Die formschöne Glastrophäe hielt er etwas versteckt in einer Hand. Damian Schobert hatte sie als "Man of the Match" erhalten, also als der beste Spieler des Spiels. Kurz nach der 0:5-Niederlage im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli konnte sich der Torwart des SV Atlas Delmenhorst aber noch nicht so richtig über die Auszeichnung freuen. "Momentan ärgere ich mich mehr über das Eigentor", sagte Schobert und fügte nach kurzem Überlegen hinzu: "Mit ein bisschen Abstand wird aber sicherlich mehr Stolz als Enttäuschung da sein."
Von Schoberts Auftritt gegen den Zweitligisten bleiben mehrere starke Paraden in Erinnerung, aber eben auch das Slapstick-Gegentor zum 0:2. In der 59. Minute schlug der Keeper einen etwas verunglückten Rückpass von Nicolas Fenski nicht auf die Tribüne, sondern ging ins Dribbling gegen St. Paulis Stürmer Andreas Albers. Schobert geriet in Bedrängnis, Innenverteidiger Kerem Sari wollte helfen, machte aber alles nur noch schlimmer. Sari schoss Schobert an, und der Ball trudelte ins eigene Netz. Der Atlas-Keeper zeigte sich selbstkritisch: "Wir wollten mutig Fußball spielen. Das war vielleicht ein Dribbling zu viel, und dann war es ein Abstimmungsproblem." Von seinem Trainer Dominik Schmidt gab es dafür keinerlei Vorwürfe: "Das Gegentor war ärgerlich und damit war das Spiel entschieden, aber wir wollten mitspielen und die Bälle nicht immer nur lang nach vorne schlagen. Dann kann so etwas passieren."
Blitzartiger Reflex nach Irvine-Kopfball
Dass die Partie gegen den großen Favoriten so lange offen war, lag auch an Damian Schobert. Bereits in der fünften Minute rettete er erstmals per Fußabwehr gegen Albers. Seine stärkste Parade zeigte der 24-Jährige in der 18. Minute, als er einen Kopfball von Jackson Irvine aus kurzer Distanz mit einem blitzartigen Reflex abwehrte. Über die gesamte Spieldauer war Schobert immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. "Was er in der ersten und zweiten Hälfte rausgepflückt hat, war der Wahnsinn", staunte Florian Urbainski, Co-Trainer des SV Atlas und früher selbst Torwart. Schmidt betonte: "Dass er ,Man of the Match' geworden ist, war absolut verdient."
Schobert, der vor der Saison vom Bremer SV zu Atlas gewechselt ist, wollte allerdings gar nicht über seine Paraden sprechen und lobte lieber die Teamkollegen: "Die Mannschaftsleistung war super. Ich ziehe den Hut vor den Jungs." Mit seiner eigenen Darbietung ging der Torwart eher kritisch um. Der Freistoß zum 1:0 durch Eric Smith war zwar sehr gut getreten, laut Schobert aber nicht unhaltbar: "Der Abdruck ist nicht so perfekt von mir. An einem sehr guten Tag kriegt man vielleicht eine Hand dran."
Nach der ersten Enttäuschung über die Niederlage dürfte jedoch auch beim selbstkritischen Torwart der Stolz auf eine starke Leistung gegen einen übermächtigen Gegner überwiegen. "Ich muss da erst einmal ein, zwei Tage drüber schlafen. Wir genießen jetzt den Tag als Mannschaft. Wenn der abgeschlossen ist, ist man auch persönlich bestimmt sehr stolz darauf", sagte Schobert. Die formschöne Glastrophäe, die er am Sonnabend erst gar nicht so richtig beachtete, wird ihn jedenfalls immer daran erinnern, dass er gegen den FC St. Pauli viele Bälle gut gehalten hat.