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Hochwasser in Delmenhorst Sanierung des Hasberger Siels bietet Schutz für Jahrzehnte

In Delmenhorst wird das Hasberger Siel, ein historisches Wasserbauwerk, grundsaniert. Die Maßnahme soll den Hochwasserschutz in der Region für die kommenden Jahrzehnte sichern.
14.07.2025, 17:45 Uhr
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Sanierung des Hasberger Siels bietet Schutz für Jahrzehnte
Von Gerwin Möller

Als Baujahr für den Tunnel der wasserführenden Verbindung durch den Schutzdeich von Großer Brake zum Randgraben kann laut Unterlagen des Ochtumverbandes das Jahr 1871 angenommen werden. "Kein moderner Stahlbetonbau, sondern ein Wasserbauwerk, durch die Klinkersteine selbsttragend, in historischer Bauweise gemauert", zeigte sich Verbandsgeschäftsführer Matthias Stöver bei einem Ortstermin von "echter Handwerkskunst" beeindruckt. Bis Ende dieses Monats wird das Hasberger Siel grundsaniert, an diesem Montag erfolgte der Austausch der schadhaft gewordenen Stemmtore. Stöver mutmaßte, dass diese jeweils 2,20 Meter hohen und etwa einen Meter breiten Tore wohl zuletzt 1967 erneuert worden waren. Seinerzeit war aufgrund des fortschreitenden Siedlungsausbaus auch die Soltiefe des Kanals vertieft worden.

Hasberger Siel funktioniert ohne Pumpenleistung

Das Hasberger Siel ist ein wichtiger Baustein des Hochwasserschutzes im Bereich des Randgrabens. Ein rund 1000 Hektar großes Gebiet zwischen Hasbergen und Bremen-Grolland gilt als Überschwemmungsgebiet. Die landwirtschaftlichen Flächen werden im Winter als Polderflächen genutzt. Der Durchlass des Hasberger Siels reguliert den Abfluss des Randgrabens, sein Quellbereich liegt in Rethorn. Nach dem Schutzdeich mündet das Gewässer zweiter Ordnung in die Delme. Der von der nahen Weser ausgelöste Tidenhub beträgt dort rund zwei Meter. Alleine über einen Mechanismus schließt und öffnen sich die Stemmtore und regulieren den Wasserstand. Ein Schöpfwerk wird an dieser Stelle nicht benötigt.

Eigentlich: Denn damit die Bauarbeiter "trockenen Fußes" das Siel betreten konnten, musste das Wasser vorübergehend aufwendig abgepumpt werden. Die Pumpe mit einer Leistung von 3600 Litern pro Sekunde wurde am Deichfuß aufgestellt. Die Stahlverrohrung durch den Deich hat einen Durchmesser von 600 Millimetern, sagte Timo Semler vom Bremerhavener Ingenieurbüro Gralle & Partner. Mit der Bauausführung wurde die Firma Ludwig-Freytag aus Oldenburg beauftragt. "Wir haben großes Glück gehabt, dass es bei den Bauarbeiten keine Starkregen gab, sonst wäre die Baustelle beeinträchtigt worden", sagte Stöver. Das Siel in Hasbergen sorgt für den Hochwasserschutz auf einer Gesamtfläche von 20 Quadratkilometern.

500.000 Euro Kosten werden von Bund und Land getragen

Die Maßnahme kostet rund 500.000 Euro, "zu 100 Prozent wird die Finanzierung mit Küstenschutzfördermitteln des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz aus Landes- und Bundesmitteln gedeckt", so Stöver. Der Geschäftsführer erwartet, dass man nach der Grundsanierung des Hasberger Siels für die kommenden Jahrzehnte vor Hochwasserereignissen aus Richtung Stadtnorden gewappnet sei.

Zusätzlich zum Schutz vor Überschwemmungen durch Sturmfluten ist die Stadt Delmenhorst auch vor Hochwasserereignissen aus dem Landesinnern zu schützen. Anhaltende Regenfälle und Reste schmelzenden Schnees hatten in Niedersachsen zuletzt an Weihnachten 2023 an zahlreichen Flüssen die Überschwemmungsgefahr steigen lassen.

Dass die Menschen in Delmenhorst damals nichts von dem Hochwasser mitbekommen haben, ist der Delmetalsperre und ihrem Rückhaltebecken zu verdanken. Denn der Ochtumverband staut ein, sobald der Fluss mehr als neun Kubikmeter pro Sekunde mit sich führt. Das ist der Grenzwert, den die Delme maximal an Wasser mit sich führen darf. So ist es seitens der Stadt festgesetzt. Alles, was darüber hinausgeht, muss zurückgehalten werden.

Im Dezember 2023 war das Becken, das eine Fläche von 90 Hektar umfasst, laut Angaben von Stöver mit 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser zu zwei Dritteln gefüllt. „Wir hatten noch Luft nach oben“, sagt er. Die Hände in den Schoss legen könnten die Verantwortlichen in Delmenhorst – sprich die Stadt, die als Kommune laut Gesetz für den Hochwasserschutz zuständig ist – aber deshalb noch lange nicht.

Denn die Delmedeiche müssen dringend saniert werden. Wenn alles glatt läuft, können die Arbeiten im Herbst/Winter dieses Jahres beginnen. Davon geht der Geschäftsführer des Ochtumverbands, der die Trägerschaft für den Bau übernommen hat, aus. Die Sanierung der insgesamt drei Kilometer reichenden Deichlinie erfolgt „sehr heterogen“, so Stöver. In einigen Bereichen sei ein Teilneubau geplant. Das heißt, parallel zum bestehenden Deich soll eine neue Dammtrasse gebaut werden. Zwischen dem alten und neuen Deich entstehe dann Raum, in dem sich die Natur zu einer ökologisch wertvollen Auenlandschaft entwickeln kann. „Das gilt zugleich als Ausgleich- und Ersatzfläche“, so Stöver. In den Bereichen, wo alte Bäume stehen oder nicht genug Platz ist, wird der Delme-Deich mit Stahlspundwänden ertüchtigt. Auf diese Weise werde der Deich „standsicher“.

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