besondere Chance

Einstimmig brachte der Rat im Laufe des Abends auch die Beteiligung der Stadt am E-Carsharing-Projekt von Klimaschutz- und Energieagentur (Klever) und dem Partner Allerbus auf den Weg. "Es geht darum, Autos zu teilen", leitet Brockmann ein. Die meisten Autos stünden den überwiegenden Teil des Tages ungenutzt herum. Das Projekt sei eine besondere Chance. 53.000 Euro will die Stadt für die Realisierung bereitstellen. Rasmus Grobe (Grüne) fasst das Vorhaben unter dem Motto "Nutzen statt besitzen" zusammen. Er finde die Vorlage "natürlich gut", wünscht sich jedoch eine konkrete Zielvorgabe. Jens Richter möchte es hingegen etwas ruhige angehen. "Lasst uns mal abwarten, wie die Akzeptanz ist", fordert er. "Eine Schippe drauflegen können wir immer noch." Brockmann weißt in diesem Kontext noch einmal auf Zahlen der Verdener Kreisbau hin. Demnach besitze die Hälfte der Mieter kein Auto. Könnten künftig weitere Autos eingespart werden, blickt Brockmann in die Zukunft, müssten bei Bauvorhaben auch weniger Parkplätze eingeplant werden. Das wiederum wirke sich positiv auf die Mieten aus.

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Mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger

Positiv soll sich auch der Neubau der Eisenbahnüberführung über die Bundesstraße 215 (Bremer Straße/Hamburger Straße) auswirken. Denn im Bereich des Brückenbauwerks soll beidseitig ein 3,75 Meter breiter gemeinsamer Geh- und Radweg samt Sicherheitsstreifen entstehen – so verlangt es die Stadt nach Zustimmung des Rates. Bisher ist die Überführung für Radfahrer und Fußgänger ein Nadelöhr. "Wenn man da mit dem Rad lang fährt, bekommt man es mit der Angst zu tun", bringt Richter das Problem auf den Punkt. "Am Holzmarkt haben wir das Malheur", zieht Henning Wittboldt-Müller den Vergleich zu einem anderen Nadelöhr. Dort sei es versäumt worden, Radfahrern und Fußgängern mehr Platz einzuräumen. In Dauelsen solle sich das nicht wiederholen. Das sah auch der Rat so und stimmte unisono für die Forderung der Stadt.

Einigkeit herrschte auch bei der Sanierung der Kindertagesstätte der Domgemeinde. Das Gebäude sei marode, eine Sanierung "bitter nötig", wie Knut Heimisch (SPD) eindrücklich betont. Im Herbst soll ein Architektenwettbewerb starten. Die Stadt übernimmt die Gesamtkosten der Planungsphase in Höhe von bis zu 24.900 Euro.

Bezahlbare Friedhofsgebühren

Geld nimmt die Stadt künftig auch für die kirchlichen Friedhöfe (Johannis-, Wald- und Domfriedhof) in die Hand. 140.000 Euro sollen jährlich in die Pflege und Unterhaltung des Stadtgrüns sowie des kulturellen Erbes der Begräbnisstätten fließen. So sollen die Friedhofsgebühren für Angehörige von Verstorbenen bezahlbar gehalten werden. Durch die veränderte Beerdigungskultur gibt es immer mehr Freiflächen, die Pflege benötigen. Ünlü nutzt die Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass es in Verden keine Möglichkeit für eine muslimische Bestattung gibt. Viele Muslime, die vor 40 oder 50 Jahren nach Deutschland kamen, würden sich daher in ihren Heimatländern beisetzen lassen. 

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